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Sabine Schnitzendöbel - Tagesstrukturierte Angebote im Wohnhaus Wittekindshof in Eickel. Projekt Kräuterhochbett.

Wittekindshofer Wohnhaus Burgstraße

Tagesstrukturierende Angebote für Menschen mit Behinderung ist ein Angebot, das im Wohnhaus des Wittekindshof an der Burgstraße angeboten wird. Daran teilnehmen können Menschen mit Behinderung, die im Wohnhaus wohnen, aber auch Menschen mit Behinderung, die in Eickel wohnen. Die Diakonische Stiftung Wittekindshof hat das Wohnhaus Burgstraße in zentraler Lage in Eickel neu gebaut. Seit 2015 leben 24 Frauen und Männer mit geistiger und mehrfacher Behinderung im Alter von 20-63 Jahren in zwei Wohngruppen und Einzel- und Doppelappartements im Neubau. Im Erdgeschoss befinden sich die Räume, in denen die Tagesstrukturierende Angebote (TSA) stattfinden.

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„Das wichtigste ist, jeden zu beteiligen“

Wofaa El-jerbi und Sabine Schnitzendöbel pflanzen Kräuter. Tagesstrukturierte Angebote im Wohnhaus Wittekindshof in Eickel. Projekt Kräuterhochbett.

Oregano, Schnittlauch und Salbei stehen auf dem Tisch. Bevor es mit der eigentlichen Arbeit losgeht, bekommt jeder einen Topf, um sich die Kräuter aus der Nähe anzusehen. Bastian Kannenberg stellt das Basilikum direkt vor Sabine Schnitzeldöbel und zerreibt ein Blatt zwischen den Fingern. Neugierig beugt sich die gut Fünfzigjährige nach vorne zur Pflanze, atmet tief ein. „Gut“, sagt sie und hält ihre Nase noch dichter an die Pflanze und atmet noch einmal tief ein. Sabine Schnitzeldöbel spricht mit wenigen Worten, aber es besteht kein Zweifel, den Duft des Basilikums mag sie. Auch die samtigen Blätter des Salbeis findet sie spannend, die ihr Bastian Kannenberg in die Hand gibt. Der Heilerziehungspfleger unterstützt an diesem Tag seine Kollegin Mareike Marchiotti bei den Tagesstrukturierenden Angeboten (TSA), die Bewohner und Bürger aus Eickel besuchen, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung oder weil sie bereits das Rentenalter erreicht haben, nicht in einer Werkstatt arbeiten.

Zusammen mit Bastian Kannenberg ist Claudia Wagner mit zu den TSA gekommen. Sie reagiert zurückhaltend auf den Topf Schnittlauch, den Bastian Kannenberg auf den Tisch an ihrem Rollstuhl gestellt hat. Erst als er sich zu ihr setzt, wächst ihre Aufmerksamkeit und sie probiert sogar einen Schnittlauchhalm, den der Heilerziehungspfleger für die junge Frau abgezupft hat und ihr anbietet. „Uns kommt es nicht darauf an, alles möglichst schnell zu erledigen, sondern uns ist es wichtig, jeden zu beteiligen. Wir wollen einen abwechslungsreichen Tagesablauf schaffen, jeden einzelnen individuell fördern, um vorhandene Fähigkeiten zu erhalten und im besten Fall neue Kompetenzen zu fördern“, erklärt Torsten Thieme, der für das Wohnhaus und die TSA der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in der Burgstraße in Eickel verantwortlich ist.

Mareike Marchiotti, Wofaa El-jerbi, Sabine Schnitzendöbel - Tagesstrukturierte Angebote des Wittekindshof.

Sabine Schnitzendöbel und Wofaa El-Jerbi sind schnell für etwas Neues zu begeistern. Deswegen sitzen sie schon auf dem Sofa und haben einen Eimer mit Blumenerde, kleine Tonschalen und eine große Kräuteramphore vor sich stehen. „Wir wollen die Kräuter einpflanzen, damit wir möglichst lange auch im Herbst noch frische Kräuter für das Mittagessen ernten können“, erklärt Marchiotti, die zweimal in der Woche mit den Teilnehmern der TSA kocht und deswegen auch im Garten ein Gemüsebeet angelegt hat. „Wir suchen nach sinnvoller Beschäftigung, die Freude macht und mit der wir unsere Förderziele verbinden können. Bei der Gartenarbeit bewegen wir uns an der frischen Luft, trainieren motorische Fähigkeiten und einzelne Teilnehmer übernehmen Verantwortung und kümmern sich um das Gießen und tun etwas für ein gesundes Mittagessen “, berichtet die Gesundheits- und Krankenpflegerin, die sich schon seit langem ein Hochbeet wünscht.

„Die Teilnehmer werden älter und haben teilweise erhebliche körperliche Einschränkungen und können deswegen bei der Gartenarbeit oft nur zugucken. Beim Hochbeet könnten sie auch vom Rollstuhl aus mitmachen“, erklärt Marchiotti, die mit den Teilnehmern der TSA auch regelmäßig einkaufen geht: „Auch mit dem Hochbeet wollen wir keine Selbstversorger werden, einkaufen in der Nachbarschaft bleibt wichtig und ist auch bei den Teilnehmern beliebt, weil sie raus kommen, etwas anderes sehen, gerne selbst etwas aussuchen und nebenbei auch oft noch Bekannte treffen“, berichtet Marchiotti, die in der nächsten Woche auch regelmäßig beim benachbarten dm-Markt vorbeigehen wird: „Wir freuen uns sehr, dass uns der dm-Markt, der gleich bei uns um die Ecke ist, für seine diesjährige Spendenaktion ‚Herz zeigen‘ in der Woche des bürgerschaftlichen Engagements ausgewählt hat. Im Markt kann abgestimmt werden. Je mehr Herzen wir bekommen, desto größer fällt die dm-Spende für uns aus, mit der wir das Hochbeet und Gartenzubehör für das Wohnhaus und die TSA in der Burgstraße finanzieren wollen“, erklärt Thieme.

Sonntag, 9. September 2018 | Quelle: Wittekindshof