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Symbolbilder Muslime Islam Ramadan Koran.

Stellungnahme der Islamischen Gemeinde

Koran-Verbrennung: 'Wir empören uns nicht!'

Die Islamische Gemeinde verfasste folgende Stellungnahme zu den Koran-Verbrennungen vor der türkischen Botschaft in Stockholm (Schweden):

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"Wir empören uns nicht! 'Den Koran öffentlich anzünden, dann auf wütende Proteste von Muslimen und das Eingreifen der Polizei warten', so hat die TAZ die Aktion des Rechtsextremen Paludan zusammengefasst. Der rechtsextreme Provokateur Rasmus Paludan hielt eine knapp einstündige Tirade gegen den Islam und Migranten, danach zündete er eine Ausgabe des Koran an, so die Berichterstattung.

'Respektlose Aktion'

Bücher zu verbrennen, die heilig sind, ist eine zutiefst respektlose Aktion. Und trotzdem empören wir uns nicht und laden alle Muslime dazu ein, sich ebenfalls nicht zu empören.

Erst unsere Empörung macht das Geschäft von Paludan und Co. groß. Sein Geschäft ist die Verbreitung eines flammenden Hasses auf den Islam. Mit unverhältnismäßigen Protesten und Empörungen tun wir genau das, was der Rechtsextremist von uns will, nicht aber das, was Gott von uns verlangt: 'Und die Diener des Erbarmers sind die, die demütig auf der Erde umhergehen und, wenn die Törichten sie anreden, sagen: Frieden'

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Bücherverbrennung hat unter Nazis und Rechtsextremen eine lange Tradition. Paludans geistige Vorväter hatten das bereits am 10. Mai 1933 gemacht. In zahlreichen deutschen Universitätsstädten karrten die Nazis Tausende Bücher zusammen und verbrannten sie auf öffentlichen Plätzen.

'Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen', prophezeite Heinrich Heine damals schon. Wie das endete wissen wir alle. Auschwitz, Mölln, Solingen und Bautzen sprechen eine eindeutige Sprache.

Was bei dieser Debatte wenig Beachtung findet ist die politischen Botschaft Paludans: 'Die sollen nicht integriert werden, die sollen nicht assimiliert werden, die sollen raus.' 'Die', sind alle 'nicht westlichen Personen', von denen er Schweden 'reinigen' will. Der Grund: Es gebe 'genetische Unterschiede' zwischen den Menschen unterschiedlicher Kulturen. Deshalb werde es auch immer Konflikte geben. So etwas wie gelungene Integration oder ein friedliches Zusammenleben könne es nicht geben.

Thesen in Deutschland salonfähig geworden

Das sind Thesen, die auch in Deutschland salonfähig geworden sind. 'Ethnische Gruppen sind genetisch verschieden - und deshalb auch unterschiedlich intelligent', hatte mal ein Publizist geschrieben und viel Geld mit viel Schwachsinn gemacht. Die Verbrennung des Koran empört uns nicht. Auch, dass Schweineblut auf das heilige Buch gegossen wird, empört uns nicht und macht uns keine Angst.“

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Zum Abschluss heißt es weiter: „Uns macht Angst und empört uns, dass rechtspopulistisches Gedankengut den medialen und politischen Diskurs bestimmen. Uns empört, wenn Kriminalität mit 'Vornamen abfragen' migrantisiert wird. Uns empört, wenn Politiker von 'kleinen Paschas' reden. Uns empört, wenn junge, gut ausgebildete Frauen mit Kopftuch in der Gesellschaft mehrfach diskriminiert werden. Uns empört, wenn Alkohol trinken und Schweinefleisch essen als Maßstab für gelungene Integration gelten. Uns empört, wenn Politiker von 'Sozialtourismus' reden und geflüchtete Menschen diskreditieren. Vor allem empört uns - wir bekommen regelrecht Angst - wenn sich all das vor den Augen der Gesellschaft abspielt und sich niemand sonst empört.“

| Quelle: Islamische Gemeinde in Röhlinghausen