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Daniel Jeroma, Merten Schroedter und Gloria Iberl-Thieme (v.li.) in „Der Mensch erscheint im Holozän“ am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier.

Max Frischs „Holozän“ am Musiktheater im Revier

Assoziative Sturzbäche

Ist es eine Katastrophe, wenn ein Bergdorf durch Dauerregen weggespült wird? Alles eine Frage der Perspektive, meint Max Frisch in „Der Mensch erscheint im Holozän“: „Die Natur kennt keine Katastrophen.“

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Der Schweizer Schriftsteller verschneidet in seiner 1979 erschienenen Erzählung collageartig die Überlebensversuche des Protagonisten Herrn Geiser in der Isolation mit Lexikonartikeln über Dinosaurier und die 16 verschiedenen Arten von Donner. So viel scheint sicher: Herr Geiser ist Witwer und verliert im selben Tempo sein Gedächtnis, wie die Wassermassen den Alltag in seinem Tal ausradieren. Manisch sammelt er Notizen zur Erd- und Menschheitsgeschichte und entschließt sich endlich zu einer tollkühnen Bergwanderung.

Offene Erzählstruktur reizte Regisseure

Die offene und unkonventionelle Erzählstruktur der Vorlage reizte in den vergangenen Jahren etliche Regisseure, szenische Versionen des Klassikers auf die Bühne zu bringen. Am Samstag, 27. Mai 2023, hat um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des MiR die Annäherung des jungen Regisseurs Pablo Lawall an Max Frischs Text am Musiktheater im Revier Premiere. Die brüchige Struktur des ins Fragmentarische driftenden Textes nimmt er zum Anlass, Lücken und Risse mit szenischer Fantasie zu füllen.

Ein reißender Strom von Assoziationen entsteht, glucksend vor absurdem Humor, voller ‘mal mehr, ‘mal weniger naheliegenden Treibguts. Als Kontrapunkt zur Endlichkeit menschlichen Wirtschaftens auf der Erde in Herrn Geisers Geschichte erklingen live gesungene Ausschnitte aus Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, in dem das ewige Glück für den Homo sapiens im Paradies gefeiert wird. Zwischen jubelndem Gesang und dem entfesselten Spiel mit unterschiedlichsten Materialien erschafft das Ensemble ein rituelles Ökosystem.

'Reinhold Otto Mayer-Preis' erhalten

Pablo Lawall arbeitete als Theatermusiker unter anderem am Schauspiel Dortmund und dem Staatstheater Mainz und beendet derzeit sein Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Am Montag (8.5.2023) erhielt er zusammen mit dem Autoren-Duo Ivana Sokola und Jona Spreter den mit 50.000 Euro dotierten Reinhold Otto Mayer Preis für das gemeinsame Projekt „Der Grund. Eine Verschwindung“.

Pablo Lawalls Inszenierung „Der Mensch erscheint im Holozän“ trägt den Untertitel „Ein Konservierungsversuch nach Max Frisch und Joseph Haydn“. Sie nutzt mit dem Ensemble des MiR-Puppentheaters sowie den Gesangssolisten des MiR-Ensembles vor allem Möglichkeiten des Schauspiels und Objekttheaters.

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Weitere Vorstellungen

Nach der Premiere am Samstag, 27. Mai 2023, folgen diese Termine: Freitag, 2. Juni, um 19.30 Uhr, Donnerstag, 8. Juni, um 18 Uhr, Samstag, 10. Juni, um 19.30 Uhr sowie am Mittwoch, 21. Juni 2023, um 19.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse am Kennedyplatz, im Netz unter musiktheater-im-revier.de sowie telefonisch unter 0209- 40 97 200.

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  • Samstag, 27. Mai 2023, um 19:30 Uhr
  • Freitag, 2. Juni 2023, um 19:30 Uhr
  • Donnerstag, 8. Juni 2023, um 18 Uhr
  • Samstag, 10. Juni 2023, um 19:30 Uhr
  • Mittwoch, 21. Juni 2023, um 19:30 Uhr
| Quelle: Honke Rambow / MiR