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Die Videoperformance „Anidar/Anudar“ (im Hintergrund) zeigt eine mit Seilen angebundene Frau bei der Hausarbeit, die Bodeninstallation „Kiesgrube“ erinnert an verschwundene Mädchen und Frauen.

Aleka Medina in der Künstlerzeche

'Aleka Medina: Das pochende Zentrum'

Die 1989 im zentralamerikanischen Guatemala geborene Aleka Medina, frischgebackene diplomierte Absolventin der Kunstakademie Münster, ist die diesjährige Trägerin des Förderpreises „Junge Positionen Nordrhein-Westfalen“, der am Samstag, 1. Oktober 2022, um 17 Uhr im Kauengebäude der Künstlerzeche Unser Unser Fritz 2/3 zum zehnten Mal verliehen wird.

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Für den mit 1.500 Euro Preisgeld und 1.000 Euro Materialgeld dotierte Preis können die beiden Kunstakademien unseres Landes, Münster und Düsseldorf, Vorschläge einreichen, die von einer Expertenjury der Künstlerzeche gewichtet werden. Die Preisträger, bisher stehen acht Frauen nur zwei Männern gegenüber, erhalten zudem– in diesem Fall von Danuta Karsten - kuratorische Unterstützung für eine Einzelausstellung in Unser Fritz sowie deren Dokumentation in einem Leporello.

„Das pochende Zentrum“ ist der Titel der zeitgleich eröffneten Ausstellung von drei Installationen, zwei Videoperformances sowie filigranen Zeichnungen im Foyer und den beiden Eingängen zur Schwarz- und Weißkaue von Aleka Medina. Einführende Worte spricht der Kunsthistoriker Sebastián Eduardo Dávilla.

Filigrane Zeichnungen von Aleka Medina sind im Foyer sowie in den Eingangsbereichen der Weiß- und Schwarzkaue zu sehen.

Aleka Medina, die zunächst Visual Art an Universität San Carlos de Guatemala studierte, bevor sie Schülerin von Prof. Mariana Castillo Deball wurde, ein Auslandssemester in Mexiko bei Prof. Gerda Gruber absolvierte und in diesem Sommer ihr Studium an der Kunstakademie Münster mit dem Diplom abschloss, lebt nun in Berlin. Ihre Arbeit ist biografisch, aber auch zugleich politisch geprägt. Mit Medien wie Zeichnungen, Installationen und Video verarbeitet sie Ängste und Traumata der (post-)kolonialistischen und patriarchalischen Gesellschaft von Guatemala.

Die Schwarzkaue wird beherrscht von ihrer in 2022 entstandenen Installation „Paloma Blancas“ (Weiße Tauben). Seile erzeugen eine räumliche Zeichnung aus geometrischen Linien, bestückt mit Keramikfiguren, die individuelle Geschichten von Frauen aus der Heimat der Künstlerin erzählen. Diese werden bei der Vernissage mit Kerzen illuminiert.

Die Installation „Paloma Blancas“ zur Geschichte der Frauen in Guatemala in der Schwarzkaue wird zur Vernissage mit Kerzen illuminiert.

In der Weißkaue zwei Videoperformances. „Anidar/Anudar“ (Verschachteln/Verknüpfen) spielt im Kinderzimmer Aleka Medinas, einen einst sicheren Ort im Elternhaus, der sich aber nach ihrer Migration in den Augen der Künstlerin verändert hat. In „Desvergonzarse“ (Schamlos) trägt Aleka Medina ein bedrucktes Nachthemd mit Geschichten, welche die machistische und patriarchalische Gesellschaft Guatemalas offenbaren: Aleka Medina kanalisiert mit ihrer Kunst ihre eigene Wut und wandelt sie in eine radikale Zärtlichkeit um. In ihrem Werk verbinden sich fast kindlich gezeichneten Charaktere mit einer groben Darstellung der Realität.

Aleka Medina in ihrer begehbaren Installation „Alle Namen, die noch so im Umlauf sind“ in der Weißkaue.

Davor erinnert die Rauminstallation „Fosa Comun“ (Kriesgrube) mit Objekten aus einer Mischung aus Harz und Kalzit an die sterblichen Überreste der im Bürgerkrieg verstorbenen und von Kriminellen entführten Frauen und Mädchen. Die zylindrische Leinwand der begehbaren Installation „Alle Namen, die noch im Umlauf sind“, ist eine Reise in die Geschichte Guatemalas. Die mit der kosmologischen Vision der Maya beginnt und sich auf den „xibalba“ genannten Ort der Angst und der Unterwelt bezieht. Weitere historische Stationen sind u.a. die Versklavung im Feudalismus der 1920er Jahre, die zentralamerikanischen Emanzipationsbewegungen der 1940er Jahre sowie der bis heute andauernde Guerilla-Bürgerkrieg. Die Künstlerin: „Von unten gesehen entsteht beim Betrachten ein Gefühl, ein Kind zu sein. Ich nenne es gerne eine Geschichte für Kinder, gemacht für Erwachsene.“

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Die Ausstellung „Aleka Medina: Das pochende Zentrum“ ist vom 1. bis zum 30. Oktober 2022 im Kauengebäude der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3, Zur Künstlerzeche 10 in 44653 Herne, zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag jeweils von 15 bis 18 Uhr, Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Es gelten die jeweils aktuellen Corona-Schutz-Bestimmungen.

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  • Samstag, 1. Oktober 2022, um 17 Uhr
  • Sonntag, 2. Oktober 2022, von 14 bis 17 Uhr
  • Mittwoch, 5. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Samstag, 8. Oktober 2022, von 15 bis 17 Uhr
  • Sonntag, 9. Oktober 2022, von 14 bis 17 Uhr
  • Mittwoch, 12. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Samstag, 15. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 16. Oktober 2022, von 14 bis 17 Uhr
  • Mittwoch, 19. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Samstag, 22. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 23. Oktober 2022, von 14 bis 17 Uhr
  • Mittwoch, 26. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Samstag, 29. Oktober 2022, von 15 bis 18 Uhr
  • Sonntag, 30. Oktober 2022, von 14 bis 17 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann