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Ein Bierchen, bitte: Auf der Cranger Kirmes gehört dieser Satz zum Standardrepertoire. Doch die aktuelle Weltlage, als auch viele andere Faktoren, sorgen dafür, dass Schausteller ihre Preise anheben müssen. Albert Ritter erklärt, wie der Preis zustande kommt und welche Faktoren es gibt.

Schaustellerpräsident Albert Ritter erklärt die Hintergründe

Das Dilemma mit den Kirmes-Bierpreisen

Albert Ritter, langjähriger Schausteller, Präsident des Deutschen Schaustellerverbandes sowie Dauergast auf der Cranger Kirmes, sitzt auf einer Bank in seinem Biergarten "Zum Ritter". Er schaut nachdenklich. Der Biergarten hat Mitte Juni 2024 bereits eröffnet (halloherne berichtete), doch bereits kurz nach der Berichterstattung wenige Tage zuvor, kamen einige kritische Stimmen auf.

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Der Grund: Die aus Sicht der Facebook-Kommentatoren hohen Bierpreise. Von „Abzocke“ war hierbei mehrfach zu lesen, andere Nutzer sprachen davon, einen großen Bogen um den Ritter-Biergarten zu machen. Das hat Ritter stark belastet.

Zur Erinnerung: 2024 werden dort für 0,25 Liter Gerstensaft 3,50 Euro fällig. Das ist natürlich nicht gerade günstig. Aber: Alles hat seinen Preis und auch seine Gründe. Deshalb bat Albert Ritter halloherne zum Gespräch, um die Kosten und die Hintergründe zu erklären - auch im Namen aller übrigen Schausteller, die vor allem einen gastronomischen Betrieb führen, da alle dieselben Probleme haben und keiner mehr sehr günstige Preise anbieten kann.

Preise setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen

„Wir Schausteller halten nicht den Finger in die Luft, um die Preise für beispielsweise ein Glas Bier festzulegen. Wir haben kalkulatorische Preise“, merkt der 71-Jährige an. Diese setzen sich laut Ritter so zusammen: „Zum einen gibt es Herstellungskosten, das Standgeld ist je nach Ort unterschiedlich, wir zahlen hohen Baustellenstrom und wir haben durch die Fahrten und Transporte zu unterschiedlichen Städten hohe Benzin- und Dieselkosten.“

Der Biergarten

Beim letzten Punkt merkt er vor allem den Unterschied zum „stehenden“ Gewerbe an, also beispielsweise einer Kneipe oder einem Restaurant in einem festen Ladenlokal. „Wir Schausteller fahren unsere Karussells und Gastroanlagen jede Woche von A nach B und dann weiter nach C. Wenn Restaurantbesitzer jede Woche ein Umzugsunternehmen inklusive Möbelpacker beauftragen müssten, wären die Preise dort auch deutlich höher.“

Kranwagen, Toiletten, Lkw und vieles mehr

Zudem sei die Haftpflichtversicherung für einen Kirmesbeschicker um ein Vielfaches höher, zählt der Schaustellerpräsident auf. Hinzu kommen Kosten für vorhandene Kranwagen, Gabelstapler, Toilettenwagen, Wohnwagen und nicht zuletzt die Anschaffungskosten für Lkw und Transporter. „Allein ich habe 32 zugelassene Anhänger, die jedes Jahr zum TÜV müssen“, schildert Albert Ritter.

Mit dieser Masse ist er naturgemäß nicht alleine. Keine zehn Meter von seinem Biergarten entfernt steht das große Bayern Festzelt vom Bremer Wirt Jan Patrick Wolters. Er erzählte kürzlich im halloherne-Gespräch von 40 Transportern, die rund 1.000 Tonnen Material nach Crange bringen (halloherne berichtete). Nicht nur deshalb, aber auch, hat er sich für einen Bierpreis im 0,4 Liter Glas von 6,20 Euro festgelegt - die Maß mit einem Liter kostet 13,80 Euro. Deshalb sagte er schon von sich aus Mitte Juli: „Mir ist bewusst, dass ich mit diesen Preisen vermutlich der teuerste Anbieter sein werde.“

Kürzere Wege senken die Kosten

Wenn man kürzere Wege und mitunter auch weniger Material zu schleppen hat, wirkt sich das im Normalfall auch auf die Preise aus. So hat Oskar Steinmeister mit seinem Steinmeisters Bierpavillon wohl die kürzeste Anreise, ähnliches gilt für die Mexo Bar. Neu ist der Biergarten „M3 Cranger Treff“ von Marius Morck (halloherne berichtete). Dazu gibt es beispielsweise noch den Biergarten „Zum Lieblingsmensch“ an der Hauptstraße und das Tiroler Almhüttendorf.

Albert Ritter ist nicht nur selbst Schausteller, sondern auch Präsident des Deutschen Schaustellerverbandes.

Zurück zum Essener Albert Ritter. Er betont, dass vor allem die Gastronomen seit einiger Zeit vor einem weiteren großen Problem stehen: Dem Personalmangel. „Unsere Mitarbeiter müssen bezahlt werden, der Lohn muss auch attraktiv sein, um zu kommen und dann dabei zu bleiben“, schildert er. Über 40 Leute beschäftigt er. „Da ich zum Beispiel noch Live-Musik anbiete, muss ich die auch über den Bierpreis finanzieren. Ebenso zahlen alle Schausteller ihren Anteil am Feuerwerk, an der Gefahrenabwehr und am Sicherheitsdienst.“

Hoffnung auf Verständnis der Besucher

Deshalb hofft er auf Verständnis der Crange-Besucher, dass sich durch Inflation, höhere Einkaufspreise, einem höheren Lohn und den bereits aufgezählten Punkten in den großen Schaustellerbetrieben kein Bier mehr für 1,50 Euro verkaufen lässt. Gleichzeitig weiß er auch: Es gibt viele Kirmes-Fans, die sich über die verschiedenen Biergärten-Angebote freuen und für „ihre“ Kirmes sich trotz der angespannten Lage keine großen Gedanken machen und vor allem keine öffentliche Kritik äußern. Schließlich ist Crange nur einmal im Jahr.

Montag, 29. Juli 2024 | Autor: Marcel Gruteser
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