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Toilettenpapier ist in einem Lebensmitteldiscounter ausverkauft.

Corona und das Papier

Völlig von der Rolle

In Zeiten wie diesen... sind in einigen Läden die Regale, in denen ansonsten Konserven, Nudeln, Mehl, Zucker und Hyagieneartikel lagern verwaist. Den wöchentlichen Einkauf erledige ich nicht nur für meinen Haushalt, sondern auch für meine 86-jährige Mutter. Als ich am Freitag (6.3.2020) zwei Pakete Toiletten-Papier in meinen Einkaufswagen legte, bekam ich in einem Supermarkt den Hinweis: „Bitte nur ein Paket pro Kunde.“ Mein Einwand, dass ich ja für zwei Haushalte einkaufen würde, wurde mit einem „dass sagen sie alle“ nicht akzeptiert. Meine Mutter und ich teilten uns also die Packung Toilettenpapier, übrigens ohne uns großartig zu zanken. Zwischenzeitlich hatte ich unseren 'normalen' Vorrat wieder mit je einer halben Packung aufgestockt.

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Ein Einkauf mit Muttern

Leere Mehl-Regale im Einkaufsmarkt.

Am Montag (16.3.2020) fuhr ich wieder zum Einkauf, diesmal mit meiner Mutter, da sie sich den neuen großen Supermarkt, von dem ihre Freundinnen ihr berichtet hatten, einmal ansehen wollte. Meine Mutter hatte ihren Einkaufszettel parat und wir gingen die einzelnen Gänge mit den neuen Regalen ab. „Ui“, sagte meine Mutter und staunte nicht schlecht, „der ist ja riesig." Aber was nützt die Größe, wenn die Regale zum Teil leer sind. Nudeln und Toilettenpapier - beides stand auf ihrem Zettel - gab es nicht. Und auch einige Konserven waren aus. Eine Mitarbeiterin wies einen jungen Mann, der zur Aushilfe die Regale auffüllte, an: „Du musst die Kartons in den Regalen nach vorn ziehen, damit es voll aussieht.“ Meine Mutter fühlte sich an Kriegszeiten erinnert und fragte mich: „Müssen wir jetzt auch mehr einkaufen?“ Meine Antwort war: „Nein, ich glaube nicht, dass es einen Versorgungs-Engpass gibt.“

Grundsätzlich ist überall alles vorhanden

Um mir das von einem Experten bestätigen zu lassen, rief ich beim Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) an und sprach mit Christian Böttcher, Leiter Politik und Kommunikation: „Nein, wir steuern auf keinen Lebensmittelengpass zu." Allerdings sei das Einkaufsverhalten der Menschen in Deutschland in den 30.000 Lebensmittelgeschäften recht unterschiedlich. Es gäbe Regionen, in denen die Menschen vielleicht etwas besorgter seien, aus Gründen die er nicht kenne. Das könne natürlich dazu führen, das bestimmte Produkte für eine bestimmte Zeit einfach vergriffen seien. „Die sind aber in relativ kurzer Zeit wieder auffüllbar. Grundsätzlich ist es so, dass überall, alles vorhanden ist.“ Gestiegen ist laut Böttcher allerdings der Bedarf an bestimmten Hygiene-Artikeln und Desinfektionsmitteln.

Die Welt gerät ins Trudeln, aber die große Sorge meiner Mitmenschen ist ein sauberer Popo?

Zeitungspapier als Ersatz für Toilettenpapier.

„Na ja,“ stimme ich dem Experten zu, „dazu zählt auf jeden Fall auch das Toilettenpapier." Und ich berichte ihm von meiner Odyssee beim Versuch Toilettenpapier einzukaufen. In vier Läden war ich nicht erfolgreich, allerdings war 'Toilettenpapier' in allen Läden das bevorzugte Thema. Die Frage, die sich mir so langsam stellt ist: „Warum horten die Menschen Klopapier, bei einemn Virus, das die Atemwege befällt?"

Der Experte erklärt

In Zeiten wie diesen...

Die Frage nach einem Engpass bei der Nachlieferung von Toilettenpapier, beantwortet der Experte so: „Um das zu verstehen, müssen wir uns die Liefer- ketten, -struktur und -frequenz anschauen. Im Normalfall wird Toilettenpapier von den Verbrauchern nicht mehrfach in der Woche - wie zum Beispiel Obst, Gemüse oder Milch - eingekauft, sondern monatlich. Und darauf ist der Lebenmittelhandel eingestellt. Unser normales Einkaufsverhalten hat für bestimmte Produkte bestimmte Einkaufsfrequenzen. Für einige Produkte sind sie in normalen Zeiten regelmäßig höher als für andere. Aber wir haben keine normalen Zeiten. Wenn in Zeiten wie diesen, die Menschen aus Gründen, die ich wissenschaftlich / faktisch nicht untermauern kann, die dreifach oder vierfache Menge an Klopapier kaufen, in der dreifachen oder vierfachen kürzeren Zeit, kollabiert auch die beste Lieferkette. Dafür sind die Lieferketten nicht ausgelegt."

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Solch eine Situation gab es in den letzten Jahrzehnten nicht. Hier entsteht gerade eine Gruppen-Panik, die nächsten Wochen ohne Toilettenpapier auskommen zu müssen. Mit einiger Kreativität, sollte man diese klopapierarme Zeit jedoch sicher überstehen.

| Autor: Carola Quickels