halloherne.de

Foto: Bettina Stöß Bär im Universum von Dea Loher für Menschen ab 5 Jahren.

Umwelt-Familienstück am MiR

Benny mit weichem „B“ (Maximilian Teschemacher) ist der letzte Eisbär in der Arktis – womöglich sogar auf der Welt. Als ihm aufgrund des Klimawandels seine Eisscholle unterm Po wegschmilzt, baut er ein Floß und lässt sich viele Tage und Nächte übers Meer treiben in der Hoffnung, irgendwo eine Gefährtin zu finden. Er landet in Pollynesien, das von einem weißen Huhn, der Schneckenchili-Liebhaberin Polly „mit Doppel-L“ (Cosima Krupskin), bewohnt wird.

Weil er Angst vor dem Aussterben seiner Art hat und Polly echt nett findet, macht der Eisbär der Henne mit den tollen weichen Federn einen Heiratsantrag. Denn in der Savanne auf Pollynesien, wo auch die Giraffe Anni (Stimme: Regisseurin Naemi Friedmann) lebt, die ihren langen Hals scheinbar aus dem Himmel herunter zum exotischen Gast mit dem dichten weißen Fell reckt, gibt es keine Eisbären, für die wäre es hier auch viel zu warm.

Foto: Bettina Stöß Bär im Universum von Dea Loher für Menschen ab 5 Jahren.

Benny ist halt nicht der hellste Bär im Universum, sonst wüsste er um die Unmöglichkeit seines Vorhabens. Polly, die für ihn zwar Freundschaft, aber keine Liebe empfindet, wird von einem Alptraum geplagt, in dem sie ein Riesenei legt und aus diesem ein gewaltiges Eisbärküken schlüpft. Zum Glück hat sie eine Idee, um auf bessere Gedanken zu kommen: Sie gibt für Benny, den Fisch-Liebhaber, eine Kontaktanzeige auf.

Flaschenpost von einer Fisch-Liebhaberin

Schon bald gibt’s per Flaschenpost eine Antwort von einer Fisch-Liebhaberin. Doch Benny kann sich mit der Walin Ute (Stimme: Puppenbauer Sven Tillmann) noch nicht ‘mal richtig unterhalten: als Eisbär kann er weder so tief ins Meer eintauchen, noch so lange die Luft anhalten. Da ist für ihn die aus ihrem Wald vertriebene Braunbärin Isabella (Cosima Krupskin), die Fische und Honignester liebt, schon die bessere Alternative…

Das MiR Puppentheater hat am 4. November 2023 im Kleinen Haus am Gelsenkirchener Kennedyplatz mit „Bär im Universum“ das erste Kinderstück Dea Lohers herausgebracht, das am 13. September 2020 am Staatstheater Kassel uraufgeführt worden ist. Die Inszenierung der früheren Leiterin des Jungen Schauspielhauses Bochum, Martina van Boxen, war im Mai 2021 zu den 46. Mülheimer Theatertagen „Stücke“ eingeladen worden. Im April 2022 ist die Geschichte um den sympathischen Klimaflüchtling mit neuem, optimistischem Schluss als Buch mit farbigen Illustrationen von Horst Hellmeier herausgekommen.

Familienstück mit Menschen

Für das Gelsenkirchener Familienstück mit Menschen und von Sven Tillmann augenzwinkernd ironisch gestalteten Puppen und Masken für ein Publikum ab fünf Jahren hat Sarah Wolters hat eine geradezu paradiesische Insel gebaut mit farbenprächtigem Ara-Papagei im Anflug. Doch zwischen Palmen und Plastikmüll aus dem Meer wird auch dieser kunterbunte Märchen-Raum für vom Aussterben bedrohte Tiere bald zu eng werden, wenn die egoistischen Menschen weiterhin gewissenlos unsere Umwelt ausbeuten.

Dea Lohers bitterkomisches Stück zu Klimaerwärmung und schwindender Artenvielfalt wird in Naemi Friedmanns einstündiger Inszenierung zu Heribert Fecklers schrägen Liedtexten in eine so fantasie- wie humorvolle, so recht zur Vorweihnachtszeit passende Erzählung verpackt. Sie schlägt zwar das wunderbare Happy-End des Buches, zu dem mit Rübe ein Piratenrabe mit Augenklappe entscheidend beiträgt, aus, ermöglicht aber mit Pollys Weltumsegler-Lied einen Hoffnungsschimmer am weiten Horizont der Weltmeere.

Die weiteren Familienvorstellungen von „Bär im Universum“ im Kleinen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier:

Karten

Karten für 15 Euro auf allen Plätzen unter musiktheater-im-revier.de, an der Theaterkasse am Kennedyplatz (Montag und Samstag von 10 bis 14 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18:30 Uhr) sowie unter Tel 0209 -40 97 200.