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Samuel Türksoy (li.) und Maja Dickmann begeistern am Prinz Regent Theater Bochum in der Rom-Com „How to Date a Feminist“.

Rom-Com begeistert am Prinz Regent Theater Bochum

'How to Date a Feminist'

Sie haben sich auf einer Kostümparty kennengelernt, Wonderwoman und Robin Hood. Die Journalistin Kate steht tief in ihrem Herzen auf „Lippenstift, Cupcakes und Heathcliffe“, dem Findelkind aus Emily Brontës Roman „Wuthering Heights“ („Sturmhöhe“). Überhaupt mag die als behütetes Einzelkind in einem vornehmen Londoner Stadtviertel aufgewachsene Tochter des konservativ-religiösen Joe starke Männer wie ihren Chefredakteur Ross, der sagt, wo‘s langgeht.

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Der Bäcker Steve dagegen, Sohn der Politaktivistin Morag, ist in der Grafschaft Berkshire zur Welt gekommen - auf einem Frauen-Protestcamp am Militärflughafen Greenham Common, als dort amerikanische Cruises Missiles stationiert werden sollten.

Ein ganz klassischer Heiratsantrag

Um es auf den Punkt zu bringen: Kate steht auf Machos, auch wenn sie gerade Ross verlassen hat, und Steve, frisch getrennt von der Bildhauerin Carina, versteht sich als Feminist. Der Kate, von seiner Mutter als materialistisch und unemanzipiert gescholten, vor einer mit Graffiti besprühten Steinmauer (Bühne und Regie: Alexander Vaassen) ganz klassisch einen Heiratsantrag macht – auf den Knien mit Verlobungsring. Sie nimmt an, obwohl er sich bei ihr fürs Patriarchat entschuldigt, Vater Joe diesen Veganer allzu „anders“ findet und Steve, so Kate, „wie ein Triebtäter auf Bewährung“ stets um Erlaubnis fragt, wenn er sich ihr vorsichtig nähert.

Maja Dickmann, von Samuel Türksoy an der Gitarre begleitet, erweist sich auch als großartige Sängerin.

Eine Old-School-Hochzeit ganz in Weiß? Kommt naturgemäß für Kate nicht in Frage. Und mit Mutters Schleier schon gar nicht. Dennoch trotzen die beiden allen Widrigkeiten der äußeren Beeinflussung. Doch schon neunzig Minuten nach dem „Ja-Wort“ sucht Steve das Weite: er hat seine linke Mutter inflagranti mit Kates Vater erwischt – das geht über seinen Horizont. Carina ist gar nicht böse über diese unerwartete Entwicklung und auch Ross rechnet sich wieder Chancen bei Kate aus. Doch bei ihr hat Steves Verhalten emanzipatorische Spuren hinterlassen…

Dauererregte Wokeness-Debatte

„Wie erkenne ich den Unterschied zwischen den Dingen, die ich will, aber eigentlich nicht will, den Dingen, die ich will, aber eigentlich nicht wollen sollte, und den Dingen, die ich will und auch wollen darf?“ Kates Frage beantwortet Samantha Ellis‘ gefeierte, wortwitzige Komödie „How to Date a Feminist“ nicht wirklich, gibt aber binnen 105 pausen- wie atemlosen Minuten genügend Hinweise auch für die dauererregte Wokeness-Gesellschaft unserer Tage.

Uraufgeführt am 8. September 2016 im Londoner Arcola Theatre und am 15. Dezember 2018 auf Deutsch erstaufgeführt am Badischen Staatstheater Karlsruhe, ist diese spritzige, die Widersprüchlichkeiten moderner Geschlechterrollen aufs Korn nehmende Romantic Comedy nun am Bochumer Prinz Regent Theater herausgekommen und bei der Premiere am Donnerstag (1.6.2023) vor ausverkauftem Haus mit stehenden Ovationen gefeiert worden.

Zwei großartige Absolventen für sechs Rollen

In der nach „Dadalus und Ikarus“ zweiten Regie Alexander Vaassens verkörpern zwei großartige Absolventen des Studiengangs Musical der Essener Folkwang-Universität alle sechs Rollen – im fliegenden (Kostüm-) Wechsel. Die in Mainz aufgewachsene Maja Dickmann und der in Aalen geborene, zuvor in Mannheim als klassischer Ballett-Tänzer ausgebildete Samuel Türksoy begeisterten zuletzt in „Cabaret“ an der Dortmunder Oper. Nun offenbaren sie sich, im vergleichsweise intimen Rahmen des Prinz Regent Theaters im Bochumer Süden, als multitalentierte Schauspieler, Tänzer, Sänger und Musiker – und bereits mit Beifall auf offener Szene belohnte Slapstiker.

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„How to Date a Feminist“ von Samantha Ellis steht in er deutschen Übersetzung von Silke Pfeiffer vor der Sommerpause noch zweimal auf dem Spielplan des Prinz Regent Theaters Bochum: am Sonntag, 4. Juni, sowie Sonntag, 18. Juni 2023, jeweils um 18 Uhr, Karten unter prinzregenttheater.de oder Tel. 0234 – 77 11 17.

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  • Sonntag, 4. Juni 2023, um 18 Uhr
  • Sonntag, 18. Juni 2023, um 18 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann