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Das Eingangsschild wird bald verschwinden: Das Impfzentrum im Revierpark Gysenberg schließt am 30. September 2021.

Impfzentrum am Gysenberg schließt seine Türen

'Trotzdem weiterhin am Ball bleiben'

Kurz vor Weihnachten 2020 war es schon startklar (halloherne berichtete), am 8. Februar 2021 eröffnete das Impfzentrum am Gysenberg in Herne (halloherne berichtete). An diesem Tag waren bereits 120 Termine zur Erstimpfung an Senioren ab 80 Jahren vergeben. In der ganzen Öffnungszeit wurden bisher 150.000 Spritzen verbraucht. Nun nach fast acht Monaten in Betrieb, muss das Impfzentrum am Donnerstag, 30. September 2021, aufgrund eines Erlasses der NRW-Landesregierung schließen.

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Beim abschließenden Pressegespräch am Mittwoch (29.9.2021) resümierten Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, Dr. Martin Krause vom DRK und Dr. Uwe Budde über die Arbeit des Zentrums und geben einen Ausblick wie es nun weitergehen soll.

„Man ist schon ein bisschen wehmütig, wenn man an den ausgegebenen Schließungstermin vom Land denkt. Dennoch sind wir dankbar, was wir geschafft haben und dass wir die Herner impftechnisch begleiten durften. Es war auch eine gute Zusammenarbeit der einzelnen Akteure", so Dr. Martin Krause vom DRK. „Wir haben rund 116.000 Menschen hier im Impfzentrum impfen können."

Dr. Martin Krause vom DRK Herne informierte über die Abläufe im Impfzentrum seit Februar 2021.

Ebenso habe es keine massiven Vorfälle mit Impfgegnern gegeben. „Wir hatten im Zentrum selbst keine Zwischenfälle mit Impfgegnern. Bei unseren mobilen Impftagen kam schon mal der ein oder andere, der mit dem Impfen nicht so zufrieden ist. Aber es gab keine größeren Vorfälle", so Krause.

'Pionierarbeit wurde geleistet'

Zunächst seien die Beteiligten aufgrund des Impfstoffmangels nicht sonderlich optimistisch gewesen, da das Impfzentrum ab 22. Dezember 2020 betriebsbereit war, sich die Betriebsaufnahme aber bis Februar 2021 hinzog. „Ich bin wirklich dankbar für die Zusammenarbeit. Oftmals war die Atmosphäre von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Wir haben Stadtgeschichte geschrieben und vielfach Pionierarbeit geleistet. Vieles, was wir in Herne umgesetzt haben, war später maßgeblich für die Erlasse der Landesregierung", so Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.

Dr. med. Uwe Budde vom Impfzentrum Herne berichtete unter anderem von einem Notfall, bei dem einer Person das Leben gerettet wurde.

Die Pandemie habe die Stadt über Monate geprägt. So seien oftmals Erlasse der NRW-Regierung erst am Freitagabend gekommen, die am Samstag schon umgesetzt werden sollten, so Dudda weiter. Dies sei für alle Beteiligten ein Kraftakt gewesen. Mittlerweile seien 73 Prozent der Herne vollständig geimpft (halloherne berichtete). Am Freitag, 1. Oktober 2021, werde man bei gut 79 Prozent Erstimpfungen liegen, da sind sich die Beteiligten sicher.

Auch Dr. Uwe Budde vom Impfzentrum Herne lobte die Zusammenarbeit: „Die Zahlen sprechen für sich. Der Zusammenhalt und die gemeinsam geleistete Arbeit sind ein toller Erfolg." So gab es beispielsweise am 20. Juni 2021 den Tagesrekord von 1.482 Impfungen.

Person wurde das Leben gerettet

Zu größeren Zwischenfällen beim Impfen sei es auch nicht gekommen. „Es gab Menschen, die etwas Angst vor der Spritze hatten und aufgeregt waren. Nur in zwei Fällen kam es zu rettungsdienstlichen Einsätzen. Die betroffenen Personen litten allerdings an Vorerkrankungen, diese waren die Gründe für die Einsätze. Nicht die Impfung als solche", berichtete Dr. Budde.

So sah es zur Aufnahme des Impfbetriebes im Februar 2021 aus (Archivbild).

Jedoch wurde einem Patienten im Impfzentrum das Leben gerettet. Dr. Budde berichtete davon, dass die betreffende Person sich sehr beeilt hatte, um den Termin im Impfzentrum pünktlich wahrzunehmen. Aufgrund der Aufregung und einer unbekannten Vorerkrankung habe die Person Kammerflimmern bekommen und musste mit einem Defibrillator behandelt werden. „Wir haben der Person das Leben gerettet. Wäre dies zu Hause passiert, wäre die Person wahrscheinlich verstorben. Später zur zweiten Impfung kam die Person dann wieder und bedankte sich bei uns Helfern. Es war schön zu sehen, dass sich die Person erholt hat und wir ihr das Leben retten konnten", so der Arzt.

Schließung wird auch kritisch gesehen

Die Schließung des Zentrums bereitet den Beteiligten nicht nur positive Gefühle, sie hätten das Zentrum gerne noch etwas länger aufrechterhalten. „Corona ist in einem Stadium, wo wir es begrenzen können. Aber es ist keine Entwarnung für den Herbst. Ich frage mich, wie die Situation im Herbst wird. Man kann nur aufrufen, dass sich alle impfen lassen sollen, die es noch nicht getan haben. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Kinder, die sich momentan noch nicht impfen lassen können", sagte Oberbürgermeister Dudda.

Die Türen schließen sich: Das Impfzentrum im Revierpark Gysenberg ist in wenigen Tagen Geschichte.

Damit spielt er darauf an, dass sich das Infektionsgeschehen mittlerweile auf Kinder und Jugendliche verlagert hat, die sich noch nicht impfen lassen können. „Wenn das Impfangebot für Kinder und Jugendliche unter zwölf Jahren kommt, frage ich mich, wie sechs Kinderärzte dies stemmen sollen", so der OB weiter.

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Die Stadt wird in Zusammenarbeit mit dem DRK auch weiterhin mobile Impfangebote anbieten. „Da wir das Infektionsgeschehen im Herbst noch nicht abschätzen können, ist es wichtig, am Ball zu bleiben“, so Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda abschließend.

| Quelle: Julia Blesgen