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Gerry Hungbauer (Henry Higgins) und Mercy Malieloa (Eliza Doolittle) begeistern in „My Fair Lady“ in Essen.

Musical-Hit am Aalto Musiktheater Essen

My Fair Lady

„Es grünt so grün…“ In „My Fair Lady“ nach George Bernard Shaws Stück „Pygmalion“ (1913) und dem von Gabriel Pascal produzierten Film „Pygmalion – Der Roman eines Blumenmädchens“ von Anthony Asquith und Leslie Howard (1938) erkennt der Londoner Sprachprofessor Henry Higgins auf Anhieb jeden Slang, der auf den Straßen der britischen Metropole gesprochen wird und weiß daher genau, woher jemand kommt.

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Er wettet mit seinem seit vielen Jahren in der einstigen Kronkolonie Indien lebenden Kollegen Oberst Pickering, dass er aus dem armen, ungebildeten und (in der deutschen Fassung Robert Gilberts, die am 25. Oktober 1961 am Theater des Westens erstaufgeführt wurde) fürchterlich berlinernden Blumenmädchen Eliza Doolittle binnen sechs Monaten eine feine Dame machen kann, die sich mühelos in der britischen Upper Class bewegen kann – auf der Rennbahn in Ascot wie beim Staatsempfang im Royal Palace...

Fast genau acht Jahre nach dem Bombenerfolg im Grillo-Theater, die Essener Fassung der Dramaturgin Carola Hannusch und des Regisseurs Robert Gerloff bezog sich mit der Figur des Grafen Zoltan Karpathy auf die 1939 mit einem Drehbuch-Oscar für G. B. Shaw ausgezeichnete Kinoadaption und beglückte Filmfreunde durch zahlreiche witzige Verweise auf die Kinogeschichte, hat sich nun das Aalto Musiktheater diesem „immergrünen“ Stoff zugewandt mit dem umjubelten Ensemblemitglied Mercy Malieloa als Eliza Doolittle.

Was bestimmt unseren Platz in der Gesellschaft

Auch darstellerisch überzeugend: Tobias Greenhalgh (Freddy Eynsford-Hill) und Christina Clark (Mrs. Pearce).

Herkunft oder Sprache? Was bestimmt unseren Platz in der Gesellschaft? Der zentralen Frage des Stücks stellt die aus Pisa stammende Regisseurin Ilaria Lanzino, eine studierte Germanistin, in ihrer ersten Arbeit am Aalto aus heutiger Sicht neu: Sprache als lebendiges, wandelbares Phänomen im Aufeinandertreffen unterschiedlichster Kulturen. Bei ihr ist Eliza (in der 2. Aufführung eine mit stehenden Ovationen gefeierte Anna Beatriz Gomes), die ihren Rollkoffer durchs Parkett bugsiert und um die Hilfe eines Besuchers bittet, diesen auf die Bühne zu hieven, eine portugiesischsprachige High-School-Absolventin aus Brasilien. Die ihr Londoner Studium mit Jobs finanzieren und nebenbei eine neue Sprache lernen muss: „Die Sprache macht den Menschen, die Herkunft macht es nicht“ weiß der Phonetik-Professor.

Was Robert Gilbert, der Alan Jay Lerners Text ins Deutsche übersetzte, ausreichend Gelegenheit bot, die Tücken unserer Sprache generell für alle Ausländer ironisch aufs Korn zu nehmen. Die trotz Handys mit ihren Lichtbögen an die 1950er Jahre erinnernde Bühne der türkischen Ausstatterin Emine Güner stellt Higgins‘ very britisches Arbeitszimmer der kalten Atmosphäre deutscher Amtsstuben und überfüllter Wartebereiche gegenüber. Entbehrlich Till Naus Choreographie des Korrektur-Balletts in der Einbürgerungs-Szene, haarsträubend gestrig die Hochzeits-Szene zwischen Elizas Vater (Karel Martin Ludvik im Krachledernen) und seiner um einiges älteren Dirndl-Braut.

Was „My Fair Lady“ seit der Uraufführung am 15. März 1956 im New Yorker Mak Hellinger Theatre zum Bühnen-Blockbuster macht, sind die längst zu Evergreens gewordenen mehr als ein Dutzend Gassenhauer von „Kann denn die Kinder keiner lehren…?“ und „Wäre det nich wundascheen?“ über „Mit ‘nem kleenen Stückchen Glück“ und „Ich hätt‘ getanzt heut Nacht“ bis hin zu „In der Straße, mein Schatz, wo du lebst“ und „Kann eine Frau nicht sein wie ein Mann?“. Hier glänzen Gesangssolisten wie Rainer Maria Röhr als Oberst Pickering, Tobias Greenhalgh als Elizas Verehrer Freddy und besonders die Christina Clark als so verschmitzte wie selbstbewusste Mrs. Pearce auch darstellerisch.

Als Eliza Doolittle überzeugt die 26-jährige portugiesisch-brasilianische Sopranistin Anna Beatriz Gomes als Gast aus der Schweiz. Und in der Rolle des Henry Higgins begeistert der Münchner Schauspieler Gerry Hungbauer, der in zahlreichen TV-Produktionen mitwirkte und nicht zuletzt durch seine Rollen in den Serien „Rote Rosen“ und „Verbotene Liebe“ bundesweit bekannt wurde. „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“: Hungbauer verkörpert eindrucksvoll die Tragik seiner Figur. Am Pult der Essener Philharmoniker stand am Premierenabend Tommaso Turchetta, der neue 1. Koordinierter Kapellmeister am Aalto Musiktheater. In der von mir besuchten zweiten Aufführung am Sonntag (8.10.2023) wurde der in Karlsruhe geborene Paul Kuhn, ehemaliger GMD in Bielefeld und Remscheid/Solingen, stehend gefeiert.

Weitere Vorstellungen

  • 15. Oktober 2023
  • 19. Oktober 2023
  • 23. Oktober 2023: Blaue Stunde
  • 26. Oktober 2023
  • 25. November 2023
  • 15. Dezember 2023
  • 20. Dezember 2023
  • 31. Dezember 2023
  • 20. Januar 2024
  • 28. Januar 2024
  • 3. Februar 2023
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Nachgespräch 20. Januar 2024, im Anschluss an die Vorstellung in der Aalto-Cafeteria Karten sind erhältlich unter theater-essen.de, im Ticket-Center, II. Hagen 2 in der Essener City, an der Kasse des Aalto-Theaters, Opernplatz 10 sowie unter Tel 0201 - 81 22 200.

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  • Sonntag, 15. Oktober 2023, um 16:30 Uhr
  • Donnerstag, 19. Oktober 2023, um 19:30 Uhr
  • Montag, 23. Oktober 2023, um 19:30 Uhr
  • Donnerstag, 26. Oktober 2023, um 19:30 Uhr
  • Samstag, 25. November 2023, um 19 Uhr

Weitere Termine

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  • Freitag, 15. Dezember 2023, um 19:30 Uhr
  • Mittwoch, 20. Dezember 2023, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 31. Dezember 2023, um 19 Uhr
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  • Samstag, 20. Januar 2024, um 18 Uhr
  • Sonntag, 28. Januar 2024, um 18 Uhr
  • Samstag, 3. Februar 2024, um 19 Uhr
Montag, 9. Oktober 2023 | Autor: Pitt Herrmann
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