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Initiatorin des Wärmebus Frauke Wichard, eingerahmt von v.l Mondritter Volker Lange und Horst Schröder. Als Dank benennt Frauke Wichard die Essensausgabe ab sofort: 'Ritter-Tafel'.

Auch künftig gibt’s am 'Buschi' warmes Essen und menschliche Wärme

Dank der Mondritter: Wärmebus vorerst gerettet

Es ist ein Hilfsprojekt für die Ärmsten der Armen – und es stand auf der Kippe, weil nicht genug Geld da war: Immer dienstags bietet der Wärmebus des DRK Herne/Wanne-Eickel am Buschmannshof in Wanne heiße Suppe und Kaffee für Obdachlose und andere Menschen an, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hat. Zwischenzeitlich sah es düster aus für das so wichtige Projekt. Doch die gute Nachricht vorab: Dank Unterstützung der Mondritterschaft Wanne-Eickel, einem Verein aus sozial engagierten Menschen, kann es erst einmal weitergehen.

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Aber der Reihe nach. Eine kleine Gruppe von engagierten Ehrenamtlichen hat sich um Frauke Wichard zusammengefunden und bietet seit dem 1. März 2023 einmal in der Woche eine heiße Suppe und Kaffee. Und zwar das gesamte Jahr über: Dienstag für Dienstag – egal ob es stürmt, schneit oder die Sonne scheint.

Ein offenes Ohr finden

Dafür stellt das Rote Kreuz nicht nur den Bus zur Verfügung, sondern im DRK-Altenhilfezentrum wird auch die Suppe gekocht, die hier ausgegeben wird. Ziel der Aktion am „Buschi“‘ ist es, einen wertfreien und niederschwelligen Begegnungsort zu schaffen, an dem die betroffenen Menschen nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein offenes Ohr für ihre Sorgen finden. Denn Armut und Obdachlosigkeit sind Schicksale, die viele treffen können.

Der Wärmebus vom DRK kommt jeden Dienstag zum Buschmannshof und eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen verteilt heiße Suppe und Getränke an Menschen, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hat.

Beim Besuch von halloherne am DRK-Bus im Februar 2025 nimmt sich die Initiatorin der Aktion, Frauke Wichard, ein wenig Zeit für ein Gespräch. Allerdings ist das nicht so einfach, denn ihre Zeit ist knapp bemessen: Schließlich ist sie die gute Seele des Projekts. Die Menschen warten nicht nur auf die warme Suppe, sondern auch auf Frauke, die hauptberuflich als Flugbegleiterin arbeitet und ihren Arbeitsplan seit zwei Jahren „um die Dienstage herum bastelt“.

Frauke hat für jeden ein offenes Ohr

Hier geht es um mehr als nur um die Essensausgabe: Frauke hat für jeden ein offenes Ohr. Sie kennt die Menschen nicht nur mit Namen, sondern weiß auch um ihre Schicksale und wird von vielen gleich in Beschlag genommen. So ist hier ein Ort der Gemeinschaft entstanden, an dem Menschen sich austauschen und gegenseitig unterstützen.

25 bis 50 Menschen sind es, für die der Dienstag ein fester Termin geworden ist, erzählt Frauke. „Es kommen mal mehr, mal weniger, je nachdem wo wir im Monat stehen.“ Denn: Je weniger vom Monat übrig ist, desto größer sei der Andrang.

Das DRK kocht, spendet das Essen und stellt den Bus zur Verfügung. „Ohne das Rote Kreuz würde es nicht funktionieren“, erzählt Frauke. Doch die finanziellen Mittel sind aufgebraucht. Deshalb stand das Projekt auf der Kippe. Aber Frauke wäre nicht Frauke, wenn sie sich nicht auf die Suche nach Institutionen, Firmen, Vereinen und auch Privatpersonen gemacht hätte, die diese wertvolle Arbeit unterstützen. Das DRK hat zugesichert, das Essen zu kochen und dass der Bus genutzt werden kann. „Aber die Zutaten fürs Essen konnten sie nicht mehr zur Verfügung stellen“, so die Initiatorin.

Künftig gibt es Essen an der „Ritter-Tafel“

Die Mondritter von Wanne-Eickel: v.l. Mustafa Kandil, Volker Lange, Gerd Herzog, Horst Schröder und Frank Tocholski.

Als die Mondritter um Horst Schröder von dieser schwierigen Situation erfuhren, sprangen sie spontan ein – wie so oft. Der Verein sagte zu, die Essenskosten für das Jahr 2025 komplett zu übernehmen. Das freute Frauke so sehr, dass sie der Aktion ab sofort einen Namen verpasste. Und was lag da näher, als den Namen „Ritter-Tafel“ zu wählen.

Es soll aber nicht allein beim Essen bleiben, wie die Rittersleute Volker Lange und Horst Schröder beim Ortstermin verraten. Sie wollen an besonderen Tagen, wie zum Beispiel Weihnachten oder Ostern, auch ein besonderes Essen beim DRK ordern. Dafür würden sie noch einmal in die ritterliche Schatztruhe greifen und das Mahl bezahlen.

Der erste Tag mit einer Besonderheit soll der 1. April 2025 werden – der Tag, an dem vor 99 Jahren die Stadt Wanne-Eickel „geboren“ wurde. „Wir werden eine kleine Geburtstagsparty mit den Gästen der Tafel feiern“, freuen sie sich schon jetzt. „Ähnlich wie bei der Unterstützung des Café 22 (eine Anlaufstelle für sucht- und psychisch erkrankte Menschen, die Red.) sollen die Gäste zum Beispiel einen dm-Gutschein erhalten.“ (halloherne berichtete)

Es sind so viele Schicksale

Frauke Wichard und ihr Team freuen sich jedenfalls darauf, auch in Zukunft ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu zaubern. „Für mich sind sie ein wenig wie meine Kinder. Ich höre ihnen zu. Und bei vielen sehe ich direkt, wenn etwas nicht stimmt. So wie der Ferdinand da“, sagt Frauke und zeigt auf einen älteren Mann, der den Arm etwas abgewinkelt hält. „Er hat wahrscheinlich den Arm gebrochen. Den muss ich gleich zum Arzt schicken. Oder der Philipp, der leider permanent zu viel Alkohol zu sich nimmt, ihm stehe ich auch, soweit es geht, ein wenig bei. Oder der ukrainische Mann dort. Er kommt mit seiner Frau regelmäßig, er hat jetzt etwas Deutsch gelernt und fragt höflich nach einer Suppe und freut sich auch, dass er nun endlich danke sagen kann. Ach, es sind so viele Schicksale...“

Und was sagen die Menschen selber, für die sie sich so einsetzt?

André (55), regelmäßiger Gast am Wärmebus, weiß das Angebot zu schätzen: „Ich habe seit meiner Zeit bei der Bundeswehr keinen so guten Eintopf mehr gegessen“, schwärmt er. Für ihn sei der Dienstag auch wichtig, da er hier „Leute zum Quatschen trifft“. Er hat eine Wohnung in Eickel, allerdings ist sie im Augenblick ohne Strom. Er ärgert sich: „Ich habe mich bei den Stadtwerken gemeldet und um zwei Tage Aufschub gebeten – sie haben mir trotzdem den Saft abgedreht.“

Lukasz ist 42 Jahre alt und heute eher zufällig hier am Buschi. „Ich habe von diesem Angebot zufällig erfahren und finde es wunderbar. Die Leute hier machen eine super Arbeit und ich werde wiederkommen.“

Mona ist ebenfalls regelmäßige Besucherin am DRK-Wärmebus. Sie arbeitet auch im Café 22 und findet: „Das hier ist ein tolles Angebot. Es ist eine super Hilfe, für die unterschiedlichsten Menschen. Solche niederschwelligen Angebote müsste es viel mehr im Stadtgebiet geben.“

Ganz wichtig

Spenden werden auch weiterhin benötigt, um den Wärmebus in den kommenden Jahren betreiben zu können. Wer dieses Projekt mit einer Geldspende unterstützen möchte, kann sich direkt mit dem DRK in Verbindung setzen. E-Mail: .

Aber Frauke sucht auch Menschen, die sich vorstellen können, tatkräftig mitzuhelfen. Bitte ohne Vorurteile und möglichst pragmatisch. Das ist ihr wichtig, denn: „Wir haben keinen Erziehungsauftrag, sondern wir stehen den Leuten hier helfend zur Seite.“

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Das sorgt für Kopfnicken in der Runde. Oder wie es Patricia sagt: „Ich komme weniger fürs Essen hierher. Ich freue mich über die Kontakte – und darüber, dass ich hier meine Probleme besprechen kann. Frauke hilft uns, wo sie nur kann.“

Sonntag, 16. Februar 2025 | Autor: Carola Quickels