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Überschuldungsquote für Herne lag im Jahr 2020 bei 18,21 Prozent.

Überschuldungsquote fast doppelt so hoch, wie deutschlandweit

Jahresbericht Schuldnerberatung

Die Verantwortlichen der Schuldnerberatung haben am Dienstag (16.3.2021) ihren Bericht für das Jahr 2020 für Herne veröffentlicht. Aus diesem Bericht geht hervor, dass die Überschuldungsquote für Herne im Jahr 2020 18,21 Prozent beträgt. Sie ist damit fast doppelt so hoch wie die deutschlandweite Quote mit 9,87 Prozent.

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Häufige Gründe für eine Verschuldung seien Arbeitslosigkeit, eine Erkrankung, eine Trennung oder eine gescheiterte Selbstständigkeit. Jedoch gewinne längerfristiges Niedrigeinkommen als Ursache von Überschuldung zunehmend an Bedeutung und werde sich, in Anbetracht der Corona-Pandemie, noch verstärken.

Obwohl die Überschuldung von Privatpersonen in Herne seit Jahren ununterbrochen angestiegen sei, sei sie im Jahr 2020 erstmalig leicht rückläufig. Dennoch befürchten die Mitarbeiter der Schuldnerberatung, dass die Corona-Pandemie diese leicht positive Entwicklung beenden werde.

669 Personen wurden 2020 betreut

Insgesamt wurden in der Beratungsstelle 669 Personen betreut, davon waren 265 Frauen und 404 Männer. Von den 669 Betreuungen gab es 85 Beratungen zum Pfändungsschutzkonto. Die Gesamt- und Durchschnittsverschuldung lag bei 584 Schuldner- und Insolvenzberatungen.

Für die Verfahren dieser Personen habe die Schuldnerberatung Kontakt mit insgesamt 8.297 Gläubigern aufgenommen. Im Durchschnitt haben die Verschuldeten einen bis fünf Gläubiger.

Die Höhe der Gesamtverschuldung diese Personen ergab in der Summe exakt 15.996.974,98 Euro. Das entspreche einer Durchschnittsverschuldung von 27.392,08 Euro.

30- bis unter 40-Jährige suchen am häufigsten Rat

Die größte Gruppe der Ratsuchenden lag bei den der 30- bis unter 40-jährigen mit 28,77 Prozent, wie bereits im Jahr 2019. Die meisten Ratsuchenden seien ledig.

Andrea Leyk von der Schuldnerberatung.

Die zweitstärkste Gruppe bei den Beratungsfällen war bei den Männern die der 40- bis unter 50-Jährigen. Hier gab es laut Schuldnerberatung 96 Gespräche. Bei den Frauen gab es in der Altersgruppe der 20- bis unter 30-Jährigen 59 Gespräche. Diese liegt mit der Gruppe der 30- bis unter 40-jährigen Ratsuchenden gleich auf. Die kleinste Gruppe machen sowohl bei den Männern (36 Gespräche), als auch bei den Frauen (19 Gespräche) die Gruppe der über 60-Jährigen aus.

Corona beeinflusste Beratungsarbeit

Auch spielte die Corona-Pandemie bei dem Beratungsangebot eine größere Rolle. Laut den Verantwortlichen der Schuldnerberatung stellte sich heraus, dass die anfangs vermutete stark steigende Nachfrage an Beratungen nicht eingetreten sei. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das im Jahr 2021 der Fall sein werde, wenn Rücklagen verbraucht sind und Einkommensausfälle nicht mehr kompensiert werden können.

Von Mitte März bis Juni 2020 konnten keine persönlichen Beratungsgespräche stattfinden. Hier setzten die Mitarbeiter auf telefonische und Video-Beratung. Erst ab Sommer 2020 wurden erneut persönliche Beratungsgespräche unter den geltenden Hygiene-und Abstandsregelungen angeboten. Persönliche Beratungstermine werden generell dokumentiert und finden nur nach vorheriger Terminvereinbarung statt.

Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen und Lockdowns konnten auch nur vier Präventionsangebote stattfinden. So fand beispielsweise die Präventionsveranstaltung „Umgang mit Geld und Schulden vermeiden“ im Januar 2020 in der Krankenpflegeschule des Evangelischen Krankenhaus Herne statt. In den Veranstaltungen wurden die Zuhörer informiert, wie man entweder eine Überschuldung vermeiden kann oder es werden Lösungswege aus der Überschuldung aufgezeigt.

Weihnachtsaktion

Auch konnte die Weihnachtsaktion nicht wie gewohnt ablaufen. Es gab aufgrund der Pandemie kein gemütliches Zusammensein und keine gepackten Lebensmittel- und Hygienemitteltaschen. Stattdessen gab es Gutscheine und eine kleine Tüte mit weihnachtlichen Süßigkeiten (halloherne berichtete).

Die Ausgabe der Gutscheine fand unter Einhaltung der Hygieneregelungen statt, nach vorheriger Terminvergabe auf dem Außengelände der Beratungsstelle statt. Die Aktion wurde von Herner Firmen, Banken, dem Lions Club Wanne-Eickel und dem Lions Club Herne-Emschertal, Kirchengemeinden und zahlreichen Privatleuten unterstützt. So bekamen 60 Familien zu Weihnachten Hilfe. Darüber hinaus seien durch die „Wunsch-Weihnachtsbaum-Aktion“ des Vereins Herne hilft und der Herner Sparkasse wieder zahlreiche Kinderwünsche erfüllt worden. Aus der Schuldnerberatung bekamen 40 Kinder Geschenke zu Weihnachten.

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Auch im Jahr 2021 werden sich der Vorstand und das Team der Schuldnerberatungsstelle künftig für Menschen aus sozial benachteiligten Verhältnissen einsetzen und ihnen hilfreich zur Seite stehen.

| Autor: Julia Blesgen