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Geschichtswerkstatt: Schüler der Klasse 10 der Erich Kästner-Schule waren in ihrer Stadt unterwegs um Geschichte vor Ort zu erleben. Hier mit Horst Schröder am alten Brückenkopf, der Sprengung durch die Nazis überstanden hat.

'Geschichte vor Ort'

Schüler der EKS auf den Spuren der Vergangenheit

Schüler der Klasse 10 der Erich Kästner-Schule (EKS) in Sodingen nehmen an der Geschichtswerkstatt teil und suchten dazu verschiedenste Orte in Herne und Wanne-Eickel auf. Unter anderem waren sie auf den Spuren jüdischen Lebens in Herne unterwegs und besuchten Orte wie die Mont-Cenis-Straße, an der das Kaufhaus Frank stand, die Schäferstraße mit der ehemaligen Synagoge, die ehemalige jüdische Schule mit der Mahntafel an der Bahnhofstraße und auch das Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum. Ein weiteres Projekt, war der Umbau des ehemaligen Bunkers in Sodingen zu einer Wohnanlage.

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Schüler der Klasse 10 der Erich Kästner-Schule mit Horst Schröder bei Recherchearbeiten im Stadtarchiv.

Hotte Schröder führte die Gruppe zu einem weiteren Projekt: Er stellte im Mai 2023 in der EKS seine Recherchen zu den 1945 – zum Kriegsende – befohlenen Brückensprengungen am Rhein-Herne-Kanal und an der Emscher vor.

Die Sprengungen sollten das Übersetzen der amerikanischen Truppen nach Wanne-Eickel verhindern. Beherzte und mutige Mitarbeiter der Zeche Unser Fritz verhinderten die Anbringung größerer Sprengstoffmengen, so dass die Förderbrücke zwischen den Schächten Unser Fritz 1/4 und 2/3 erhalten blieb (Quelle: Nacht über Wanne-Eickel, Wolfgang Berke, 2005).

Durch Zufall fand Horst Schröder einen alten Brückenkopf, der die Sprengung durch die Nazis überstanden hat. Die Sprengungen der Brücken über Kanal und Emscher sollten das Übersetzen der amerikanischen Truppen nach Wanne-Eickel verhindern.

Fünf sehr interessierte Schüler wollten der Sache vor Ort auf den Grund gehen. So zeigte und erklärte Hotte Schröder der Schülergruppe bei einem Rundgang im Stadtteil Unser-Fritz die damalige und heutige Situation der Zeche Unser Fritz und seinen zufälligen Fund des Segments eines Brückenpfeilers in der Nähe des Wanit-Geländes, der von der Denkmalbehörde bestätigt wurde.

Schüler der Klasse 10 der Erich Kästner-Schule mit Horst Schröder am Kanal in Unser Fritz.

Aufgewachsen in Unser Fritz konnte Hotte zahlreiche Anekdoten seiner Kindheit einfließen lassen. Die Schülergruppe vereinbarte mit Hotte weitere Details zur 1945 befohlenen Brückensprengung und auch den Namen der mutigen Personen im Stadtarchiv zu recherchieren.

So traf sich die Gruppe 14 Tage später im Stadtarchiv fand eine Stadtkarte von 1937 und Akten zum Kriegsende, die sie einsehen konnten. Sie fanden ein Zeitdokument zur Brücke, allerdings ohne eine Namensklärung. Beim Stöbern durch die Akten stießen die Schüler auch auf andere Details:

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Geschichtswerkstatt: Schüler der Klasse 10 der Erich Kästner-Schule mit Horst Schröder bei Recherchearbeiten im Stadtarchiv.

So wurde die heutige Stöckstraße in Wanne-Eickel in der NS-Zeit in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Beim Spielen mit Kriegsmunition auf dem Cranger Kirmesgelände wurden zwei Kinder getötet und zwei Kinder schwer verletzt. … Ein Junge wurde in der Besatzungszeit wegen Waffenbesitzes zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Beim Schulstart an der Melanchthonschule mit 700 Kindern wurde in vier Schichten unterrichtet und zum Schulstart war der englische Stadtkommandant dabei.

Geschichtswerkstatt: Schüler der Klasse 10 der Erich Kästner-Schule mit Horst Schröder (re) und stellvertretendem Schulleiter Manfred Kucharczyk (li) im Stadtarchiv.
| Quelle: Manfred Kucharczyk / Horst Schröder