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Ein neuer Name für das Bayernzelt.

Rückkehr auf den Rummel am Kanal

Bayernzelt reloaded

Das Bayern-Festzelt ist in diesem Jahr wieder auf Crange. In den beiden zurückliegenden Jahren hatte an gleicher Stelle, wo über Jahrzehnte das Bayernzelt stand, ein großes Partyzelt mit dem Namen Glück-auf-Crange den Platz eingenommen. So richtig zufrieden war damit kaum ein Kirmesbesucher. Jan Patrick Wolters als neuer Festwirt versucht jetzt einen Neuanfang mit dem alten Bayernzelt. Die Fans der Cranger Kirmes Fans dürfte es freuen.

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Jan Patrick Wolters, Festwirt des Bayernzelt.

Als IT-Experte und Werbefachmann hat der 37-jährige Bremer das Unternehmen der Familie Hölzgen-Traber über viele Jahre betreut. Sechs Jahre nach dem schweren Autounfall des vorherigen Inhabers Uwe Hölzgen kam es dann Mitte 2017 zur Übernahme des Schaustellerbetriebs. Aufgrund der bisherigen Zusammenarbeit war es für Jan Wolters eine Herzenssache, die Bayern-Festhalle weiterzuführen. Nach und nach soll das Zelt renoviert werden. Inzwischen wurde die Fassade modernisiert und eine neue Galerie eingebaut. Bereits während des Cranger Weihnachtszaubers 2018 war Wolters mit der „Berghütte" vertreten. Hier ergaben sich Gespräche, die schließlich in einer Bewerbung für die aktuelle Kirmes mündeten.

Der Tankwagen mit 26.000 Litern Bier.

Ein Blick hinter die Kulissen des Festzeltbetriebs verrät schnell, dass es sich hier um eine sehr arbeitsintensive Vorhaben handelt: es sind rund 130 Mitarbeiter, die seit vielen Jahren dabei sind, so Wolters. „Viele von ihnen zählen schon zum Inventar", schmunzelt er. Da ist auf der einen Seite die Crew, die sich um den Auf- und Abbau kümmert. Dann gibt es die Securityfirma, die ebenfalls seit zwei Jahren mitreist. Das Gros der Kellner ist auch schon sechs, sieben Jahre dabei. Alle Mitarbeiter wohnen direkt am Festzelt in Wohncontainern in Einzel,- Zwei- und Mehrbettzimmern. Zur Verpflegung der Mitarbeiter hat der Festwirt eigens eine Köchin angestellt. In diesem Jahr steht erstmals ein Tankwagen mit 26.000 Litern Bier einer Sauerländer Brauerei neben dem Festzelt, um das häufige Wechseln der Bierfässer zu ersparen. „Das Bier wurde mit einer Temperatur von 2 Grad Celcius angeliefert und bleibt bis zum Ende der Kirmes frisch", weiß Patrick Wolters. Von dort werden Festzelt und Biergarten über 23 Leitungen mit dem Gerstensaft versorgt. Zudem sind bayerische Flaschenbiere im Ausschank.

Vicky Schmidt in ihrem Element.

„Wenn der Jan Leute braucht, bin ich dabei."

Auch Vasiliki Vicky Schmidt ist als Kellnerin auf Crange dabei. Die gebürtige Griechin lebt in Olpe und kellnert mit viel Herzblut in verschiedenen Festzelten der Republik. Angefangen hat sie 1986 als Vertretung für ihre damals 15-jährige Tochter Marry, die bei einem Schützenfest einen Ferienjob hatte. Und so ist sie dabei geblieben. Nun ist sie auch für Festwirt Wolters unterwegs und schleppt unermüdlich Speisenteller und Bierkrüge durchs Zelt. Ein wahrer Knochenjob, den die 67-Jährige gerne macht: „Solange ich laufen kann, bin ich dabei. Andere in meinem Alter würden so etwas nicht schaffen und staunen, wie fit ich bin. Ohne Laufen und Arbeit kann ich einfach nicht." Im Kollegenkreis ist sie sehr beliebt, gibt vor allem den Jüngeren Tipps und Tricks. „Ich bin die Mama oder Tante von allen", sagt sie augenzwickernd im Gespräch. Schade findet sie allerdings, dass unter der Woche nur vergleichsweise wenige Crangebesucher den Weg ins Festzelt finden und schon ist sie wieder unterwegs zu ihren Gästen an diesem späten Nachmittag. Mit beiden Händen trägt sie Gläser mit frisch gezapftem Bier und mehrere Teller mit Speisen von der Ausgabe ins Zelt. Vorbei an der Kollegin der Kasse, die das Zettelchen mit der Bestellung von der Wäscheklammer am Revers ihrer Dirndlschürze zupft.

Bayern à la Carte

Der Herr der Brezn, Haxn und Schwammerl: Gerriet Steinhauer aus Oldenburg.

Was Kellnerin Vicky und ihre Kollegen an Essen zu den Tischen der Gäste im Zelt bringen, stammt aus der Küche von Gerriet Steinhauer. Der Koch aus Oldenburg arbeitet mit seinem Catering-Unternehmen seit 2018 für den neuen Festwirt. Und das nicht nur auf Crange, sondern querbeet über die Festplätze des Nordens. Direkt im Anschluss geht es zum Pützchens Markt nach Bonn, wo schon die andere Hälfte des Bayernzelts aufgebaut wird. Neben der bayerischen Küche, die Steinhauer in einem Münchener Wirtshaus erlernt hat, hält er für jeden Kirmesbesucher und die Schaustellerkollegen ein täglich wechselndes Mittagstischangebot bereit. Wichtig ist ihm das, was er in der Küche verarbeitet. Das Fleisch etwa lässt er sich von seinem Händler aus Norddeutschland liefern: „Da schätze ich die Qualität und gebe gerne etwas mehr aus."

halloherne im Gespräch mit Jan Wolters

Wohin geht es nach Crange?

Jan Wolters: „Ein Teil meiner Mitarbeiter ist jetzt schon in Bonn und baut dort den Teil, den wir hier nicht einsetzen auf. Wir haben nur knapp 3 Wochen Zeit, um hier alles abzubauen und am Pützchens Markt wieder aufzubauen. Anschließend geht es in meine Heimatstadt zum Bremer Freimarkt. Ein ähnliches großes Fest wie hier. Da haben wir in 17 Tagen knapp 4 Millionen Besucher."

Elf Tage Crange sind eine Herausforderung. Wie sieht dabei Ihr Alltag aus?

Jan Wolters: Ich bin ab acht Uhr morgens im Zelt. Die gelieferten Waren und Getränke werden in Empfang genommen, Leergut wird abgeholt. Es gibt Nachbesprechungen mit den Mitarbeitern und der Security. Wir müssen das Zelt sauber machen und für den neuen Tag vorbereiten. Wochentags sind wir immer so bis zwei Uhr im Zelt und mit den Nacharbeiten beschäftigt. Am Wochenende geht es meist so bis fünf Uhr morgens. Das heißt aber nicht, dass ich dann ausschlafen kann. Ich stehe trotzdem wieder um acht Uhr im Zelt.

Wie setzt sich Ihr Team zusammen? Wie sind die Mitarbeiter untergebracht?

Jan Wolters: Wir haben immer feste Mitarbeiter für den Auf- und Abbau. Das Zelt wird auf 40 LKW von Ort zu Ort gefahren. Unsere Kellner reisen deutschlandweit immer mit und unsere Security-Firma nehme ich auch seit zwei Jahren überall mit hin. Das Gros arbeitet schon sechs, sieben Jahre bei uns. Mit einem eingespielten Team lassen sich die Abläufe für alle vereinfachen. Wenn lokale Mitarbeiter hinzukommen, so sind es in erster Linie hauptberufliche Kellner. Hier handelt es sich um einen Knochenjob – die Kellner schleppen mitunter ihre 12 bis 14 Maß Bier mit einem Gewicht um die 30 Kilo. Andere Aushilfskräfte bilden eher die Ausnahme und werden nicht im Service eingesetzt. Alle Mitarbeiter schlafen hier in einer kleinen Containerstadt neben dem Zelt. Wir haben da auch unsere Büros, Wohnwagen und Container, so dass wir keine weiten Wege haben. Wenn wir alle Mitarbeiter zusammenzählen kommen wir auf ungefähr 130 Personen, die für uns arbeiten. Da unsere Mitarbeiter in Schichten eingeteilt sind unternehmen sie in ihrer Freizeit genauso Aktivitäten, wie alle anderen auch. Sie spielen Karten, gehen in die Stadt oder über den Platz und nutzen die Fahrgeschäfte der Kollegen.

Welche Speisen und Getränke bieten Sie an?

Jan Wolters: Wir haben die Klassiker, die man so kennt. Wir haben Haxen, Händl, Enten. Wir haben Leberkäs, Semmeln, Brotzeitplatten, also bayerische Küche. Wir bieten aber auch für Schaustellerkollegen und Gäste unsere Mittagskarte an.

Die Cranger Kirmes im Vergleich zu anderen Volksfesten: was macht sie aus?

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Jan Wolters: Ich persönlich bin ja erst seit zwei Jahren mit dem Zelt unterwegs. Kenne aber schon ein paar Städte. Ich war früher schon Gast in Herne. Ich finde, dass Herne ein toller Platz ist. Er ist wirklich riesengroß und es ist immer wieder schön, hierher zu kommen. Wir als Bremer kennen immer nur die Winterkirmes. Sie findet halt im Oktober und November statt und es war eine große Überraschung, eine Kirmes im Sommer zu erleben. Während unserer Winterkirmes ist es meist kalt und regnerisch und es ist toll so etwas im Sommer mitzumachen.

| Autor: Stefan Kuhn und Heike Ratsch