Tanja Amado und Hans-Ulrich Britsche im Treffpunkt Eickel
Zwei Generationen Hiberniaschul-Kunsterziehung
Im Treffpunkt Eickel sind vom 30. August bis zum 30. November 2024 Arbeiten zweier Kunsterzieher der Holsterhauser Hiberniaschule zu sehen: Hans-Ulrich Britsche, 1945 in Oranienbaum bei Dessau geborener Maler, Bildhauer und Musiker, der seit 1975 im Lehramt für Kunstgeschichte, Deutsch, Malen und Zeichnen tätig ist, und seine 1971 in Wanne-Eickel geborene Schülerin Tanja Amado, als Oberstudienrätin inzwischen selbst in der Lehrerausbildung tätig.
Zur Vernissage am Freitag, 30. August 2024, die um 18 Uhr im Treffpunkt Eickel an der Reichsstraße 66 beginnt, sprechen Hans-Ulrich Britsche und Constanze Hayn von der Hiberniaschule einführende Worte. Es sind zumeist ganz aktuelle Arbeiten, die im Saal und in der benachbarten Kaffeestube des Treffpunktes Eickel ausgestellt sind und noch bis zum 30. November 2024 zu den Büro-Öffnungszeiten (Mo bis Fr 10 bis 14 Uhr sowie nach Absprache unter Tel. 02325 – 36707) zu sehen sind.
Abstrakte Seelen-Landschaften
Hans-Ulrich Britsche hat zunächst in Göttingen Germanistik und Anglistik studiert, bevor er an der Münchner Akademie der bildenden Künste bei Joseph Henselmann und Hans Ladner Bildhauerei studierte und 1975 als Lehrer an die Hiberniaschule Wanne-Eickel wechselte. Wo er neben seiner Lehrtätigkeit regelmäßig Klassenfahrten zu den Antikenstätten in Griechenland unternahm, studentische Sommerkurse und berufsbegleitende Kurse für Waldorfpädagogik leitete sowie Ausstellungen kuratierte.
„Im Schöpfungsprozess selbst sucht sich das Werk und das Material die ihm gemäße Form und den angemessenen Ausdruck“, so Britsche, der Gattungsfestlegungen ebenso ablehnt wie akademische Grenzziehungen. Seine in Eickel gezeigten Gemälde sind in Aquarellfarben angelegte, in Acryl und Öl ausformulierte abstrakte Seelen-Landschaften, die sich mit der Daseinswirklichkeit, aber auch mit Fragen an das Sein auseinandersetzen.
Der Journalist Olaf Kaltenborn über Britsches flächige, bisweilen monochrome, mythische Grundzüge aufweisenden Gemälde: „Es sind meditative, ruhige, beinahe möchte man sagen abgeklärte und gefestigte Weisheiten, die sich darin abheben.“ Britsche suche mit allen gestalterischen Materialien nach tiefer spiritueller Gewissheit.
Atmosphärische Äußerungen inneren Erlebens
Die gebürtige Wanne-Eickelerin Tanja Amado, an der Hiberniaschule Schülerin Britsches, ist mit kleinformatigen Ölgemälden, groß- und kleinformatigen Kohlezeichnungen an der Reichsstraße 66 vertreten. Auch ihre Landschaften sind keine Nachahmung örtlicher Gegebenheiten, sondern atmosphärische Äußerungen inneren Erlebens. Wobei sie auf Georg Simmels „Philosophie der Landschaft“ (1913) verweist: „Unzählige Male gehen wir durch die freie Natur und nehmen, mit den verschiedensten Graden der Aufmerksamkeit, Bäume und Gewässer wahr, Wiesen und Getreidefelder, Hügel und Häuser und allen tausendfältigen Wechsel des Lichtes und Gewölkes - aber darum, dass wir auf dies einzelne achten oder auch dies und jenes zusammenschauen, sind wir uns noch nicht bewusst, eine ‚Landschaft‘ zu sehen“.
Ganzheitlicher landschaftlicher Blick
Danach beziehe sich der „landschaftliche Blick“ nicht auf einzelne Dinge, sondern sei der Blick auf eine Ganzheit. Für Tanja Amado ist Landschaft als Wahrnehmung also gleichzeitig ein Phänomen der Distanz und der Gesamtschau: „Meine Zeichnungen und Malereien sind nicht im Beschreiben eines Ortes oder der Dinge zu Hause. Wenn einige Arbeiten auch vor Ort entstehen, so geht es weniger um das widererkennende Sehen. Die Natur scheint meinen Phänomensinn besonders anzusprechen. Malen von Landschaft (oder von Dingen im Modus der Landschaft) ist für mich ein Verbindungselement: es lässt mich nicht distanziert Sehen, sondern resonant Miterleben und verdichtet dieses Erleben indem das Malen die Geste in Bewegung setzt und sie das Gesehene und Erlebte mitgehen lässt. Meine Freude liegt in dieser dialogischen Form, die aus meinem Erleben von Lebendigkeit und im leiblich fundierten, intuitiven ‚Entsprechenkönnen‘ durch Linie und Farbe gestiftet ist.“