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Volker W. Degener.

„Münte, jetz sach Dein Satz ma ganz“

33 Preisträger der Literatur im Portrait: Enis Maci, gebürtige Gelsenkirchenerin des Jahrgangs 1993, hat den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis Ruhr 2020 gewonnen (halloherne berichtete). Der Herner Volker W. Degener, WAZ-Kulturchef Jens Dirksen und Germanist Hannes Krauss haben in der Geschichte dieses Preises geforscht und gemeinsam das vom Regionalverband Ruhr herausgegebene Buch „Ausgezeichnet“ geschrieben: 33 Portraits von Preisträgern des Literaturpreis Ruhr zwischen 1986 und 2018. In diesem Jahr hat diese Würdigung nach einem Jahr Pause eine Veränderung erfahren. Jetzt steht das Werk im Vordergrund. Bislang – und das bezieht sich auf die vorstellten Schriftsteller – wurde der Preis für die literarische Gesamtleistung vergeben.

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Franz Müntefering.

2012 ging die Auszeichnung an den gebürtigen Herner Harald Hartung. Der Professor für deutsche Sprache und Literatur hat sich nicht nur als Lyriker einen Namen gemacht, sondern auch als kenntnisreicher Kritiker, Essayist und Herausgeber. „Hartungs Gedichte summieren sich zu lyrischen Momentaufnahmen aus dem Leben eines nachdenklichen, ungemein belesenen Zeitgenossen, der gegen alle intellektuellen Moden sich immer der Aufklärung verpflichtet fühlte,“ schreibt Krauss in seinem Beitrag, zu dem auch ein paar kurze Textproben gehören. Und weiter: „Auf diesen „homme des lettres“ aus dem Ruhrgebiet kann die Region stolz sein. Seine diskrete Art „sich aufzudrängen“ erträgt man gerne, auch weil sie immunisiert gegen die dröhnenden Zumutungen der Zerstreuung.“

Die Idee zum Literaturpreis Ruhrgebiet, wie er 1986 noch hieß, geht auf Degener, seinerzeit NRW-Vorsitzender des VDS (Verband deutscher Schriftsteller) und Herbert Somplatzki vom Westfälischen Literaturbüro zurück. Der damalige KVR-Direktor nahm sie auf, eine kulturelle Institution war geboren. War das Schöngeistige an Ruhr und Emscher nie das ganz große Ding, so begann mit der hiesigen Gründung von Universitäten ein Wandel. Heute blüht eine breite literarische Szene. Zur Förderung und Pflege gehört als wichtiges Instrument der Literaturpreis Ruhr dazu.

Fritz Eckenga sei als einer von 33 genannt, die zwischenzeitlich mit dem Preis ausgezeichnet worden sind. Fälscherweise als „Poet aussem Pott“ tituliert, sind scharfsinnig-humorvolle Gedichte – meist in Reimform – und satirische Texte, oftmals kabarettreif, sein Markenzeichen. Gern nimmt er auch Politiker aufs Korn. Verknappte Redeweise gehört zu den Eigenheiten des SPD-Politikers Franz Müntefering. Da machte sich Eckenga auch einen Reim drauf und der Neu-Herner bekam wie folgt sein Fett weg: „Münte-Franz, gib jetzt nicht Ruh, jetz sach Dein Satz ma ganz.“ Herrlich-köstlich dieser Snack – wie so vieles aus des Dortmunders Feder.

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Ganz unterschiedliche Temperamente und Charaktere vereint das rund 200 Seiten starke Buch. Das Autorentrio ist bemüht kurz-knackig zu formulieren. So entstehen auf den Punkt gebrachte Texte und vermitteln präzis Informationen über die Dichter, Lyriker und Schriftsteller. Der Band, in schlichtes Grau-Leinen gebunden trägt die ISBN 978-3-86206-838-8 und ist im Kettler-Verlag Dortmund erschienen.

| Quelle: Sabine Herrmann