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Symbol für die Zukunft des Bergbaus in Deutschland: Hydraulikstempel am Weg eines Halden-Wanderwegs.

Was von der Kohle übrig bleibt

Neu im Kino: 'Vom Ende eines Zeitalters'

Grubenfahrt auf eine Tiefe von 1.200 Metern unter die Erde Bottrops, bevor alles „ausgeraubt“ wird. Die Geräuschkulisse unter Tage ist enorm. Auf Prosper V ist bald Schicht im Schacht. Historische Fotos belegen die einstige Blüte Ende des 19. Jahrhunderts – und die harte körperliche Arbeit mit Flottmann-Bohrhämmern aus Herne und Schippen noch bis in die 1980er Jahre hinein. Am Ende stehen eine Messe im Essener Dom und Ansprachen von Norbert Blüm und Norbert Lammert.

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Mit dem Zechensterben einher ging der Umbruch der einstigen Arbeiterkolonie zur Eigenheimsiedlung, die ihren geschlossenen Charakter ebenso verloren hat wie den geradezu familiären Zusammenhalt der Bewohner. Auch Kneipen, Vereine und Kirchengemeinden sind einem enormen Wandel ausgesetzt: „Erst stirbt die Zeche, dann stirbt die Stadt.“

Viele Bottroper Sehenswürdigkeiten

Christoph Hübner und Gabriele Voss zeigen in ihrem Dokumentarfilm „Vom Ende eines Zeitalters“ aber auch vielversprechende Neuanfänge: die Landmarke auf der Bergehalde Haniel mit dem Amphitheater, die populäre Aussichtsplattform Tetraeder, das Alpincenter für ganzjährigen Wintersport. Und nicht zuletzt die Renaturierung der Emscher mit der Umwandlung des Klärwerks Bottrop zum Industriedenkmal Berne-Park am Emscher-Radweg mit künstlerisch gestalteten und bepflanzten Klärbecken, einem beliebten Restaurant mit großer Sonnenterrasse sowie dem Parkhotel, einer der republikweit ungewöhnlichsten Beherbergungsstätten.

Die Geschichte des Ruhrgebiets ist seit 200 Jahren von Migration geprägt. Die alltägliche Beantwortung der Frage, wie man unter wie über Tage zusammenarbeiten und leben kann, war seinerzeit identitätsstiftend. Heute fehlt ein gemeinsamer Arbeitgeber. Auf der Suche nach einer neuen Identität baut die Politik auf Industriedenkmäler, Freizeiteinrichtungen und Kultur-Leuchttürme wie die Ruhrfestspiele und die Ruhrtriennale. Vom einstigen Zusammenhalt zeugen nur noch Festivitäten der Traditionsvereine mit dem unweigerlichen Abschluss des Steigerlieds…

Der Prozess des langsamen Sterbens

„Vom Ende eines Zeitalters“ beschließt ein siebenteiliges, sich über mehr als vier Jahrzehnte erstreckendes Filmprojekt einer Chronik der Bottroper Zeche Prosper/Ebel und ihrer Siedlung, die seit gut 160 Jahren das Leben zahlreicher Generationen prägte. Von 1978 bis zur Schließung 2023, dem gleichzeitigen Ende des Steinkohlen-Bergbaus in Deutschland, haben die beiden Dokumentarfilmer den Prozess des langsamen Sterbens begleitet.

Mit dem Abriss der Bottroper Zeche Prosper/Ebel endete auch der Steinkohlen-Bergbau in Deutschland.

Christoph Hübner und Gabriele Voss im Film-Kino-Text-Presseheft: „Die Form des Films reagiert auf die Realitäten vor Ort. Es entstand eine Montage der Brüche, des Nebeneinanders von Altem und Neuem, eine Montage, die Umbrüche verdichtet und dabei Verluste und vage Hoffnungen spürbar werden lässt. Unser Film erzählt seine Geschichten eher fragmentarisch, in kleinen, szenischen Episoden. Vergangenheit und Gegenwart werden nicht linear hintereinander gereiht, sondern reagieren auf unterschiedliche Weise miteinander, überlagern sich in Schichten. Nach und nach wird so in vielen kleinen Details erfahrbar, was der große Titel benennt: das Ende eines Zeitalters.“

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In Essen zu sehen, Tour der Filmemacher im Revier

Nach der Uraufführung am 2. Dezember 2023 beim Kinofest Lünen kommt der 155-Minüter jetzt zumindest in einige Kinos, durchgängig zu sehen von Donnerstag, 25. April, bis einschließlich Mittwoch, 1. Mai 2024 nur im Essener Filmstudio Glückauf. Beide Filmemacher gehen zudem auf große Kinotour durchs Revier mit folgenden Stationen:

  • Donnerstag, 25. April 2024, 18 Uhr Rio Mülheim/Ruhr
  • Samstag, 27. April 2024, 18 Uhr Lichtburg Oberhausen
  • Sonntag, 28.April 2024, 11.34 Uhr Casablanca Bochum
  • Sonntag, 28. April 2024, 14 Uhr Schauburg Gelsenkirchen
  • Dienstag, 30. April 2024, 17 Uhr Schauburg Dortmund
  • Mittwoch, 1. Mai 2024, 12 Uhr Metropol Düsseldorf
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  • Donnerstag, 25. April 2024
| Autor: Pitt Herrmann
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