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Otto Mueller, Badende, 1913, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster. Erworben mit der Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen.

LWL-Museum für Kunst und Kultur eröffnet Ausstellung 'Otto Mueller'

Neue Perspektiven auf den Expressionisten

Münster. Seit Freitag (20.9.2024) ist im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die Ausstellung 'Otto Müller' zu sehen. Sie widmet sich anlässlich des 150. Geburtstags dem Leben und Werk des Expressionisten und ehemaligen Brücke-Künstlers Otto Mueller (1874-1930). Neben vier Werken des Künstlers aus der Sammlung des LWL-Museums werden rund 90 Werke aus bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter das Brücke Museum in Berlin, das Städel Museum in Frankfurt am Main, die Albertina in Wien und das Museum of Modern Art in New York, bis einschließlich dem 2. Februar 2024 gezeigt.

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Die Schau stellt Mueller in den Dialog mit Künstlern, unter anderem aus der Gruppe „Die Brücke“, wie Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff. Außerdem thematisiert die Präsentation Muellers Beziehung zum Akt und zur Natur sowie sein Interesse für andere Kulturen und das Leben seiner Modelle und Partnerinnen.

„Mit der Ausstellung setzt das Museum eine Reihe fort, die sich mit bedeutenden Künstlern der Moderne auseinandersetzt und ihre Werke auf neue Weise präsentiert“, sagte der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann. „Gerade in der heutigen Zeit müssen sich Museen immer mehr die Fragen stellen, welche Kunstwerke sie zeigen und welche Narrative sie der Öffentlichkeit anbieten. Die kritische Auseinandersetzung mit Muellers Werk ermöglicht es uns, die Selbstverständlichkeiten und das Anspruchsdenken, die in der damaligen Zeit vorherrschten, neu zu bewerten und zu reflektieren.“ Es gehe nicht darum, sich heute dem Künstler überlegen zu fühlen und ihn darum zu verurteilen. „Es geht aber sehr wohl darum, dass wir uns verpflichtet fühlen, Verantwortung zu übernehmen und uns dem kolonialen Erbe der Brücke-Künstler zu stellen“, so Lunemann.

Otto Mueller, Landschaft mit gelben Akten, um 1919, Museum of Modern Art, New York, Gift of Samuel A. Berger, 1955. ©2024 Digital image, The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence

Dr. Tanja Pirsig-Marshall, renommierte Expertin für Otto Mueller, kuratiert zusammen mit den Co-Kuratorinnen Flora Tesch und Ann-Catherine Weise die Ausstellung. Pirsig-Marshall hat am Werkverzeichnis von Mueller mitgearbeitet und über den Künstler 2004 promoviert.

Mueller gehört zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Er zeichnet sich durch seine eindringlichen Darstellungen von Menschen aus. Wie viele Künstler des 20. Jahrhunderts suchte Mueller nach dem vermeintlich „Ursprünglichen“, das er in der Verbindung von Mensch und Natur fand. Er nutzte eine Vielzahl künstlerischer Techniken, darunter Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und vor allem Lithografien. In seiner Kunst verwendet er keine starken Farben und gestaltet seine Werke durchdacht und komponiert.

„Unser Ziel ist es, den Besuchern zu zeigen, wie historische Darstellungen durch moderne Interpretationen neu beleuchtet werden können. Dank des Engagements der Stiftung kunst (Stifterkreis des Museums, und der LWL-Kulturstiftung) kann das Museum hochkarätige Leihgaben aus dem Ausland, vor allem den USA, zeigen, die nur selten zu sehen sind. Wir freuen uns sehr über die Unterstützung“, sagte Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold.

In fünf Ausstellungsräumen können Besucher die verschiedenen Facetten von Muellers Schaffen erkunden. Im Mittelpunkt stehen seine berühmten Darstellungen von Menschen in der Natur, insbesondere die ikonischen „Badenden". Diese Motive spiegeln Muellers Sehnsucht nach Einfachheit und Ursprünglichkeit wider und werden in Werken wie „Badende auf Fehmarn“ (1908) und „Badende im Schilf“ (1913) präsentiert.

Die Ausstellung Otto Mueller ist ab Freitag (20.9.) im LWL-Museum für Kunst und Kultur zu sehen: Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Georg Lunemann, Kuratorin Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Wissenschaftlerin Prof. Dr. Natasha A. Kelly und Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold (v. r.).

Muellers Werk umfasst darüber hinaus viele Selbstbildnisse und Darstellungen seiner Partnerinnen. Eine besondere Rolle spielte seine langjährige Partnerin Maria Mayerhofer, bekannt als Maschka. Ein eigens für die Ausstellung produzierter Animationsfilm beleuchtet das Leben von Maschka Mueller und ihr Einfluss auf den Künstler. So war sie maßgeblich daran beteiligt, nach Muellers Tod einen Teil seiner Bilder über den Krieg zu retten.

Neben Werken von Otto Mueller werden auch Gemälde anderer Expressionisten, so etwa von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Dorothea Maetzel-Johannsen, Max Pechstein und Otto Dix, präsentiert.

Kritische Aufarbeitung

Ein besonderes Augenmerk in der Ausstellung liegt auf der kritischen und analytischen Aufarbeitung romantisierender und stereotypisierender Darstellungen von Minderheiten in Muellers Werk, wie sie zum Beispiel in dem Bild „Das sitzende ____________mädchen“ zu erkennen sind.

Zeitgenössische Künstler aus der Community der Sinti und Roma wie Malgorzata Mirga-Tas (*1978), Luna De Rosa (*1991) und Vera Lacková (*1989) entlarven mit ihren Werken Vorurteile und bewerten die Darstellungen in der Ausstellung neu.

Dazu drehten Sara Bahadori und Amdrita Jakupi von „Safe Space e.V.“ einen Film, in dem sie Interviews mit Sinti und Roma führen. Die Interviewten schildern darin, wie Muellers Bilder auf sie wirken und berichten von Verletzungen, die durch rassistische Titel entstehen können. Die Schwarze deutsche Wissenschaftlerin Natasha A. Kelly (*1973) hat einen Raum in der Ausstellung geschaffen, in dem sie sich mit Muellers Verbindungen zum Kolonialismus auseinandersetzt.

„Muellers Kunst spiegelt die gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüche seiner Zeit wider, die sowohl von der Industrialisierung, dem Ersten Weltkrieg und dem Deutschen Kaiserreich als auch vom europäischen Kolonialismus geprägt sind. Die Ausstellung möchte der künstlerischen Einzigartigkeit von Otto Mueller genauso gerecht werden wie der Darstellung aktueller Debatten“, erklärte die Kuratorin Pirsig-Marshall.

Für den Umgang mit sensiblen Bildinhalten arbeitete das Museum mit einer Arbeitsgruppe bestehend aus externen Experten zu den Themen Antirassismus, Antidiskriminierung und Antiziganismus zusammen. In regelmäßigen Treffen wurden Otto Muellers Bilder unter aktuellen Gesichtspunkten diskutiert. Ausschnitte aus diesen Gesprächen sind im Ausstellungskatalog nachzulesen und geben Einblicke in diesen Prozess.

Zusätzlich zu den Kunstwerken bietet das LWL-Museum ein Begleitprogramm mit Lesungen, Konzerten und Vorträgen. Anlässlich der Ausstellung werden zahlreiche Workshops angeboten. Ein „Digitelling“ macht die Ausstellung digital erfahrbar. Alle Informationen gibt es auf den Internetseiten des Museums.

Der Ausstellungskatalog „Otto Mueller“, erschienen im E. A. Seemann, kostet 36 Euro.

Vergangene Termine (1) anzeigen...
  • Montag, 30. September 2024, um 20 Uhr
Oktober
11
HEUTE
Freitag, 11. Oktober 2024, um 18 Uhr LWL-Museum für Kunst und Kultur Westfälisches Landesmuseum, Domplatz 10, 48143 Münster Langer Freitag – ab 18 Uhr freier Eintritt.
Oktober
16
Mittwoch
Mittwoch, 16. Oktober 2024, um 20 Uhr LWL-Museum für Kunst und Kultur Westfälisches Landesmuseum, Domplatz 10, 48143 Münster Vortrag im Auditorium: Nachtblumen aus Indiens Gärten. Der Maler Otto Mueller sucht das „Zigeunergefühl“ Mit Prof. Dr. Klaus-Michael Bogdal.
November
20
Mittwoch
Mittwoch, 20. November 2024, um 19:30 Uhr LWL-Museum für Kunst und Kultur Westfälisches Landesmuseum, Domplatz 10, 48143 Münster Film und Podiumsdiskussion ab 19.30 Uhr: Auditorium Peter Nestlers Dokumentarfilm „Zigeuner sein“ (1970) im Anschluss ein Gespräch mit Dr. Radmila Mladenova (Forschungsstelle Antiziganismus; Uni Heidelberg) und André Raatzsch (Zentralrat der Sinti und Roma, Heidelberg)
Oktober
24
Donnerstag
Donnerstag, 24. Oktober 2024, von 16:30 bis 17:30 Uhr LWL-Museum für Kunst und Kultur Westfälisches Landesmuseum, Domplatz 10, 48143 Münster Film und Podiumsdiskussion ab 19.30 Uhr: Auditorium Peter Nestlers Dokumentarfilm „Zigeuner sein“ (1970) im Anschluss ein Gespräch mit Dr. Radmila Mladenova (Forschungsstelle Antiziganismus; Uni Heidelberg) und André Raatzsch (Zentralrat der Sinti und Roma, Heidelberg)
Weitere Termine (3) anzeigen...
  • Donnerstag, 14. November 2024, von 16:30 bis 17:30 Uhr
  • Samstag, 21. Dezember 2024, von 16:30 bis 17:30 Uhr
  • Donnerstag, 16. Januar 2025, von 16:30 bis 17:30 Uhr
Montag, 23. September 2024 | Quelle: LWL Pressedienst
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