
Anlagen zählen 9.000 Verstöße, weitere Tausende bleiben aber ungeahndet
A43-Schranke: Schon 600.000 Euro für die Stadtkasse
Happy Birthday, liebe A43-Schranke: Vor ziemlich genau einem Jahr, am 20. Dezember 2021, leuchtete es plötzlich Rot auf der A43 in Richtung Wuppertal: Kurz vor der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, noch auf dem Stadtgebiet von Recklinghausen, ging die Schrankenanlage in Betrieb (halloherne berichtete), um die Fahrzeuge zu wiegen und die über 3,5 Tonnen von der Autobahn abzuleiten. Ein Test-Lkw der Autobahn GmbH war damals das Versuchskaninchen.
Anfang Februar 2022 folgte die Anlage in der Gegenrichtung, zwischen der Anschlussstelle Herne-Eickel und dem Kreuz Herne (halloherne berichtete und berichtete). Schnell war klar: An beiden Stellen werden einige Auto- und Lkw-Fahrer mal vor einer roten Ampel stehen. Das ist auch nach einem Jahr immer noch regelmäßig der Fall – daher klingelt auch jedes Mal die (klamme) Stadtkasse. 100 Euro Bußgeld werden bei einem Verstoß fällig. Wenn den Fahrern beziehungsweise Haltern Vorsatz vorgeworfen wird und auch nachgewiesen werden kann, sind sogar 200 Euro zu zahlen.
In Recklinghausen rund 3.700 Fälle
Bei der zuerst installierten Anlage in Richtung Wuppertal, die auf dem Gebiet des Kreises Recklinghausen steht, sind von Dezember 2021 bis Ende November 2022 3.749 Fälle gemeldet worden. Das teilt die Kreissprecherin Svenja Küchmeister auf Anfrage von halloherne mit.

In der Gegenrichtung nach Münster auf Herner Gebiet sehen die Fahrer noch häufiger Rot: Obwohl erst seit Anfang Februar 2022 in Betrieb, wurden hier 5.080 Fälle geahndet, sagt Stadtsprecher Patrick Mammen gegenüber halloherne. Damit wurden bis kurz vor Weihnachten 2022 Bußgelder von rund 600.000 Euro festgesetzt. Das freut mit Sicherheit Stadtkämmerer Hans Werner Klee.
Keine Halterdaten aus dem EU-Ausland
Das Besondere dabei: Es könnte noch viel mehr Geld sein. Tatsächlich gemeldet wurden rund 20.000 Ordnungswidrigkeiten, das heißt, so oft senkte sich die Schranke aufgrund eines zu hohen Gesamtgewichts. „Es können nicht alle gemeldeten Fahrzeuge mit Bußgeldern belegt werden, da es sich vielfach um Kennzeichen aus dem EU-Ausland handelt, bei denen wir keine Halterdaten übermittelt bekommen. Teilweise werden auch Autos oder Fahrzeugkombinationen erfasst, die zwar schwerer als 3,5 Tonnen, aber nicht von dem Verkehrsverbot erfasst sind“, erläutert Mammen.
Stefan Berning von der Herner Bußgeldstelle erläutert das gegenüber halloherne noch etwas genauer: „So fallen unter diese Regelung Fahrzeuge mit Ausnahmegenehmigung, beispielsweise Baustellenfahrzeuge, Busse oder Autos von Polizei und Feuerwehr. Aber auch Pkw mit Anhängern werden nicht verfolgt.“
Vorsatz muss nachgewiesen werden
Ist die Durchfahrt jedoch auf jeden Fall verboten, sei die Entscheidung, ob 100 oder 200 Euro fällig werden, vom Einzelfall und der jeweiligen Aussage des Verursachers abhängig. „Dann schauen wir, woher das Fahrzeug kommt, ob es eventuell erst in Eickel aufgefahren ist und somit die Schilder übersehen hat und natürlich, wie oft es schon vorgekommen ist. Fährt jemand zum fünften Mal in die Schranke, kann man von Vorsatz ausgehen“, sagt Berning.

Die Autobahn GmbH, die die Schranken aufgestellt hat, zeigt sich nach einem Jahr im Betrieb sehr zufrieden. „Sie sorgt seit dem ersten Tag zuverlässig dafür, dass Fahrzeuge mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen die Brücke nicht mehr passieren. Hilfreiche Änderungen in der Beschilderung vor der Schrankenanlage sind während des Jahres vorgenommen worden“, bilanziert Sprecher Mirko Heuping im Gespräch mit halloherne. Daher laufe die Anlage insgesamt gut. Eine neue Schilderbrücke vor dem Kreuz Herne soll mit LED-Symbolen noch sichtbarer und besser auf das Durchfahrverbot hinweisen.
Kurze Rückstaus sind die Folge
Dass trotzdem noch so viele Fahrer, besonders die von Lkw, in die sich dann schließenden Schranken hereinfahren, verwundert die Autobahn GmbH. „Viele betroffene Fahrer sind offenbar der Meinung, dass ihr Fahrzeug leichter als 3,5 Tonnen ist. Letztlich ist es ärgerlich, dass es durch das Schließen der Schranken oftmals zu kurzen Rückstaus kommt, die Priorität liegt jedoch darauf, eine weitere Belastung der Brücke zu vermeiden“, sagt Heuping.
Für die Emschertalbrücke seien die Schrankenanlagen jedoch eindeutig die Rettung gewesen – bloße Verbotsschilder hatten viele Lkw-Fahrer ignoriert oder übersehen (halloherne berichtete und berichtete). Mittlerweile läuft der Verkehr auf der Brücke vierspurig in beiden Richtungen auf der Seite, die eigentlich nur nach Münster führt. Um das zu gewährleisten, gab es kürzlich Verstärkung für die Brücke – geliefert per Schiff (halloherne berichtete).
Zugstäbe sind für die Brücke überlebenswichtig
„Ohne die neuen Zugstäbe könnte die Brückenhälfte die vier Fahrspuren nicht aufnehmen. Nun kann sie dadurch in Betrieb bleiben und der Verkehr bis 3,5 Tonnen weiter fließen“, erinnert der Autobahn-Sprecher.
Planmäßig sollen im Frühjahr 2023 die Arbeiten für die neue Brücke beginnen, 2027 soll das gesamte Bauwerk fertig sein.
