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„Mein Name ist Hase“ und „Frosch“ lauten Titel ihrer Aquarelle im Hintergrund: Cara Lila Bauer verabschiedet sich mit einer kunterbunten, aber keineswegs naiven Fröhlichkeit aus Herne.

Fröhlicher Abschied

Cara Lila Bauer im Kunstpunkt

Die 1964 in Freudenstadt geborene Malerin und Farbdesignerin Cara Lila Bauer wird Ende dieses Jahres in ihre Heimat, den Schwarzwald, zurückkehren. Die amtierende Vorsitzende des Herner Künstlerbundes HKB ’90 verabschiedet sich von unserer Stadt mit einer spektakulären Aktion im öffentlichen Raum und der ersten Ausstellung seit dem Lockdown-Beginn im November 2020 in der HKB-Galerie Kunstpunkt in Sodingen.

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In Unser Fritz entsteht gerade ein 75qm großes Wandgemälde mit phantastischen Tieren und Pflanzen, aber auch heimischen Motiven vom Emscherbrücher-Dickkopp über einen Zechen-Förderturm bis hin zum Cranger Kirmes-Maskottchen Fritzchen. Es ziert eine Mauer der neuen Jugendverkehrsschule und wird nach mehrwöchiger Arbeit demnächst fertiggestellt sein. Eine offizielle Einweihung der lebensfroh-bunten Wand steht freilich noch in den Sternen nach dem städtischen Schildbürgerstreich mit den viel zu großen Verkehrsschildern (halloherne berichtete).

Imaginär und literarisch

„Über den Wolken“ schweben allerlei skurrile Phantasiegestalten in Cara Lila Bauers Aquarell.

Imaginär und literarisch“ lautet der Titel der Einzelausstellung im Kunstpunkt an der Mont-Cenis-Straße 296 neben dem Sodinger Hochbunker, die mit über vierzig im vergangenen Jahr entstandenen Arbeiten Cara Lila Bauers am Sonntag, 29. August 2021, um 11:30 Uhr eröffnet wird. Musikalisch umrahmt vom Gitarristen Norbert Müller wird der Herner Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann einführende Worte sprechen. Es sind intuitive Arbeiten, bei denen der Zufall (Farbverlauf der Tusche) eine große Rolle gespielt hat.

Mit ihren Aquarellen, Acrylarbeiten und Buchobjekten schafft die Künstlerin zum Abschied aus ihrer jahrzehntelangen Wahlheimat kunterbunte, geradezu kindlich-überschwänglich fröhliche Phantasiewelten, die in ihrer überwiegenden Mehrzahl figurativ sind und stets einen Realitätsbezug aufweisen. Wie gleich zu Beginn des Rundgangs linkerhand die Mischtechnik „Die Wölfe kommen wieder“ oder die beiden mit Tusche und Gelstift ergänzten Aquarelle „Living in a box“ und „Notstrom“, die sich explizit auf den Pandemie-Lockdown beziehen. Selbst bei „Feuer und Wasser“, entstanden in der Zeit der großen Waldbrände 2020 in Kalifornien, wird der Hoffnung Raum gegeben, hier in Form von großen Wassertropfen, die auf die feuerrote Erde fallen.

Skurrile „Fabelwesen“ tummeln sich in ihren Arbeiten und ein komischer „Herr Kauz“, bei „Game Drive“ werden Touristen-Expeditionen in die afrikanische Wildnis thematisiert und bei „Fozzybär“ stand der schmerzunempfindliche Stand-Up-Comedian der Muppet Show Pate. Auch ein farbenprächtiger LSD-Traum steht neben zahlreichen märchenhaften Wimmelbildern, die eigene Geschichten im Kopf evozieren und daher zum längeren Verweilen einladen. Wer sich darauf einlässt, wird etwa in „Hasenfuß“ fliegende Backenzähne entdecken.

Es darf auch kitschig sein: der süße „Fiffi“ nimmt ein Bad mit Bärchen statt Quietsche-Enten.

Als Rückblick auf ihre eigene Werkgeschichte hat Cara Lila Bauer mit „Gläserne Stadt“ und „Stadt aus Glas“ zwei Arbeiten perspektivischer Architektur beigesteuert, die sie selbst als Experiment begreift, das nicht so geglückt ist: Acryl eignet sich für kubische Formen besser als Tusche. Alle Arbeiten sind auf Falconboard aufgezogen, weißen Wabenplatten aus Pappe, und mit Schutzlack überzogen, auch ihre fünf Papiercollagen, in denen sie literarische Texte neu zusammengestellt hat. Schließlich elf Art Cubes, Papiercollagen auf Zigarilloschachteln, welche man – als absolute Ausnahme – auch in die Hand nehmen darf: dann kann der Betrachter zumindest akustisch wahrnehmen, dass einige der mit Acryl bemalten Würfel nicht hohl sind.

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„Imaginär und literarisch“ läuft noch bis zum 26. September 2021 und Cara Lila Bauer hat versprochen, zu den Öffnungszeiten (Mittwoch und Sonntag 15 bis 18 Uhr) interessierte Besucher persönlich durch ihren bezaubernden Kosmos zu führen, der sowohl leicht gruselige („Menschlein“) wie ausgesprochen kitschige („Fiffi“) Facetten aufweist. Es gelten die 3-G-Coronaregeln (geimpft, genesen, getestet).

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  • Sonntag, 29. August 2021, um 11:30 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann