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Sky-Roadmovie: Ben und Schwefelfell auf dem Rücken Lungs.

Cornelia Funkes Bestselleradaption in Herne

Neu im Kino: Drachenreiter

Einst lebten Drachen und Menschen zusammen in Harmonie. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Durch den Egoismus der Menschen wurden die magischen Wesen immer mehr zurückgedrängt und zur Flucht gezwungen. Und dann erschuf auch noch ein irrer Alchemist ein blutrünstiges, drachenartiges Geschöpf, um alle Drachen aufzuspüren und zu vernichten: Nesselbrand (Sprecher: Rick Kavanian). Dieses eitle, für ganz kleine Kinder schon in den ersten Szenen des Films gruselige Monster frönte seiner einzigen Gier, alles zu verschlingen, was ihm in die Finger kam, mit Vorliebe andere Drachen – aber auch seinen Schöpfer selbst. Nachdem Jahrhunderte ins Land gezogen waren, die Menschen immer mehr Platz auf der Erde für sich beanspruchten, riesige Städte bauten und nicht gerade achtsam mit der Natur und ihrem Planeten umgingen, war das Wissen um die magischen Fabelwesen gänzlich verschwunden. Doch ein paar wenige leben noch zurückgezogen, im Verborgenen, ohne das Wissen der Menschen in einem einsamen Tal.

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Der junge, neugierige Silberdrache Lung (Sprecher: YouTube-Star Julien Bam) hat es satt, sich ständig in einem bewaldeten Tal verstecken zu müssen. Er möchte den Erwachsenen beweisen, dass er ein richtiger Drache ist. Als die Menschen kurz davorstehen, auch noch den letzten Rückzugsort seiner Familie zu zerstören, begibt sich der mutige Lung zusammen mit dem zarten, dabei aber forschen und vorlauten Koboldmädchen Schwefelfell (YouTube-Star Dagi Bee) auf eine abenteuerliche Reise. Er möchte den „Saum des Himmels“ finden, den geheimnisvollen Zufluchtsort der Drachen. Auf ihrer Suche begegnen die beiden dem Menschenjungen Ben (Popsänger Mike Singer), einem elternlosen Streuner, der in einem verlassenen Lagerhaus lebt und sich als Drachenreiter ausgibt. Während sich der Straßenjunge und der Drache schnell anfreunden, bleibt Schwefelfell misstrauisch und versucht, Ben wieder loszuwerden: Es gibt keine aufrichtigen Menschen. Doch das ungleiche Trio muss lernen, an einem Strang zu ziehen, denn es wird von Nesselbrand verfolgt...

„Drachenreiter“ Ben auf der Flucht vor der Polizei.

Regisseur Tomer Eshed gibt mit „Drachenreiter“ sein Spielfilmdebüt. Er war den Produzenten 2011 mit seinem witzigen Animations-Kurzfilm „Flamingo Pride“ im Rahmen des Nachwuchsförderprogramms „First Steps“ aufgefallen. Tomer Eshed, geboren in Tel Aviv, absolvierte die School of Arts in Jerusalem, bevor er nach Berlin zog und 2004 an der Filmuniversität Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg ein Animationsstudium begann. Für seinen im dritten Studienjahr realisierten Kurzfilm „Our Wonderful Nature“ erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und wurde für den Studenten-Oscar nominiert.

Für „Drachenreiter“ ließ sich der renommierte britische Drehbuchautor John R. „Johnny“ Smith („Royal Corgi“) vom gleichnamigen Bestseller der Romanautorin Cornelia Funke aus dem Jahr 1997 inspirieren, einer stark überarbeiteten Variation ihres Debütromans „Die große Drachensuche“ von 1988. Ein Merkmal ihrer Erzählungen ist die Melange aus realistischen Geschichten, die in einer realen Welt spielen, mit fantastischen Elementen und Parallelwelten. Was auch beim 440-Seiten-Roman „Drachenreiter“ der Fall ist, von dem bisher über drei Millionen Exemplare verkauft worden sind. Der ökologische Themen stark in den Vordergrund rückende Film setzt auf behutsame Aktualisierungen. So ist das Internet jetzt das neue Orakel und Nesselbrand kommuniziert mit Fliegenbein, seinem Helfer in Miniaturformat, per Smartphone.

Das Vordringen der Menschen in den letzten Rückzugsort der Drachen setzt sowohl in Cornelia Funkes Vorlage als auch im Kinofilm die Geschichte in Gang. Die Vorgeschichte hingegen, wie es in der Vergangenheit zwischen Menschen und Drachen einmal gewesen war, haben die Filmemacher hinzuerfunden. Tomer Eshed: „Mir war es wichtig, mehr auf die Rolle der Drachen einzugehen, welche Rolle sie in der Natur spielten, für was sie stehen, für was die Menschen stehen. Die Drachen sind in unserer Geschichte sehr noble Wesen und repräsentieren die Natur; im Gegensatz dazu sehen wir die Menschen: selbstherrlich, egoistisch, Eindringlinge in die Natur, die sie zerstören und kurzerhand das Ruder übernehmen. Das Hauptthema der Geschichte ist für mich Heimat und die Grundfrage ‚wo gehöre ich hin?‘. Dieses Thema spiegelt sich sowohl in den Rollen von Lung, Ben und Schwefelfell wider, ist aber auch meine persönliche Verbindung zum Stoff.“

Für die deutsche Fassung der aufwändig animierten Abenteuerreise, im Original in englischer Sprache, konnten viele prominente Synchronsprecher gewonnen werden, noch zu nennen Axel Stein als Ruhrpott-Zwerg Kiesbart und Kaya Yanar in einer Doppelrolle als indisches Ehepaar Subisha Gulab und Deepak. Wie schon bei seinen Kurzfilmen basierte die Gestaltung der meisten Figuren auf Tomer Esheds Zeichnungen, die von einem Team von Charakter-Designern aus Belgien und Deutschland umgesetzt wurden. Der ins Ohr gehende Song im Abspann stammt übrigens aus der Feder des deutschen Singer-Songwriters Nico Santos.

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„Akzeptiere die Vergangenheit und blicke nach vorn“: Dieser Rat, vom Professor Wiesengrund in seiner Wüsten-Oase an Ben adressiert, könnte als Motto über diesem Sky-Roadmovie für die ganze Familie stehen. Wobei sich Kinder im Vorschulalter bei manchen im übrigen grandiosen Action-Szenen schon mal in die Arme ihrer (Groß-) Eltern flüchten. Kinostart war der 15. Oktober 2020, „Drachenreiter“ ist auch in der Filmwelt Herne zu sehen.

| Autor: Pitt Herrmann