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Der eine bekommt sie neu, der andere hat sie schon: Die 3000. Ehrenamtskarte der Stadt geht an Markus Pieper-Grüterich (li.), der ehrenamtlich ukrainische Geflüchtete trainiert. Daneben Hamdi Cagir, Jugendleiter beim BV Herne-Süd.

Markus Pieper-Grüterich erhält 3000. Ehrenamtskarte

Unbeschwerte Zeit beim Fußball ermöglichen

Wenn Markus Pieper-Grüterich auf dem Fußballplatz steht, gekleidet in seinem Trainingsanzug und mit Fußballschuhen, und dann über sein Projekt spricht, merkt man ihm sofort die Leidenschaft und seine Hingabe an. Der 58-Jährige trainiert auf dem Platz vom BV Herne-Süd seit Beginn der Flüchtlingswelle aus der Ukraine Kinder und Jugendliche und versucht so, ihnen regelmäßig ein paar unbeschwerte Stunden zu ermöglichen. Für sein Engagement bekam er am Dienstag (26.7.2022) vom Ehrenamtsbüro der Stadt die insgesamt 3000. Ehrenamtskarte überreicht.

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„Als die ersten Flüchtlinge ankamen, war sofort der erste Gedanke: Was passiert mit den Kindern? Schnell kam die Idee auf, mit ihnen Fußball zu spielen. Da können sie sich austoben und positive Eindrücke gewinnen“, berichtet Pieper-Grüterich über die Anfänge im Frühling 2022. „Wir haben das am Anfang auch nicht beworben, sondern erstmal Kontakte gesammelt. Zunächst sind wir mit vier bis fünf Teilnehmern gestartet, nun sind 15 bis 20 Jugendliche und Kinder regelmäßig hier. Es hat sich schnell herumgesprochen - es war aber auch gut, dass wir am Anfang mit einer kleinen Gruppe starten konnten.“

Weitere Hilfe im Klub und aus der Familie

Dabei verweist er auch gerne auf die Zusammenarbeit mit seinem Freund Hamdi Cagir, Jugendleiter beim BV Herne-Süd. Cagir, ebenfalls Inhaber der Ehrenamtskarte, habe das Training mit initiiert. „Es ist schön zu sehen, dass es den Kindern gut geht. Auch Hamdi kommt mit seiner lockeren Art gut an. Die Kinder werden auch langsam frech - das ist ein Zeichen, dass sie sich angekommen fühlen“, freut sich Pieper-Grüterich. Die Verständigung läuft größtenteils auf Englisch, ein ehemaliger Jugendspieler, der Russisch und Ukrainisch spricht, hilft ebenfalls mit. Die 13-jährige Tochter vom „Coach“ gibt zudem Deutschunterricht für die Mütter der Kinder.

Bei der Übergabe der überdimensionalen Ehrenamtskarte für Markus Pieper-Grüterich (2.v.li.), zusammen mit (v.li.) Bürgermeister Kai Gera, Hamdi Cagir (Jugendleiter BV Herne-Süd), Armin Kurpanik und Sabine Torkowski (beide Ehrenamtsbüro).

Dennoch ist erst wenige Monate nach Beginn des Angriffskrieges von Russland logischerweise nicht alles in den Köpfen der Kinder schon vergessen, schildert der neue Inhaber der Ehrenamtskarte. „Die Farbe Rot ist noch negativ verbunden. Wenn wir Wackelpudding machen, essen zwei der Kinder keine rote 'Kaltschale' - sie erinnern sich noch zu sehr an Blut, welches aus einem Lkw in ihrer Heimat heraustropfte“, erzählt der Trainer. „Manche sind auch am Anfang erstarrt, als Flugzeuge über den Platz flogen - zu groß ist noch ihre Angst.“ Diese Bilder würden sich bei ihm einprägen.

Finanziert durch Spenden

Die Leistung im Training steht nicht an erster Stelle - dennoch sei man bereits in der Überlegung, einen ganz neuen Verein mit den ukrainischen Kindern zu gründen. „Wir sind alles, nur nicht streng. Wir tolerieren, wenn jemand besondere Verhaltensweisen aufgrund seiner Erlebnisse mitbringt“, sagt Pieper-Grütering.

Das ganze Projekt sei mit vielen kleinen Spenden finanziert, mal gibt es Geld, mal aber auch Fußballschuhe, Getränke oder Essen - neue Spender seien aber jederzeit willkommen und können sich beim Verein melden. „Da kommt, manchmal auch schon im Verein, Neid von anderen auf. Das ärgert mich maßlos, das darf einfach nicht sein“, ist Markus Pieper-Grüterich empört. „Insgesamt ist es jedoch auf den Austausch mit Eltern, viel Interaktion und durchdachte Abläufe ausgelegt. Es ist zeitlos, unentgeltlich und Personen unabhängig aufgebaut - es soll vor allem nachhaltig sein.“

Bürgermeister Kai Gera lobt dieses Engagement: „Die Arbeit hier hat schon schnell nach Kriegsbeginn begonnen, die Initiative wurde schnell ergriffen. Viele Partner und Privatpersonen haben hier geholfen, das zeichnet Herne aus. Markus Pieper-Grüterich ist hier mit seinem Herzen dabei und hat daher auch die Ehrenamtskarte mehr als verdient.“ Bei über 160.000 Einwohnern würden die 3.000 Karten aber weniger als zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen, rechnete Gera vor. Da sei noch Luft nach oben.

Viele Vergünstigungen in Herne und ganz NRW

Armin Kurpanik vom Ehrenamtsbüro erläutert die Bedingungen: „Man muss mindestens 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich aktiv sein. Dann kann man einen Antrag stellen.“ Als Dank erhalten die Besitzer dann zahlreiche Ermäßigungen in ganz NRW, allein in Herne sind 46 Standorte mit dabei - davon alle drei Schwimmbäder. Weitere Bereiche sind beispielsweise Gastronomie, Musik oder der Einzelhandel - weitere Partner sollen folgen, kündigte Kurpanik an. „Unser Anliegen ist es, die Ehrenamtskarte noch bekannter zu machen. Holt alle ran, die sich stark ehrenamtlich engagieren.“

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Welche Angebote es gibt, verrät die App Ehrensache. Wer mehr über die Ehrenamtskarte erfahren oder sich in Herne engagieren möchte, kann sich unter Tel 02323/ 16 29 24 oder unter ehrenamt@herne.de melden.

| Autor: Marcel Gruteser
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