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Besuch bei Ex-Kuratoriumsmitgliedern

Aufgrund von acht Strafanzeigen der St. Elisabeth-Gruppe wegen "Veruntreuung von Stiftungsvermögen und ungerechtfertigter Bereicherung" ist die Bochumer Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität unter Federführung von Staatsanwalt Cieslak am Mittwoch (10.1.2018) aktiv geworden und hat "an zehn Orten" Wohnungen und Büros ehemaliger Mitglieder des früheren Kuratoriums der Stiftung Katholisches Krankenhaus Marien-Hospital durchsuchen lassen. Dabei wurden "Unterlagen beschlagnahmt, die jetzt ausgewertet werden," so Pressesprecher und Oberstaatsanwalt Dr. Paul Jansen.

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Viermal wurden die Ermittler in Herne aktiv, und einer der ersten Besuche galt dem früheren Chef des Marien-Hospitals, Jürgen Hellmann. Der schaltete umgehend seinen Rechtsanwalt Norbert H. Müller ein, der auf Anfrage mitteilte, sein Mandant habe berichtet, dass die Ermittler lediglich zwei Akten längst bekannnter arbeitsrechtlicher Auseinandersetzungen durchgeblättert hätten, nach einer Stunde gegangen seien und nichts mitgenommen hätten. "Weder ein Blatt Papier aus irgendeiner Akte noch das Laptop," so der Anwalt. Hellmann hatte in den letzten Jahren sieben fristlose Kündigungen wegen gegen ihn erhobener Vorwürfe erfolgreich arbeitsrechtlich beenden können.

Die acht Strafanzeigen richten sich gegen fünf Mitglieder des früheren Kuratoriums und gegen drei Firmen aus dem Umfeld des Kuratoriums in Bünde und Bottrop (2). Dabei geht es um einen von der St. Elisabeth-Gruppe bezifferten Schaden von insgesamt 4.479.769,82 Euro, die auch einen Steuerschaden von 668.349,30 Euro wegen des nach einem Prüfungsbericht der Finanzbehörden schuldhaft ausgelösten Verlustes der Gemeinnützigkeit der Stiftung (wir berichteten mehrfach ausführlich) beinhaltet.

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Dieser Schadenersatz ist auch Gegenstand einer Zivilklage der neuen St. Elisabeth-Stiftung vom 8. Dezember 2016, die zunächst "aus wirtschaftlichen Erwägungen" auf eine Million beschränkt wurde und beim Landgericht Bochum unter dem Aktenzeichen 3 O 377/16 geführt wird. Das Spektrum, der nach Auffassung der St. Elisabeth-Stiftung unrechtmäßig erlangten Leistungen "als Pflichtverletzung durch kollusives Zusammenwirken", reicht von der jahrelangen Umleitung einer insgesamt siebenstelligen Summe für den stellvertreteden Kuratoriumsvorsitzenden Dieter Doktorczyk auf das Konto einer Firma seiner beiden Söhne, weil der Vater wegen einer gegen ihn laufenden Pfändung nur einen pfändungsfreien Betrag von 1709 Euro bekam, bis hin zu Tribünenkarten für den FC Schalke 04 oder die Ausrichtung eines runden Geburtstags des Vorsitzenden für 21.000 Euro. Die von der Staatsanwaltschaft veranlassten Durchsuchungen dauerten bis in den frühen Nachmittag hinein.

| Autor: Helge Kondring