Altweiberfastnacht in Herne
Kirche, Karneval und Krawatten
Wiederum keine Chance hatte dieses Jahr Oberbürgermeister Frank Dudda bei der Verteidigung der kommunalpolitischen Macht: der Rathausschlüssel ist seit Donnerstag (28.2.2019) futsch, auch seine Krawatte musste dran glauben. Bis Veilchendienstag regieren nun die Narren der HeKaGe im Rathaus.
Das massive Bollwerk aus bunten Luftballons, aufgetürmt vor den Stufen in die oberbürgermeisterliche Rathaus-Etage, hielt dem Ansturm der Narren nur Augenblicke stand. Widerstand zwecklos: die vier Beschützer des Oberbürgermeister versuchten noch mit Schüssen aus Konfettikanonen die närrischen Gegner in Schach zu halten. Währenddessen flüchtete dieser mit dem Rathausschlüssel in der Hand ins nächste Stockwerk, wo ihn zunächst Kinderprinzessin Leonie stellte. Die von Frank Dudda vorgebrachten politischen Erfolge der vergangenen Tage waren in Augen der Karnevalisten nur flüchtige Ausreden, um seinen Platz im Oberbürgermeisterbüro für die närrische Zeit nicht zu räumen. Das Stadtprinzenpaar wurde da schon deutlicher und forderte vehement die Herausgabe des Schlüssels. Nach einer kurzen Rangelei behielten Sascha I. und Mandy I. die Oberhand. Zumindest bis Dienstag.
Zuvor waren die Narren der HeKaGe zu Gast in der Kreuzkirche, wo ein ökumenischer Gottesdienst stattfand. Dieser wurde gestaltet von Pfarrer Cornelius Heering (evangelische Kreuzkirchengemeinde), Gemeindereferent Dominik Mutschler (katholische Pfarrei St. Dionysius) und Bürgermeister Erich Leichner als "kirchenpolitischer Sprecher des Karnevalsvereins." In seiner Predigt thematisierte Dominik Mutschler augenzwinkernd die pragmatische Seite des Feierns: wenn die Getränkevorräte zu Neige gehen, werde es kritisch. Da sei es hilfreich, wenn man aus Wasser Wein machen könne, wie es in der Bibel heißt. Anschließend zogen die Karnevalisten, angeführt vom Spielmannszug Herne-Süd, zum Rathaus am Friedrich-Ebert-Platz. Dort war der Machtwechsel nur eine kurze Angelegenheit.