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Zu Recht mit Ovationen gefeiert: Stacey Alleaume in der Titelpartie und Bogdan Baciu als Filippo Maria Visconti in der konzertanten Bellini-Produktion der Rheinoper. Foto: Jochen Quast

Bellinis „Beatrice di Tenda“ an der Rheinoper

Wiederentdeckung eines Belcanto-Juwels

Eine bewusste falsche Deutung einer vertrauten Unterredung mit Orombello (Rückkehr des koreanischen Tenors Konu Kim), dem in sie verliebten Herrn von Ventimiglia, besiegelt Beatrice di Tendas (die mit Ovationen gefeierte Koloratur-Sopranistin Stacey Alleaume) unglückliches Schicksal: Ihr so herz- wie treuloser Ehemann Filippo Maria Visconti (Bogdan Baciu), der Beatrice schnellstmöglich gegen ihre Hofdame Agnese del Maino (Štěpánka Pučálková) austauschen will, fordert den Tod der reichen und einst einflussreichen Witwe Facino Canes für den nicht stattgefundenen Ehebruch.

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Wobei der Herzog von Mailand alles auf eine Karte setzt, stehen doch die Anhänger Facino Canes, die bereits das Schloss von Binasco belagern, bereit, um Beatrice aus dessen Händen zu befreien. Obwohl sich ihre Rivalin Agnese besinnt und für das Leben Beatrices bittet, unterschreibt Filippo das Todesurteil für die angeblichen Verschwörer Beatrice und Orombello...

Vincenzo Bellini ließ sich zu seinem späten Werk „Beatrice di Tenda“, dessen Libretto von Felice Romani stammt nach dem gleichnamigen Schauspiel von Carlo Trebaldi-Fores, von einer historischen Figur inspirieren: Die Adelige Beatrice Lascaris, Tochter des Grafen von Tenda, war im 15. Jahrhundert in erster Ehe mit einem Söldnerführer verheiratet und wurde auf Geheiß ihres zweiten, 20 Jahre älteren und despotischen Mannes, des verarmten Herzogs von Mailand, aufs Schafott geführt.

Bellinis Belcanto-Oper, nach einigen Startschwierigkeiten mitten im venezianischen Karneval uraufgeführt am 16. März 1833 im Teatro La Fenice, gehört nicht zu den bekanntesten Werken des italienischen Komponisten (1801 – 1835) wie „Zaira“, „Norma“, „La sonnambula“ und „I puritani e i cavalieri“. Dabei wird „Beatrice di Tenda“, wie sich jetzt an der Rheinoper zeigt, zu Unrecht im Repertoire unserer Musiktheater vernachlässigt.

Dreistündiges Opernerlebnis

Ist doch seine zweiaktige Tragedia lirica ein Paradebeispiel der von ihm begründeten romantischen italienischen Oper, des „Melodramma tragico“, die Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi beeinflusst hat: „Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.“ Nicht zufällig ziert dieser Satz Vincenzo Bellinis, der aus einem undatierten Brief an seinen Librettisten Conte Carlo Pepoli („I puritani“) wahrscheinlich vom Frühjahr 1834 stammt, die Rückseite des Programm-Titelblattes der Rheinoper, die „Beatrice di Tenda“ am 2. Mai 2025 in konzertanter Aufführung herausgebracht hat.

Was nach einem Zickenkrieg aussieht zwischen Beatrice (Stacey Alleaume) und Agnese (Štěpánka Pučálková), entpuppt sich im 2. Akt als Versöhnungsversuch.

Das einschließlich Pause dreistündige Opernerlebnis eines vom Opernstudio-Mitglied Henry Ross als Agneses Bruder Rizzardo komplettierten Quintetts großartiger Gesangssolisten könnte restlos überzeugen, gäbe es mehr Interaktionen unter den Akteuren nach dem vielversprechenden Einstieg zwischen Dirigent und Bogdan Baciu. Nur Štěpánka Pučálková und Konu Kim verlassen jeweils einmal die Rampe, um im Orchester neben der Harfe singend etwas Bewegung in die konzertante Aufführung zu bringen.

Die dennoch ein Erlebnis bleibt, bei dem sich niemand über Inszenierung und Ausstattung freuen oder ärgern kann, sondern die Musik im Fokus steht. Welche bei den Duisburger Philharmonikern unter der Leitung von Antonino Fogliani, der Italiener zählt zu den führenden Belcanto-Spezialisten unserer Zeit, bei den herausragende Stimmen von Ensemblemitgliedern wie dem rumänischen Bariton Bogdan Baciu und hochkarätigen, international gefragten Gästen wie der australischen Sopranistin Stacey Alleaume und der tschechischen Mezzosopranistin Štěpánka Pučálková sowie beim Rheinopern-Chor in den besten Händen liegt.

Karten und Termine

Feingliedrige Melodien und hinreißenden Koloraturen, welche die Gefühle der Titelheldin gekonnt ins Zentrum stellen, stehen nur noch jeweils zweimal im Opernhaus Düsseldorf und im Theater Duisburg auf dem Spielplan der Rheinoper:

  • Samstag, 10. Mai 2025, 19:30 Uhr, Opernhaus Düsseldorf
  • Sonntag, 18. Mai 2025, 15 Uhr, Opernhaus Düsseldorf
  • Freitag, 27. Juni 2025, 19:30 Uhr, Theater Duisburg
  • Sonntag, 6. Juli 2025, 18:30 Uhr, Theater Duisburg.

Karten unter operamrhein.de oder Tel. 0211 – 8925211 (Düsseldorf) und Tel. 0203 – 28362100 (Duisburg).

Mai
10
Samstag
Samstag, 10. Mai 2025, um 19:30 Uhr Deutsche Oper am Rhein, Heinrich-Heine-Allee 16a, 40213 Düsseldorf
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  • Sonntag, 18. Mai 2025, um 15 Uhr
Juni
27
Freitag
Freitag, 27. Juni 2025, um 19:30 Uhr Theater Duisburg, Opernplatz (Neckarstraße) 1, 47051 Duisburg
Weitere Termine (1) anzeigen...
  • Sonntag, 6. Juli 2025, um 19:30 Uhr
Montag, 5. Mai 2025 | Autor: Pitt Herrmann