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Sandra Hüller steht wieder am 26. und 27. September 2020 als Hamlet auf den Bochumer Schauspielhaus-Brettern.

Sandra Hüller auf Bühne und Leinwand

Schauspielerin des Jahres

Für ihr faszinierendes, gleichwohl auch verstörendes Spiel in Johan Simons‘ „Hamlet“-Inszenierung am Schauspielhaus Bochum ist Sandra Hüller nach dem Gertrud-Eysoldt-Ring und dem Ulrich-Wildgruber-Preis nun auch zur Schauspielerin des Jahres 2020 gewählt worden. Weitere erfreuliche Ergebnisse der traditionellen Kritikerumfrage des Magazins „Theater heute“: Gina Haller ist Nachwuchsschauspielerin des Jahres 2020 und in der Kategorie „Gesamtleistung eines Theaters“ belegt das Schauspielhaus Bochum den zweiten Platz hinter den Münchner Kammerspielen.

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Sandra Hüller in „Exil“, nur noch zu sehen im Dortmunder Sweetsixteen.

Zum zweiten Mal in Folge, darüber hinaus aber insgesamt schon zum vierten Mal nach 2010, 2013 und 2019 ist Sandra Hüller von diesmal elf Kritikern für ihre Darstellung eines forschenden Hamlet in William Shakespeares Klassiker ausgezeichnet worden. Eine Hosenrolle in der Inszenierung des Bochumer Intendanten Johan Simons, wie einst Sarah Bernhardt, Asta Nielson oder zuletzt Angela Winkler 1999 in Peter Zadeks in Straßburg entstandener Produktion für die Wiener Festwochen.

Die 1978 in Suhl geborene Berliner „Ernst Busch“-Absolventin begeistert auch auf der großen Leinwand, gut ein Dutzend renommierter Filmpreise u.a, für „Requiem“, „Über uns das All“, „Finsterworld“ und „Toni Erdmann“ zeugen davon. Sanda Hüller als Hamlet ist, schlicht gekleidet in grauer Flanellhose und schwarzem Pullover, das völlig zu recht heftig umjubelte emotionale Zentrum einer trotz minimalistischer Ausstattung bei vollem Saallicht wuchtigen, zumindest am Anfang jeden Zynismus meidenden Inszenierung des wohl philosophischsten, aber auch, benannt nach seinem früh verstorbenen Sohn, persönlichsten Drama Shakespeares. Sandra Hüllers von Weltschmerz geprägter, aus persönlichem Leid melancholisch gewordener und so zerbrechlich wirkender Hamlet ist gefangen in einer unsäglichen Tradition der Rache, welche den Menschen von seiner ursprünglichen Natur abkoppelt. Wieder zu erleben am 26. und 27. September 2020 im Schauspielhaus Bochum.

In „Schlaf verkörpert Sandra Hüller eine von Alpträumen geplagte Frau.

In Visar Morinas zweistündigem Thriller „Exil“ über Paranoia und Identität spielt Sanda Hüller mit Nora eine durch drei kleine Kinder und die Arbeit an ihrer Promotion gestresste Gattin des im Kosovo geborenen Pharma-Ingenieurs Xhafer (Mišel Maticevic). Als Biodeutsche, so sein Vorwurf, hat sie kein Empfinden für seine Probleme im Institut: „Du weißt doch gar nicht, was es heißt ein Fremder zu sein, in diesem möchtegern-kultivierten und zutiefst verlogenen Land.“ Xhafer hat das Gefühl, rassistisch gemobbt zu werden – und wird auch noch zunehmend eifersüchtig: Geht Nora fremd, weil einmal daheim der Klodeckel hochgeklappt war? „Exil“ ist faszinierendes Genre-Kino – und lief dennoch nur kurz in wenigen Kinos des Reviers. Das Sweetsixteen in der Dortmunder Nordstadt zeigt den auch durch ungewöhnliche Perspektiven des Kameramanns Matteo Coccos verstörend-kafkaesken Film am Montag, 14. September und Dienstag, 15. September 2020, jeweils um 17 Uhr.

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Ihr jüngster Film, der am 25. Februar 2020 auf der 70. Berlinale in der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ uraufgeführt wurde, kommt am 29. Oktober 2020 in die Kinos: „Schlaf“ von Thomas Friedrich (Buch) und Michael Venus (Kamera). In der Koproduktion mit der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ verkörpert Sandra Hüller mit Marlene eine Frau, die von einem immer wiederkehrenden Albtraum geplagt wird, dessen Spielort ein Waldhotel ist. Als sie eben jenes Hotel in einer Zeitungsanzeige entdeckt, stellt sich Marlene ihrer Angst. Gegen den Rat ihrer Tochter Mona (Gro Swantje Kohlhof) fährt sie in den idyllisch gelegenen Ort, wo sich ihre Befürchtungen bestätigen. Geschockt von der Erkenntnis, dass ihre Träume offenbar in Verbindung mit drei Selbstmorden stehen, fällt sie in einen Stupor, eine extreme seelische und motorische Erstarrung…

| Autor: Pitt Herrmann