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Die Kleingärtner des Vereins

Ideen des Masterplans Wasserlagen sorgen für Unruhe

Kleingärtner fürchten das Aus ihrer Anlage

Immer noch sind die Kleingärtner der Anlage Im Stichkanal in Aufruhr. Sie fürchten, dass ihre 92.000 Quadratmeter große Kleingartenanlage dem Masterplan Wasser weichen muss und die Fläche für eine Wohnbebauung genutzt werden soll.

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Zur Erinnerung: Der Masterplan Wasserlagen soll nach Angaben der Stadt Herne als planerische Grundlage für die räumliche Entwicklung an Emscher und Rhein-Herne-Kanal dienen und dabei ein breites Themenfeld in den Blick nehmen. Neben Wohn- und Wirtschaftsflächenpotenzialen sollen auch die Themen Freizeit und Mobilität sowie Umwelt- und Freiraumbelange behandelt werden (halloherne berichtete und berichtete).

Jedoch sorgen die planerischen Überlegungen bei den Kleingärtnern für Sorgen. „Am 28. Juni 2022 wurden unser erster Vorsitzender und ich vom Stadtverband anhand von Bildern darüber informiert, dass unsere Anlage wahrscheinlich dem Masterplan Wasserlagen weichen soll", berichtet Elmar Brennecke, 2. Vorsitzender des Vereins, im Gespräch mit halloherne. „Zunächst wurde unsere Anlage auf dem Bild ganz normal gezeigt. Auf einem Weiteren war sie dann rot gekennzeichnet, was bedeuten soll, dass sie weg muss. Später haben wir dann herausgefunden, dass auf dem Masterplan bereits Häuser eingezeichnet worden sind."

'Manche haben seit 53 Jahren hier ihre Parzelle'

Danach informierte der Vorstand die Kleingärtner. „Das war für uns Kleingärtner natürlich erstmal ein großer Schock. Viele von uns haben seit Generationen hier ihren Garten. Wenn man überlegt... manche haben sogar seit 53 Jahren hier ihre Parzelle", sagt Heike Stotz, erste Kassiererin des Vereins.

Besonders für junge Familien sei der Garten eine willkommene Abwechslung zum Stadtalltag. „Die Kinder können hier spielen und kommen wieder in Kontakt mit der Natur und den Tieren", sagt Stotz. „Aber auch für viele Senioren dient die Anlage für soziale Kontakte. Wir haben hier Witwen, die sich immer treffen und gemeinsam etwas unternehmen. Man darf sich das gar nicht vorstellen, wenn das wegfällt."

Möglichkeit, soziale Kontakte zu halten

Weiter führt sie aus: „Besonders zur Corona-Zeit, war die Anlage eine Möglichkeit, soziale Kontakte zu halten. Außerdem konnten so unsere Mitglieder, wenn sie beispielsweise keinen Balkon oder Garten hatten, in diesen Zeiten in der Anlage wenigstens stundenweise etwas entspannen und an die Luft kommen."

Herne von oben auf einem Plakat: Weiße Linien, im Bereich vom blauen Stift, kennzeichnen die Umgebung, um die es beim Masterplan Wasserlagen geht.

Neben den sozialen Aspekten spiele aber auch das Finanzielle eine Rolle. Viele Gärtner hätten über die Jahre zahlreiche Investitionen in ihren Parzellen getätigt, die heute an anderer Stelle so nicht mehr möglich wären, machen die Kleingärtner deutlich.

Benny Callies begleitet für sein Projekt 'Herne fragt nach' die Kleingärtner und hat bereits mit einigen Persönlichkeiten der Herner Politik über den Masterplan Wasserlagen gesprochen. Auch er teilt die Sorgen der Kleingärtner: „Ich bin ja selbst Kleingärtner und konnte mich von daher gut in die Lage der Betroffenen versetzen. Ich glaube, dass auch besonders die Ungewissheit an den Nerven der Kleingärtner zerrt."

Kleingärtner wünschen sich klare Auskunft

Diese Annahme bestätigt auch Elmar Brennecke. „Nicht zu wissen, wie es weitergeht, das ist das große Problem. Wenn wir eine klare Auskunft bekommen würden, dann könnte man sich danach richten - auch wenn es schwer wäre. Aber diese Ungewissheit zerrt wirklich an den Nerven."

Diese Situation habe ebenso Auswirkungen auf mögliche neue Mitglieder. „Wir müssen Interessenten nun immer sofort sagen, dass es sein kann, dass die Anlage dem Masterplan Wasserlagen zu Opfer fallen könnte. Wie die Reaktionen dann aussehen, kann man sich natürlich denken", so Brennecke.

Die Kleingärtner hoffen, dass es bald ein klares Signal vonseiten der Stadt gibt, damit sie sich auf den einen oder anderen Ausgang für ihren Kleingarten einstellen können und die Stimmung innerhalb der Gemeinschaft wieder ruhiger wird.

Keine Aussagen zu Spekulationen

Auf Nachfrage von halloherne teilt Stadtsprecher Patrick Mammen mit: „Der Planungsbericht des Masterplans Wasserlagen wird im November 2022 den Gremien und den Bürgern vorgestellt. Zu Spekulationen um die Kleingartenanlagen äußert sich die Stadt nicht."

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Einen Hoffnungsschimmer für die Kleingärtner könnte eine Beschlussvorlage der CDU-und SPD-Fraktionen für die nächste Sitzung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung am Mittwoch, 21. September 2022, sein. Die Fraktionen schlagen eine Überarbeitung des Masterplans Wasserlagen vor, die den Erhalt aller Kleingartenanlagen vorsehen soll.

| Autor: Julia Blesgen
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