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Protest des Bündnis Herne.

Sie werden immer weniger

Das bunte Herne, es lebt

Der Protest gegen den Marsch der selbsternannten 'besorgten Bürger' durch unsere Stadt geht auch nach dem Wechsel des Wochentags ungebremst weiter - jetzt halt nur donnerstags. Das Herner Bündnis hatte wieder auf den Robert-Brauner-Platz eingeladen und rund 250 Menschen versammelten sich am Donnerstag (6.2.2020) und zeigten gemeinsam Flagge gegen die Nazis. Zuvor nahmen rund 120 Christen auf dem Kirchplatz der Kreuzkirchengemeinde gemeinsam an dem Open-Air-Friedensgottesdienst teil. Der wurde von dem katholischen Pfarrer Thomas Poggel und vom evangelischen Pfarrer Uwe Leising gehalten. Pfarrer Uwe Leising ging in seiner Predigt auf das Matthäus - Kapitel 2. - Die Weisen aus dem Morgenland - ein und übertrug die Geschichte in die heutige Zeit. Wie es den Männern, die ja bekanntlich aus dem Osten kamen, wohl in der heutigen Zeit ergehen würde?

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Besucher des ökumenischen Friedensgottesdienstes vor der Kreuzkirche.

Auf dem Robert-Brauner-Platz hatte das Bündnis zwei Redebeiträge für diesen Abend angekündigt. Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde in Röhlinghausen trat als erster ans Mikrofon und erklärte allen Teilnehmer, dass er ein besorgter Bürger sei, halt nur nicht ein selbsternannter. Er mache sich Sorgen über so viele Dinge und weiß manchmal nicht wohin damit. Einige seiner Sorgen sind: die Vielzahl an Straftaten mit faschistischem Hintergrund; Juden die eine Kippa tragen, oder Mädchen die ein Kopftuch tragen werden auf offener Straße bespuckt; wenn offen gesagt werden kann, Homosexuelle gehören ins Gefängnis; wenn gesagt werden kann, das Pack erschießen oder nach Afrika zurückschicken; wenn gesagt wird, wir haben jetzt so viele Ausländer hier, dass es sich schon lohnt ein Holocaust-Mahnmal zu errichten, wenn die Pegida in die Mitte der Gesellschaft rücken kann. Und er schloss mit den eindringlichen Worten: „Wir dürfen uns von diesen Ängsten nicht leiten lassen! Darum sind wir hier. Ich danke euch allen, dass ihr hier seid.“

Der nächste Redner war Rolf Dymel vom Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne. Und er erzählte in seiner Rede von den Gräueltaten der Nazis damals. Er erzählte von einer NSDAP-Kundgebung vor 1.000 Menschen, bei der am 30. Januar 1933 der Satz fiel: „Mit dem heutigen Tag, wird der soziale Staat - der Staat der Arbeiter proklamiert - und wehe dem, der sich dem widersetzt. Wer die nationalsozialistische Bewegung nicht anerkennt, der hat das Recht auf Leben verwirkt." - und so ist es ja auch gekommen. Das Polizeipräsidium wurde besetzt und aus dem Gefängnis wurde in den folgenden Jahren ein Ort des Schreckens. Seit gut einem Jahr gibt es eine Initiative, die aus dem Polizeigefängnis eine Mahn- und Erinnerungsstätte als Lern- und Erinnerungsort machen möchte. Einen Ort, an dem sich erinnert werden kann, an die Verfolgten und die Opfer: Aber auch an die Mitläufer, die Mittäter ohne deren Mitwirkung die Nazis ihr Geschäft gar nicht hätten durchziehen können.

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Gegendemonstranten erwarten die „Spendenläufer

Im Anschluss an die Reden ging es wieder Richtung Post- / Ecke Bahnhofstraße. Hier sollte der Marsch der Nazis vorbeiführen. Die Gruppe der Schirme hatte sich schon positioniert und ihre Banner aufgespannt. Durch die wartende Menge kursierten die unterschiedlichsten Zahlen: 15, 65, 22...keiner wusste etwas genaues. Also hieß es weiter warten, bis die 'Spaziergänger' den Weg vom Bahnhof hierher gefunden hatten. Denn auch diese Vermutung machte - ähnlich einer stillen Post - die Runde: „Die haben sich verlaufen.“ Wie es auch gewesen sein mag, nach einer längeren Wartezeit zogen sie an den Gegendemonstranten vorbei. Allerdings waren nicht wenige Menschen enttäuscht: „Ich habe gar keinen gesehen.“ Ja, stimmt, das war schwierig. Nur wer in einer der ersten Reihen stand, konnte einen Blick auf sie erhaschen. 33 waren es an diesem Donnerstag, die begleitet von einer Vielzahl an Polizei durch die Innenstadt zog.

Aufkleber des Bündnis Herne.
| Quelle: halloherne