Autobiographie von Friedenskämpfer Werner Blumenthal
'Rückblicke auf bewegte Jahre'
„Rückblicke auf bewegte Jahre“: So lautet der Titel der Autobiographie von Werner Blumenthal, die kürzlich im RuhrEcho Verlag Bochum erschienen ist. Herausgegeben wurde sie von Tochter Sonja Banna, Sohn Klaus Blumenthal sowie seiner Frau Rita und weiteren Mitgliedern der Familie Blumenthal. Einen großen Anteil an der Veröffentlichung hat aber auch Norbert Kozicki, Mitwirkender des Herner Sozialforums. Er kannte Werner Blumenthal lange und hat sich trotz mancher politischen Differenzen sehr gut mit ihm verstanden.
Rückblick: Blumenthal wurde 1923 in Bochum geboren. Sein Vater Gustav und dessen Bruder leiteten das Warenhaus „Heymann und Co“, später ein eigenes sogenanntes Kurzwarengeschäft. In der Pogromnacht am 9. November 1938 schlug die Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialisten die Wohnung der Familie in einen Trümmerhaufen, der Vater wurde im KZ Sachsenhausen eingesperrt. Zu der Zeit studierte Werner Blumenthal an einer jüdischen Handwerksschule in Berlin.
Über England nach Kanada gekommen
Da sich die besorgte Mutter früh um den ersten Kindertransport bewarb, kam der Sprössling Anfang Dezember 1938 in England an. Dort wohnte er zwei Jahre in einem Heim, bevor er in Kanada in einem Lager interniert wurde. Dort entwickelte er langsam seine antifaschistische Überzeugung. Nach der Entlassung 1942 kam Blumenthal nach London, wo er sich der Gemeinschaft der Freien Deutschen Jugend anschloss. Nach dem Krieg kehrte er - entgegen der Wünsche seiner Familie - von einem Besuch in New York zurück nach Deutschland, um für Frieden und Freiheit zu kämpfen.
Im Ruhrgebiet arbeitete er als Journalist für Zeitschriften, die der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) nahestanden, er selbst war dort auch Mitglied. Er lernte seine Hanne kennen, beide heirateten und ließen sich mit ihren fünf Kindern in Herne nieder. Das Paar war in der Friedens- und Anti-Atombewegung aktiv. Aufgrund des Engagements bei der KPD (wurde 1956 verboten), kam Blumenthal auch in Berührung mit der Justiz.
Als Gewerkschafter eingesetzt
Von 1962 bis zur Pensionierung 1985 arbeitete er bei der Druckerei Girardet in Essen, in der er sich auch als Betriebsrat und Gewerkschafter für die Angestellten einsetzte. Zeitlebens engagierte er sich in der Ostermarsch- und Friedensbewegung.
„Werner Blumenthal hat mir kurz vor seinem Tod im Jahr 2006 mehrere Dateien und Dokumente gegeben, die er über sein Leben und sein Wirken angelegt hatte. So hat er mich indirekt damit beauftragt, dass die Autobiographie erscheint“, sagt Kozicki im Gespräch mit halloherne. „Wir kannten uns aus der Friedensbewegung, das war unser gemeinsamer Punkt.“
Zeitzeuge Blumenthal
„Werner war viel als Zeitzeuge in Schulen unterwegs, er war auch beliebt bei den Schülern und wurde häufig eingeladen. Daher ist es umso wichtiger, seine Erfahrungen und Erlebnisse aufzuschreiben, weil immer mehr Zeitzeugen sterben“, sagt der Biograph. Ein Filmbeitrag in der Dokumentarreihe „Spurensuche - ÜberLebenswege“ des Projekts 'Kohlengräberland - Geschichtswerkstatt unterm Förderturm' der Erich-Fried-Gesamtschule entstand dabei. Werner Blumenthal erzählt darin über die Kindertransporte.
'Gut Ding will Weile haben'
Nun, rund 16 Jahre nach Blumenthals Tod, ist das Buch erschienen. Warum erst jetzt? „Nun gab es günstige Bedingungen, dazu muss man Zeit haben, man muss einen Verlag finden, die Finanzierung muss stimmen“, erläutert der Diplom-Sozialwissenschaftler. „Ich bin jetzt vier Jahre im Ruhestand, da passte das. Gut Ding will bekanntlich Weile haben.“
Außerdem habe die Materialauswertung viel Zeit in Anspruch genommen. So konnte Norbert Kozicki sich durch zig Akten, Kartons und Ähnliches wühlen, um die Details zu sammeln - darunter eine Einladung zu einer Silvesterparty in Québec (Kanada) 1941/42 - und aufzuschreiben: „Allerdings mussten wir aufgrund seiner redaktionellen Erfahrung nur die Texte etwas überarbeiten.“ Die Zusammenarbeit mit Sonja Banna und Klaus Blumenthal habe gut funktioniert. Als weitere Unterstützer für die Autobiographie zählt Kozicki die DGB Geschichtswerkstatt sowie die GEW Herne auf.
'Schmerzhafter Verlust'
„Man muss nicht alles teilen, was Werner Blumenthal gemacht hat“, sagt der Sozialwissenschaftler. Dennoch: „Werners Tod bedeutete einen schmerzhaften Verlust für die Ostermarschbewegung im Ruhrgebiet, die er immer gefördert und unterstützt hat“, blickt Kozicki auf seinen alten Freund zurück.
Das Buch mit 491 Seiten, unterteilt in 20 Kapitel, (ISBN: 978-3-1999-29-2) gibt es im Fachhandel oder beim RuhrEcho Verlag zu kaufen und zu bestellen, der Preis liegt bei 14 Euro. Ebenso liegt es in vielen Bibliotheken aus.