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Gregor (Wotan Wilke Möhring) lernt die Rede für seine allererste Weihnachtspredigt auswendig. Miriam (Diana Amft) unterstützt ihn nach Kräften.

Kitschfreie Weihnachtsgeschichte mit Wotan Wilke Möhring

'Obendrüber, da schneit es'

In Obendrüber, da schneit es, Vivian Naefes Bildschirm-Adaption des gleichnamigen Romans von Astrid Ruppert, kommt es zu einem zweifachen Debüt: Wotan Wilke Möhrings erste Rolle als Pfarrer und für die von ihm verkörperte Figur wird es die erste Predigt – und das ausgerechnet zu Weihnachten! Der Herner Schauspieler: „Die Rolle war eine ganz besondere Herausforderung für mich. Mich interessierte zu erfahren, wie es sich anfühlt, gläubig und Gott nahe zu sein. Ich bin ohne Kirche aufgewachsen und hatte diesbezüglich überhaupt keine Erfahrung.“

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Um sich optimal auf die Rolle des Gregor vorzubereiten, hat er sich Rat bei einem Geistlichen geholt, der ihn an die Liturgie herangeführt hat, an die Zeremonien und Riten des christlichen Gottesdienstes. „Für mich ist Glaube so individuell und verschieden, wie wir Menschen es sind. Ich persönlich trenne Glaube und Kirche. Im streng christlichen Sinne bin ich nicht gläubig, doch vertraue ich einer Kraft, die stärker ist als wir. Ich bin überzeugt, dass es etwas gibt, das uns mitbestimmt, etwas das ich nicht benennen kann.“

Miriam und ihre Tochter Jule müssen nach der Scheidung ihr erstes Weihnachten ohne Papa verbringen. Sie sind heilfroh, dass die Nachbarn Waltraud und Achim Henning, sowie der nette Pfarrer Thaler mitfeiern.

Wotan Wilke Möhring erinnert sich ans Gysenberger Elternhaus: „Früher, bei mir zuhause, wurde immer befreit von allem Druck Weihnachten gefeiert. Unsere Eltern gingen einfach mit uns vier Geschwistern vor dem Weihnachtsabend 'raus in die Natur. Mit rosigen Bäckchen von der Kälte haben wir dann ganz entspannt Weihnachten gefeiert. Deshalb gibt es für mich auch keine Erinnerung an ein besonders schönes oder schreckliches Weihnachten.“

In „Obendrüber, da schneit es“ dreht sich, mitten im vorweihnachtlichen Stress am 23. und 24. Dezember, alles um Freud und Leid der Bewohner eines Münchner Stadthauses. Im Mittelpunkt stehen die frisch getrennte und nun alleinerziehende 36-jährige Miriam Kirsch (Diana Amft), ihre siebenjährige Tochter Julchen (Lara Sophie Rottmann) und der unbeholfene, mit 37 Jahren immer noch jungenhafte Pfarrer Gregor Thaler (Wotan Wilke Möhring).

Miriam und Julchen werden ihre erste Bescherung ohne den Papa haben, denn der hat seiner „Ex“ gerade erklärt, dass seine neue Freundin den Urlaub auf den Malediven schon gebucht hat. Die Weihnachtsgeschenke wird er vorher vorbeibringen. Miriam sucht verzweifelt den günstigsten Zeitpunkt, um ihrer Tochter diese unfrohe Botschaft zu überbringen, dabei ahnt Julchen längst, um was es geht. So schickt sie am Abend des 23. Dezember ein Stoßgebet „ans Christkind, den Weihnachtsmann und den lieben Gott oder wer immer dafür zuständig ist“: „Bitte sorg' dafür, dass Weihnachten schön wird!“.

Gregor kämpft derweil mit seiner ersten Predigt überhaupt. Sein Vater (Walter Hess), leuchtendes Vorbild in seinem Pfarrberuf, hat ihm ausgerechnet für den Gottesdienst am Heiligen Abend in seiner eher konservativen evangelischen Gemeinde den Platz am Altar geräumt für die Feuertaufe. Und dem Sohn zur Vorbereitung seine eigenen Weihnachtspredigten der letzten Jahre in die Hand gedrückt. Innerhalb von 24 Stunden soll sich Gregor in die völlig neue Situation einfinden – und mit den Gepflogenheiten der Gemeinde („Wir singen nur christliche Werke unter dem Kreuz“) vertraut machen.

Bei der letzten Chorprobe vor dem Gottesdienst lernt Gregor Miriam kennen, die neu hinzugestoßen ist. Sie hat Musik studiert und stellt nicht nur in sängerischer Hinsicht eine enorme Bereicherung dar: Als er, vertieft in seine Manuskriptblätter, im Schnee vor dem Haus, in dem auch Miriam wohnt, ausrutscht und so unglücklich aufs Kreuz fällt, dass ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden muss, nehmen nicht nur Miriam und Julchen den Verletzten in ihrer Wohnung auf, sondern bald das ganze Haus.

Den ständig herumnörgelnden Hausmeister Eberling (Fred Stillkrauth) etwa, einen 67-jährigen Griesgram, der den Tod seiner Ehefrau nicht überwunden hat. Und die seit 35 Jahren verheirateten Hennings (Gisela Schneeberger und August Zirner), welche durch die vergessene Reservierung einer Gans komplett aus ihrer Weihnachts-Routine und in eine späte Ehekrise geworfen werden. Den alleinerziehenden Michael (Thomas Loibl), der Weihnachten seiner Tochter Nina (Janina Fautz) zuliebe cool angehen lassen will und schon mehr als nur ein Auge auf die attraktive Miriam geworfen hat. Die 82-jährige Rosa Wagner (Bibiana Zeller), die den Duft von Weihnachten liebt und endlich wieder familiären Rummel unterm festlich geschmückten Baum erleben kann. Nicht zuletzt Isabell und Nick (Maria Weidner und Mario Klischies), das junge Pärchen aus dem Erdgeschoss, das alles anders machen will.

Alle zusammen erleben eine unvergessliche Weihnachtsbescherung – und einen ungewöhnlichen Gottesdienst, bei dem sich Gregor ganz von seinem Manuskript löst, um „nicht von der Kanzel über die Köpfe hinweg“ zu predigen. Er spricht vom Glauben, vor allem aber von der Liebe und der Hoffnung. Gregor erzählt eine wahre, soeben selbst erlebte Weihnachtsgeschichte. Und von der Empore erklingt plötzlich „Fix You“ von Coldplay...

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„Obendrüber, da schneit es“ ist eine wunderbare Weihnachtsgeschichte, die nicht völlig ohne Klischees, aber ganz kitschfrei daher kommt. Was an der Story liegt, bei der Humor und Tragik wie im wahren Leben eng beieinander liegen, vor allem aber an den tollen Schauspielern. Sie wird am Mittwoch, 23. Dezember 2020, um 22:15 Uhr im ZDF gezeigt und ist am Heiligen Abend um 17:30 Uhr auf 3-Sat zu sehen (dort Wiederholung in der Nacht um 0:40 Uhr).

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  • Mittwoch, 23. Dezember 2020, um 22:15 Uhr
  • Donnerstag, 24. Dezember 2020, um 17:30 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann