halloherne.de lokal, aktuell, online.

Sinterwerke - 34 Arbeitsplätze weniger

Seitdem Großkunde Bosch immer weniger Produkte der Sinterwerke Herne an der Forellstraße abnimmt, ist das Nachfolgeunternehmen der Bt Magnet-Technologie GmbH (BTMT), das zunächst mit 240 Arbeitsplätzen startete, seit 2013 immer mehr in die roten Zahlen gerutscht. Zwei Jahre später schlossen die neuen Geschäftsführer Matusche und Dübbers, die das Unternehmen nach einem Insolvenzantrag seit April in Eigenverantwortung (Schutzschirmverfahren) führen, mit Betriebsrat und IG Metall einen Standortsicherungsvertrag bis 2019, der eine Mindestzahl von Arbeitnehmern nicht unter 181 garantiert, dafür aber der verbliebenen Belegschaft allerhand Opfer abverlangt. So zum Beispiel Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld und eine kürzere Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich.

Anzeige: Job Speeddating auf Crange 2025

Weitere 34 Arbeitnehmer konnten zwischen sechs Monaten in einer Transfer-Gesellschaft mit bis zu 75 Prozent des letzten Nettolohns oder der Kündigung mit der wegen des Insolvenzverfahrens verkürzten Frist von drei Monaten wählen. Zehn gingen bis Ende Februar 2016 in die Transfergesellschaft, die übrigen 24 bekamen die Kündigung zum 30. November. Darunter auch der seit 23 Jahren beschäftigte und 61 Jahre alte Arbeitnehmer F. Dessen von Rechtsanwalt Reinhardt vertretene Kündigunsschutzklage eröffnete am Dienstag (22.9.2015) eine "kleine Serie von Klagen," wie Arbeitsgerichtsdirektor Dr. Dewender formulierte, die in den nächsten Wochen immer wieder auf den Sitzungszetteln des Arbeitsgerichts zu finden sein werden.

Der Kläger, dessen Sozialplan-Abfindung wegen der Nähe zur Rente geringer ausfallen würde als die jüngerer Kollegen, wäre selbst beim Wechsel in die Transfer-Gesellschaft zwar sechs Monate weiter und hätte dann noch 18 Monate Anspruch auf Arbeitslosengeld, aber mit 63 Jahren dann immer noch nicht in Rente. Außerdem bemisst sich das Arbeitslosengeld nach der Höhe der Einkünfte der letzten sechs Monate vorher, und das sind eben nur 75 Prozent der letzten Nettobezüge.

Der Hamburger Rechtsanwalt Brügger, der in den nächsten Wochen öfter mal den Intercity von Hamburg nach Bochum nehmen muss, konnte zum Thema Abfindung nur mitteilen, "dass ich nichts im Gepäck habe." Wegen der Besonderheit des Falles und der Nähe zur Rente solle sich der Kläger das Thema Transfer-Gesellschaft doch noch einmal überlegen. Dazu hat er jetzt mehrere Wochen Zeit. Bleibt es bei der bisherigen Klage, wird Anfang Dezember verhandelt und wohl auch entschieden. (AZ 4 Ca 2237/15)

Mittwoch, 23. September 2015 | Autor: Helge Kondring