
Umsonst, draußen und ziemlich laut
Bestes Wetter beim 35. Spektakulum
Das 35. Rock-Spektakulum hatte am ersten Wochenende im September 2022 die Lacher auf seiner Seite. Nicht nur, dass die Menschen vom Musikertreff ein Jubiläums-Spektakulum feierten und den 40. Geburtstag des Musikertreffs, nein, es war auch bestes Festivalwetter. Die Sonne schien, es war nicht zu heiß und es ging ein laues Lüftchen: Jäckchen-Wetter würden die Wanner Kirmesfans sagen. So gingen die beiden Rock/Punk/Metal-Tage trocken über die Bühne - äußerlich auf jeden Fall.

Gewidmet: Jörg Günther
Auf dem altbekannten Gelände des Musikertreffs Stennert gaben sich die Musiker von 13 Bands das Mikrofon und die Trommelstöcke in die Hand und boten den Gästen an zwei Tagen Livemusik der Richtung Punk, Rock und Metal. Bei aller Liebe zur Musik vergaßen die Aktiven des Vereins nicht, wer den Verein Jahrzehnte lang mit aufgebaut hatte: Jörg Günther. Der Kümmerer ist vor einiger Zeit gestorben, ihm war dieses Jubiläums-Spektakulum gewidmet.
Nach alter Väter Sitte wurde auch in diesem Jahr das Festival von ruhigeren Klängen eröffnet: Um 16:30 Uhr betrat Lou Vox, sonst Frontmann der Band Kynski, solo die Bühne. In seinen Songs verarbeitet er so ziemlich alles, was ihm gerade in den Sinn kommt: von knallhart, gerade heraus bis zu Tiefsinnigem.
Polit-Prominenz zeigte sich auch

Unter die Gäste des ersten Tages mischten sich auch Oberbürgermeister Frank Dudda gemeinsam mit seinem ersten Bürgermeister Kai Gera und auch Sodingens Bürgermeister Mathias Grunert war dabei. Beim Pogotanzen wurden sie allerdings nicht gesehen. Sie standen in sicherer Entfernung zur Stennert-Bühne und sahen und hörten dem Treiben zu.
Als erste Band 'rockten' die Mannen von 'Huka Seitwärts Durch' die Bühne. Angetreten im Sommer 1982 den New Wave auf links zu ziehen, boten sie genau das am ersten Festivaltag: Standhafter Bass. Gitarre versus Akkorde. Trompete versus Keyboards. Auch wenn sie aus ihrer Sicht bei der Auftritts-Verlosung eine Niete gezogen hatten und sie schon am Nachmittag auf die Bühne mussten, ihr Auftritt war wieder ein Garant dafür, dass die Fans auch bei Sonnenschein aus dem Schatten kamen und den Platz vor der Bühne rockten.

Weiter ging es mit einem weiteren Herner Urgesteinen. Die Musiker um Bernd Schwarz - 'Metamorphosis' - brachten mit ihren Texten, geschrieben von Sängerin Anja Habijan und Bernd Schwarz, einmal mehr ihre musikalische Bandbreite auf die Bühne. Dazu Texte von persönlichen Krisensituationen, die ein jeder von uns erfahren kann. Dabei überraschten sie immer wieder musikstilistisch. Ihre Techniker Armin und Tim Ittermann sorgten dafür, dass der 5-köpfige Sound gut abgemischt war.
„Mekong Age“ folgte auf Metamorphosis. Die Band, die sich dem melodiösen, progressiven Heavy Metal verschrieben hat, wurde 2019 gegründet und erhielt ihren Namen, nachdem der ehemalige Mekong-Delta Sänger Wolfgang Borgmann und der Gitarrist, Songwriter und Tontechniker Artur Burlach aufeinandertrafen und musikalisch gleich auf einer Wellenlänge waren.
„Late Nite Society“ die fünfköpfige Combo, die für gradlinigen, ehrlichen, handgemachten Rock und Blues steht, eroberte als Nächstes die Bühne. Die Jungs aus Herne covern seit 2011 Songs unter anderem von Rose Tattoo, The Doors, The Cult oder ZZ Top.

Den ersten Festivaltag beendeten 'Kynski', die das elfte Mal bei einem Rock Spektakulum auf der Bühne standen. Das Programm der Band: Viel Tiefsinn in den Texten und kein Song gleicht dem anderen. Von der Thematik der Stücke noch immer eine Achterbahn und bloß nicht in irgendeine Schublade rein, das ist noch immer das Grund-Rezept von Kynski.
Punk eröffnete den zweiten Tag
Die Opener des zweiten Festivaltags brachten den guten alten Punk an den Stennert. Die Musiker von HRM 'Hell's Rotten Meat' lassen seit 2016 die Gitarren und das Schlagzeug scheppern und damit die alten Punk Klassiker als Cover wieder aufleben. So auch am Stennert. Die Spielfreude, die war den Jungs anzusehen, pardon natürlich auch der Frau, Helena Wawrzyniak, am Bass. Nach einer kurzen Umbaupause, in der eigentlich die Muschel wieder bespielt werden sollte, was aber kaum jemand mitbekam, gehörte die Bühne der Band „Spoilt“, die Hits von Joan Jett & The Blackhearts „I Love Rock'n'Roll“, den Onkels und Steppenwolf bis zu „Enter Sandman“ von Metallica coverten.

Voll wurde es vor der Bühne als Jungs von 'Helldecker' das Mikro übernahmen. Mit ihrem neuen Drummer Marco meldeten auch sie sich nach zweijähriger Pause zurück und brachten ihren Sleaze`n`Punk`n`Roll-Mix auf die Bühne. Andy Helldecker, der zugkräftige Frontman, gab dabei seine gewohnte und von vielen auch schon erwartete Show zum Besten und lockte vereinzelte Pogotänzer vor die Bühne, die die Menge mit einer Bierdusche 'erfreute'. Hier herrschte Stimmung pur.
Weiter ging es mit einem weiteren Stennert-Urgestein - 'A Parrotdies', die sich in diesem Jahr Verstärkung in Form der Dance Area mit auf die Bühne brachten. Die Gestalten der Nacht tanzten als Schatten über die Bretter und performten zu dem Stück 'Heaven's Stake'. Weiter ging es mit 'Der Gorilla vonne Kirmes', mit 'Polly Rockstoff' und 'Synchlora', bevor die Headliner des Abends 'Hardbone' die Bühne enterten und so gut wie alle Besucher den Rasen vor derselbigen füllten. Die Gäste aus Hamburg spielten Rock'n'Roll in der Manier der australischen Hard-Rock-Band AC/DC.

Veranstalter mehr als zufrieden
Im Gespräch mit halloherne zeigte sich der erste Vorsitzende des Musikertreffs - Kai Tiemann - mehr als zufrieden mit dem 35. Rock-Spektakulum. „Wir hatten schon gedacht, das Spektakulum im letzten Jahr war ein super Fest und eigentlich nicht zu toppen. Allerdings war das eine falsche Annahme. Wir sind alle super zufrieden mit dem Ablauf, der Anzahl der Gäste, der Technik, dem Videomitschnitt - es war einfach alles gut. Das Ärgerlichste waren in der Tat zwei Wespenstiche, die behandelt werden mussten", sagt Tiemann lachend. Ihm sei klar, dass bei solch einer großen Veranstaltung immer etwas gäbe, was nicht 100 prozentig sei, aber das gehöre zum Lerneffekt und kann im nächsten verbessert werden.
Auch die 18 Quadratmeter große LED-Wand, auf der das Geschehen von der Bühne übertragen wurde, sei ein voller Erfolg gewesen, dazu hätten sie nur positive Rückmeldungen bekommen. Möglich gemacht habe dies Fördermittel des Landesmusikrates, aber auch, dass so manch ein Sponsor im Jubiläumsjahr seine Förderung etwas erhöht habe.
Nach dem Fest ist vor dem Fest: Also wird sich in den nächsten Wochen zusammengesetzt und geschaut: „Können wir noch einmal ein Fest in dieser Größenordnung stemmen?“ Auch wenn es schwer zu schätzten sei: Tiemann schätzt, dass sich an den Veranstaltungstagen jeweils circa 1.500 bis 2.000 Gäste auf den Wiesen am Stennert tummelten.
