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Zuerst ist es online häufiger die große Liebe, doch manche Personen tappen nur in die

Weißer Ring informierte über die Abzocke mit der Liebe

Betrug mit 'Romance Scamming'

Betrug im Internet, im allgemeinen meist Cyberkriminalität genannt, wächst - vor allem im Corona-Jahr 2020 (halloherne berichtete). Passend zur Herner Frauenwoche (halloherne berichtete), die noch bis zum 21. März 2021 dauert, informierte die Außenstelle Herne des Weißen Rings über ein bekanntes, aber nicht oft offen besprochenes Thema: Romance Scamming, zu deutsch Liebesbetrug.

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Dabei geht es dort auf keinen Fall um Liebe, sondern nur um Geld. Brigitte Grüning, Außenstellenleiterin vom Weißen Ring in Herne und Lothar Schulz, ehrenamtlicher Mitarbeiter, informierten rund ein Dutzend Teilnehmer in einer Videokonferenz über das Thema. Ebenfalls digital dabei war Cordelia Neige von der Gleichstellungsstelle. Sie merkte an, dass dieser Vortrag schon für die 2020er Ausgabe der Frauenwoche geplant war, aber aufgrund des frühen Lockdowns verschoben wurde: „Es nun online zu machen, ist ein großes Wagnis, aber auch ein tolles Angebot.“

Verschiedene Arten von Betrug

Lothar Schulz erläuterte zunächst, dass es neben Romance Scamming auch noch Arten wie Job Scamming (z. B. gefälschte Stellenanzeigen und falsche Legitimationen bei Auswahlverfahren über das Internet), Wohnungs- und Immobilien-Scamming (niedrige Angebote zum Locken und Mieten/Kautionen im Voraus) oder gefälschte Schecks gibt.

„Beim Romance Scamming beginnt es mit einem harmlosen Chat oder Flirt bei Onlineportalen. Gerade in der Corona-Zeit, in der soziale Kontakte sehr beschränkt sind, greifen viele Menschen darauf zurück und tappen so öfter in die Falle“, erläutert Schulz. „Schnell haben die Betrüger das Bestreben, auf eine andere Seite, in ein Chatprogramm oder auf den Kontakt per Smartphone zu wechseln, damit die Gefahr niedriger ist, dass ihr Profil gesperrt wird. Außerdem haben alle gemeinsam, dass der Unbekannte eine außergewöhnliche Lebensgeschichte vorweist, meist mit einem anerkannten und seriösen Beruf.“ Als Beispiele sind hier oft Ärzte, Piloten oder Ingenieure zu nennen.

Ferner interessieren sich alle Ganoven für die finanziellen Verhältnisse der Opfer. Am Anfang leihen sie sich kleine Beträge und zahlen diese schnell zurück. Genauso werden oft Kopien von Ausweisen verlangt, um Konten zu eröffnen oder Papiere zu fälschen. „Heiratsschwindler wollen zudem möglichst schnell die Heirat. Dafür interessierten sie sich auch für die familiäre Situation und halten die Verwandten raus“, sagte Lothar Schulz.

Informierten über

Oft benutzen Betrüger nicht ihre eigenen Fotos, sondern gespeicherte aus dem Internet. Überprüfen kann man diese auf www.lovescammer.com oder www.romancescambaiter.de. Betroffene Frauen betreiben diese Seiten, um andere zu beschützen. Irgendwann will der Betrüger dann Geld aus ganz unterschiedlichen Gründen. „Oft gibt es die Mitleidsnummer“, berichtet Schulz. „Kommen aber vom Opfer Widerstand und Zweifel auf, wird der Druck nur erhöht und es wird auf das Herz gezielt, da die Opfer dann meist schon eine emotionale Bindung aufgebaut haben.“

Die meisten Opfer wären weiblich und zwischen 40 und 60 Jahre alt, aber auch jüngere Leute fallen darauf hinein. Für Bayern hat das Landeskriminalamt (LKA) im Jahr 2020 bei 550 Anzeigen eine Schadenssumme von rund neun Millionen Euro beziffert.

Dunkelziffer noch höher

„Die Dunkelziffer der Fälle ist noch höher. Viele wenden sich gar nicht an die Polizei, einerseits, weil die Schamgrenze aufgrund der Einsamkeit und Gefühlslage hoch ist, andererseits, weil sie denken, das Geld ist eh weg“, erläutert Brigitte Grüning. „In den vergangenen drei Jahren haben wir in Herne drei solcher Fälle betreut. 2020 gab es zum Glück, aber keinen uns bekannten Fall.“

Mit dem Vortrag und den Zuschauern war Grüning aber sehr zufrieden, sie und Schulz hätten mit weniger Teilnehmern gerechnet. „Online sind generell nicht so viele dabei. Es ist bei uns auch ein wenig wie bei den Anonymen Alkoholikern. Viele trauen sich nicht zuzuschauen, weil man denken könnte, sie wären betroffen.“

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Der Weiße Ring rät: Kein Geld an Menschen überweisen, die man nicht persönlich getroffen hat und misstrauisch bei Liebesbekundungen sein, ebenso die Bilder überprüfen. Opfer-Telefon 116 006, bundesweit kostenfrei, 365 Tage im Jahr von 7 bis 22 Uhr. Onlineberatung des Weißen Rings: www.weisser-ring.de/hilfe/onlineberatung.

| Autor: Marcel Gruteser
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