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Die Wewole-Einrichtung

Strafanzeigen gegen fünf Angestellte, Wellenbrock verspricht Aufklärung

Vorfälle von Gewalt in wewole-Einrichtung

Das ist ein Schock für die wewole Stiftung: In der Wanne-Eickeler Wohneinrichtung „Haus Kaisereiche“ für Menschen mit Behinderung kam es zu Vorfällen von körperlicher und struktureller Gewalt. Die Vorwürfe richten sich gegen fünf Angestellte, sowohl Frauen, als auch Männer.

Gegen alle fünf Mitarbeiter der Wewole-Tochtergesellschaft wurde bereits Strafanzeige gestellt, alle wurden umgehend von ihren Aufgaben entbunden. Eine Person hat bereits einen Auflösungsvertrag unterschrieben. Darüber informierte Wewole-Geschäftsführer Rochus Wellenbrock bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Dienstag (1.3.2022). Er versprach eine lückenlose Aufklärung.

'Hohe Transparenz notwendig'

„Das ist ein entsetzlicher Vorfall. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass eine hohe Transparenz bei Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen notwendig ist. Daher haben wir uns zu diesem Schritt entschieden, nachdem wir intern die ersten Schritte notwendigen Schritte eingeleitet haben, die Öffentlichkeit zu informieren“, erläutert Wellenbrock.

Wewole-Geschäftsführer Rochus Wellenbrock informierte über die Vorwürfe gegen die Beschuldigten (Archivbild).

Mitte Februar 2022 informierten zwei Angestellte die Geschäftsführung über die Vorfälle. „Wir haben die Vorwürfe sehr ernst genommen und mit einem Mediator und einem Rechtsanwalt Gespräche mit den Beschuldigten geführt. Dort haben sich die Gegebenheiten als möglich und wahrscheinlich erwiesen. Einerseits durch Eingeständnisse, aber auch durch Bestätigungen aus den einzelnen Befragungen", berichtet der Geschäftsführer der Wewole Stiftung. Zum Zeitpunkt der Information sei wohl eine Schwelle des Unwohls überschritten worden, mutmaßt Wellenbrock.

Zeitraum der Vorfälle noch unklar

Wie lange die körperliche und strukturelle Gewalt schon ausgeübt wurde, sei noch unklar - bislang wird nur von einem längeren Zeitraum gesprochen. Belegbar seien Vorfälle aus November 2021. Als Beispiele werden genannt, dass ein Bewohner mit Klebeband an einen Stuhl gefesselt worden sei, zudem soll mehrfach der Zugang zum Zimmer verwehrt worden und kein Abendessen ausgegeben worden sein.

In der Einrichtung leben 24 Menschen mit Behinderung.

Am Freitag (25.2.2022) sei Strafanzeige gegen die Beschuldigten gestellt worden. „Wir werden uns von allen trennen und wollen sie auf keinen Fall weiter beschäftigen. Das ist eine unsägliche Situation, ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit so einer Sache konfrontiert werde“, bekräftige Wellenbrock. In seinem bisherigen Berufsleben sei so etwas noch nie vorgekommen.

Das Team sprach mit den Betroffenen

Durch regelmäßige Schulungen und den Einsatz von Supervisoren würde man es versuchen, so gut es geht zu verhindern, letztlich könne man aber nicht alles schaffen. „Ich habe mit dem Team vor Ort gesprochen, wir haben dann ausgemacht, dass das Team sich mit den Betroffenen in Ruhe unterhält und über die Vorkommnisse spricht. Das hat bereits am Mittwoch (23.2.2022) begonnen“, berichtet Wellenbrock.

Die Vorwürfe richten sich gegen fünf Angestellte der Wewole Stiftung - alle sind bereits von ihren Aufgaben entbunden (Symbolbild).

Am Donnerstag (24.2.2022) wurden die Eltern und Betreuer der Bewohner informiert. 24 Menschen mit Behinderungen leben in der Kaisereiche, normal würden 16 bis 17 Mitarbeiter sich um die Bewohner kümmern und hier enge Vertrauensverhältnisse entstehen. Da nun erstmal gut ein Drittel davon fehlt, übernehmen die Kollegen die Dienste und würden ihre Freizeit opfern, sagt Wellenbrock - die wewole kündigte zudem an, kurzfristig neue Mitarbeiter einzustellen. Die ordnungsgemäße Versorgung sei aber gewährleistet.

Fachlicher Austausch mit Kollegen

„Es ist wichtig, diese Vorfälle nun bekannt zu machen. Wir befinden uns auch im virtuellen fachlichen Austausch mit Kollegen aus anderen Einrichtungen. Zudem wird unser Gewaltschutzkonzept in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dem Land NRW permanent überarbeitet und ernst genommen“, so Wellenbrock. Auch die Heimaufsicht der Stadt Herne sei ebenso wie das Kuratorium und der Beirat der Stiftung in Kenntnis gesetzt worden.

„Auch wenn es sich um einen Einzelfall von fünf unserer über 400 Angestellten handelt, werden wir mit aller Härte dagegen vorgehen. Die Vorfälle widersprechen zutiefst allem, für das die wewole steht“, sagt der Geschäftsführer abschließend. In 13 Einrichtungen der wewole leben rund 300 Menschen mit Behinderung.

Dienstag, 1. März 2022 | Autor: Marcel Gruteser