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So sah die Flüchtlingsunterkunft an der Dorstener Straße im Jahr 2015 aus - nun sollen an der gleichen Stelle erneut große Zelte aufgebaut werden.

Große Unterkunft an der Dorstener Straße geplant

460 ukrainische Flüchtlinge registriert

Mit Stand von Mittwoch (30.3.2022) sind in Herne 460 ukrainische Flüchtlinge registriert worden. Das teilte die Stadt in einer Videokonferenz mit - mit dem Verweis, dass sich diese Zahlen mutmaßlich jeden Tag erhöhen werden, solange der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine nach den Angriffen von Russland weiter anhalten wird. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass in Kürze an der Dorstener Straße, gegenüber des Wananas und neben der Autobahnanschlussstelle Herne-Crange, erneut eine große Flüchtlingsunterkunft errichtet werden soll. Diese wird dann vom Land NRW betrieben, die finalen Unterschriften stehen aber noch aus.

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„Von den 460 Personen sind 223 weiblich und 190 Minderjährige. Es gibt aber, wie in jeder Kommune, eine Dunkelziffer an unregistrierten Personen, da die Flüchtlinge 90 Tage Zeit haben, sich zu melden“, berichtet Stadtrat Johannes Chudziak. „201 Menschen sind bereits untergebracht worden. Damit sind aber unsere bisherigen Unterbringungskapazitäten erschöpft.“ Die Stadt Herne hat sie zunächst in der Einrichtung an der Ackerstraße und anderen Bestandseinrichtungen unterbringen können und hat zudem die Janoschschule als Notunterkunft (halloherne berichtete) vorbereitet.

Viele über Bekannte oder Verwandte nach Herne gekommen

Die meisten wären über Verwandte oder Bekannte nach Herne gekommen, vereinzelte mit Privattransporten, erläutert Chudziak. Dazu noch die Personen über die Landesverteilung.

Die Flüchtlingsunterkunft an der Dorstener Straße im Jahr 2015.

Jedoch gäbe es derzeit noch ein paar Unklarheiten in Bezug auf die notwendige Aufnahmequote, den sogenannten Königsteiner Schlüssel, fügt Chudziak an. „Das ist für uns noch nicht plausibel. Wir hoffen auf schnelle und strukturierte Lösungen vom Bund und vom Land.“ Kanzler Olaf Scholz (SPD) hätte in Berlin verkündet, die Städte müssten sich mindestens auf die Zahl der Geflüchteten wie 2015 einstellen. Damals musste Herne 1.800 Flüchtlinge aufnehmen. Das System basiere auf validierten Schätzzahlen, die Statistik sei aber derzeit noch recht ungenau.

Platz für 1.000 Personen

Um das stemmen zu können, hat die Stadt der Bezirksregierung Arnsberg erneut die Fläche gegenüber des Wananas angeboten, um dort eine große Unterkunft für rund 1.000 Personen errichten zu können. „Dazu laufen Gespräche und es müssen noch die letzten Unterschriften erfolgen. Wir hoffen, dass der Aufbau kurzfristig erfolgt“, sagt Chudziak, kann aber noch keinen Zeitraum nennen. Schätzungen der Bezirksregierung gehen von rund vier Wochen Dauer aus, dies kann aber sowohl kürzer als auch länger dauern. Insgesamt seien er und die Stadt mit der aktuellen Lage zuversichtlich, auf die Belegung von Sporthallen verzichten zu können. „Wir können es aber nicht ausschließen“, betont der Stadtrat.

Die aktuelle Koordinierungsstelle für Geflüchtete aus der Ukraine.

Weiter wird auch privater Wohnraum gesucht. Aktuell wurden bereits rund 200 Wohnungen angeboten, die nach und nach besichtigt werden. „Diejenigen, die uns ihre Wohnung angeboten, aber noch keine Reaktion erhalten haben, bitten wir um Geduld, wir haben Sie nicht vergessen“, appelliert Johannes Chudziak. Nach und nach werden Besichtigungstermine vereinbart. Weiterer privater Wohnraum kann weiterhin angeboten werden, die Stadt Herne hat dazu auf ihrer Homepage eine FAQ (wichtigsten Fragen und Antworten) erstellt, dort sind auch notwendige Kontaktdaten hinterlegt: https://www.herne.de/Stadt-und-Leben/Ukrainehilfe/.

Kaum Verständigungsprobleme

Zuversichtlich ist auch die Lage in den Schulen und im Kommunalen Integrationsbüro (KI). „Das KI hat derzeit die größte Verantwortung. Unsere Aufgabe ist es, den Geflüchteten die Hand zu reichen, damit sie das erlebte schnell hinter sich lassen“, berichtet Schuldezernent Andreas Merkendorf. Bildung habe in der Ukraine einen hohen Stellenwert, Deutsch sei sogar oft die zweite Fremdsprache in den Schulen, Englisch die erste - somit gäbe es nur selten Verständigungsprobleme. „Außerdem haben viele Kinder ihre Tornister, Schulmaterialien und digitalen Geräte mitgebracht.“ Geplant sei zudem eine Infoveranstaltung für ukrainische Eltern, um die Schulen und das Bildungssystem besser kennenzulernen. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge habe es in Herne bislang nicht gegeben.

Claudia Heinrich, Leiterin des KI, ergänzt zum Thema Schule: „Aktuell sind 140 Kinder schulpflichtig. Zu jeweils fast gleichen Teilen verteilen sie sich auf die Grundschulen und weiterführenden Schulen. Ein großer Teil gehört in die Klassen 5 bis 7.“ In der neu eingerichteten Koordinierungsstelle (halloherne berichtete) gibt es eine Schulberatung mit Lehrkräften, die über das deutsche Schulsystem informieren. Außerdem werden hier die Schuleingangsuntersuchungen vorgenommen.

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Hier sollen auch soziale Angebote für die Eltern geschaffen werden. „Schule ist natürlich wichtig, aber wichtig ist auch, dass die Kinder in Ruhe ankommen und anschließend mit lernen starten“, bekräftigt Heinrich.

| Autor: Marcel Gruteser