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„Alles, was er macht, ist sinnlos“: Der Knollennase entkommt man naturgemäß nicht in der großartigen Oberhausener Loriot-Werkschau.

Künstler, Kritiker und Karikaturist

Loriot-Hommage mit 'Ach was'

Dass der 1923 als Bernhard-Victor Christoph-Carl von Bülow in Brandenburg an der Havel geborene und 2011 in Ammerland am Starnberger See verstorbene Loriot nicht nur der wohl populärste intellektuelle Humorist unseres Landes gewesen ist, sondern auch ein hochbegabter Künstler mit klassischer Ausbildung, ein zeitaktuell politischer Kritiker und begnadeter Karikaturist, offenbart die großartige, von Dr. Sarah Hülsewig kuratierte Hommage, die noch bis zum 18. Mai 2025 in der Ludwig-Galerie Schloss Oberhausen zu sehen ist.

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Vicco von Bülows bekannte Knollennasenmännchen und geflügelte Worte wie das titelgebende „Ach was“ oder „Früher war mehr Lametta“ sind längst Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Die vom Caricatura-Museum Frankfurt/Main übernommene und um den von Lena Elster kuratierten Bereich „Loriots erste Ausstellung in der DDR“ erweiterte Werkschau rückt den unkonventionellen Spross eines alten preußischen Adelsgeschlechts insbesondere als Bildenden Künstler in den Fokus.

Ikonische Couch im Foyer

Bereits im zentralen Eingangsfoyer mit der ikonischen Couch hängt das Ölgemälde seines Urururururgroßvaters Daniel von Bülow (1677-1758) und eine Zeichnung des Wappentiers der Familie, der im Französischen „Le Loriot“ genannte Vogel Pirol, Vicco von Bülows Künstlername. Im Erdgeschoß rechts dann eine Zeitreise vom Frühwerk, das Loriot als begabten Maler, Zeichner und begabten Werbegrafiker zeigt, bis hin zu seinem Spätwerk mit den Serien „Große Deutsche“ in den 1990er Jahren und „Nachtschattengewächse“ in den 200er Jahren.

Linkerhand im Erdgeschoss ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Loriot-Biographie und zugleich ein besonderes Stück Zeitgeschichte: In seiner Geburtsstadt Brandenburg findet 1985 die erste Loriot-Ausstellung in der DDR statt - und das an den staatlichen Institutionen vorbei! Mit Chuzpe, viel Geduld und Fingerspitzengefühl gelang Gerda Arndt als Leiterin des Brandenburger Dommuseums die politisch brisante Präsentation eines in der Bundesrepublik wirkenden und durch das Westfernsehen auch in der DDR sehr populären Künstlers.

Loriots politisches Tagebuch

Durch seine messerscharfe Beobachtungsgabe zielt Loriots Humor geradewegs auf das Selbstverständnis der kleinbürgerlichen Gesellschaft der 1950er bis 1980er Jahre und hält ihr regelrecht den Spiegel vor. Zahlreiche vor allem im 1. Obergeschoss der Ludwig-Galerie thematisch gebündelten Werke, wobei Wort und Bild häufig einen gleichberechtigten Status erhalten, entfalten eine ganz eigene Komik und werden so zu Zeugnissen feinster Gesellschaftskritik, die etwa bei „Loriots Tagebuch“ in den 1970er Jahren auch heute noch wirkt. Helmut Schmidt und Franz-Josef Strauß waren freilich auch sehr dankbare Objekte für seine Fotocollagen.

Unter den 350 originalen Zeichnungen und Skizzen Loriots befinden sich auch unbekanntere Cartoons wie „Reinhold das Nashorn“ von 1956.

Aber auch das Schaffen als Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur wird in der Schau beleuchtet. Zu sehen sind Loriots Phasenzeichnungen für seine berühmten Zeichentrick-Cartoons wie „Herren im Bad“ sowie von ihm entworfene Bühnenmodelle seiner Opern-Inszenierungen, Friedrich von Flotows „Martha“ 1986 an der Staatsoper Stuttgart und Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ zwei Jahre später bei den Ludwigsburger Festspielen.

Dramatische Werke unterm Dach

Im 2. Obergeschoss leben seine „Dramatischen Werke“ für Kino und Fernsehen, die der Züricher Diogenes-Verlag in einem voluminösen Band vereint hat, auf – und das auch auf der Videowand. Allerdings kann aus rechtlichen Gründen nicht alles Wünschenswerte gezeigt werden. So müssen Szenenfotos legendärer Sketche wie „Die Nudel“ oder seines Spielfilms „Ödipussi“ reichen. Was nicht jeder Fan weiß: Vicco von Bülow hat stets in seinen Filmen selbst gesprochen und bei Bedarf („Miezekatze“) auch gesungen. Kleiner Ausgleich: Am Sonntag, 30. März 2025, läuft um 12 Uhr „Pappa ante portas“ bei freiem Eintritt in der Lichtburg Oberhausen an der Elsässer Straße 26, rechtzeitige Anmeldung ist notwendig.

„Das Herstellen der Komik ist schwere Arbeit“, hat Loriot einmal in einem Interview gesagt. Die in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt/Main und dem Stadtmuseum Brandenburg/Havel entstandene Ausstellung lädt dazu ein, sich davon zu überzeugen, dass das vermeintlich Leichte nur schwer zu machen ist. Im Treppenaufgang Arbeiten von Kollegen und Freunden wie Robert Gernhardt und Hans Traxler.

Umfangreiches Rahmenprogramm

Die Ausstellung „Ach was“ in der Ludwig-Galerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46, hat folgende Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr; montags geschlossen, feiertags geöffnet; Oster- und Pfingstmontag geöffnet. Der Eintritt kostet 12 (ermäßigt 6) Euro, Familien (2 Erwachsene + Kinder) 22 Euro, Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen 19 Euro.

Öffentliche Führungen finden jeden Sonn- und Feiertag um 11:30 Uhr statt, Kuratorinnenführungen mit Dr. Sarah Hülsewig jeweils sonntags um 15 Uhr am 2. Februar, 16. März, 6. April und 18. Mai 2025. Zur Ausstellung erscheinen zwei bebilderte Booklets: „Ach was“ mit einem Text von Dr. Sarah Hülsewig und „… als größtes Hindernis die Grenze“ mit einem Text von Lena Elster M.A. zum Preis von jeweils 5 Euro.

Zum umfangreichen Rahmenprogramm gehört ein Podiumsgespräch zum Thema Loriot und die Komik im Film am Sonntag, 23. Februar 2025, um 15 Uhr u.a. mit dem Schauspieler Gerrit Schmidt-Foß, Dartsteller des Dieter Lohse in „Pappa ante portas“. Und am Sonntag, 16. März 2025, öffnet zwischen 15 und 17 Uhr die Museums-Werkstatt zum „Entchen-Tag: Loriot für die ganze Familie“ (Eintritt 12, ermäßigt 6) Euro. Nähere Informationen unter Ludwiggalerie.de.

„Ach was“: 1976 beginnt Vicco von Bülows legendäre TV-Zusammenarbeit mit Evelyn Hamann.
Februar
23
Sonntag
Sonntag, 23. Februar 2025, um 15 Uhr Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen
Weitere Termine (4) anzeigen...
  • Sonntag, 16. März 2025, um 15 Uhr
  • Sonntag, 30. März 2025, um 12 Uhr
  • Sonntag, 6. April 2025, um 15 Uhr
  • Sonntag, 18. Mai 2025, um 15 Uhr
Vergangene Termine (1) anzeigen...
  • Sonntag, 2. Februar 2025, um 15 Uhr
Montag, 27. Januar 2025 | Autor: Pitt Herrmann