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Die Schuldnerzahl in Herne ist leicht zurückgegangen.

Trotz Verbesserungen: Deutschlandweit die fünfthöchste Verschuldung

Herner Schuldnerquoten rückläufig

Die Schuldnerquote in Herne ist im Jahr 2020 leicht auf 16,82 Prozent gesunken. Das sind 1,39 Prozent weniger als noch 2020. Hier lag die Schuldnerquote bei 18,21 Prozent. Das geht aus der kürzlichen Veröffentlichung des SchuldnerAtlas von Creditreform hervor. Trotzdem hat Herne weiterhin eine hohe Schuldnerquote im Vergleich mit anderen deutschen Städten. So liegt Herne auf dem fünftletzten Rang.

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In Gelsenkirchen zum Beispiel ist die Schuldnerquote noch höher als in Herne. Sie liegt 2021 bei 16,94 Prozent. Auch in Duisburg ist die Zahl hoch, sie liegt bei 16,16 Prozent. Am niedrigsten ist die Quote im Ennepe-Ruhr-Kreis mit 10,03 Prozent. Ebenso ist sie in Bottrop mit 10,44 Prozent niedrig.

Herne unter den 20 Schuldnerreichsten PLZ-Bereichen

Auch gehört Herne zu den 20 Schuldnerreichsten Postleitzahlen (PLZ)-Bereichen und ist gleich mit zwei PLZ vertreten. Der Bereich 44653 hat eine Schuldnerquote von 50,51, dicht gefolgt vom Bereich 44652. Hier liegt die Quote bei 20,12 Prozent. Nach Postleitzahlen gefiltert ist die Quote im PLZ-Bereich 44625 mit 13,75 am geringsten.

'Verschuldung kann jeden treffen'

Auf Nachfrage von halloherne machte die Geschäftsführerin der Schuldnerberatung Herne, Andrea Leyk, deutlich, dass es nicht den einen Grund für die Überschuldung in Herne gibt: „Die Gründe sind vielfältig. Es spielen Niedrigeinkommen, Arbeitslosigkeit oder das plötzliche Wegbrechen eines Einkommens durch Trennung oder Tod des Partners eine Rolle.“

Trotz der leichten Besserung bei der Quote, sei die Arbeit der Schuldnerberatung nicht weniger geworden. „Wir müssen bedenken, dass trotz der Verbesserung die Quote doppelt so hoch ist, wie im Bundesdurchschnitt. Die Menge an Fällen hat sich bei uns nicht verändert", so Leyk.

Corona spiele in der Statistik der Beratungsstelle bisher nur eine geringe Rolle. Sie hätten bisher nur zwölf Fälle gehabt, die im konkreten Zusammenhang mit den Auswirkungen der Pandemie stehen. Hierbei ginge es unter anderem um die Rückzahlung der Soforthilfe. „Ich denke aber, dass je länger die Situation andauert, es auch bei uns zu mehr Fällen führen wird", berichte Geschäftsführerin Schuldnerberatung Herne.

Abschließend führte sie aus: „Eine Verschuldung kann jeden treffen. Es können auch Menschen davon betroffen werden, die mehr Geld zur Verfügung haben. Jeder kann durch einen Schicksalsschlag in solch eine Notlage geraten."

NRW- und Deutschlandweit

In Nordrhein-Westfalen sind rund 1,6 Millionen Menschen überschuldet. 441.620 Menschen, also gut 28 Prozent, sind allein im Ruhrgebiet davon betroffen. Jedoch ist die Anzahl der Schuldner in Deutschland und damit auch in NRW laut Creditreform deutlich gesunken.

In Deutschland sei die Quote um 1,01 Prozent gesunken und liege nun bei 8,86 Prozent. Laut Creditreform liege die Überschuldung in NRW 2021 bei 10,47 Prozent. Da seien 1,16 Prozent weniger als 2020.

Hohe Schulden können zu Depression und Einsamkeit führen.

Jedoch zeige sich, dass es einen Geschlechterunterschied bei den Verschuldungen gebe. So seien deutlich mehr Männer als Frauen verschuldet. Obwohl auch hier laut Creditreform ein Rückgang zu verzeichnen sei, liege die Überschuldungsquote bei Männern im Jahr 2021 bei 3,76 Prozent und bei Frauen bei 2,40 Prozent.

Ebenso zeige sich eine Überschuldungsentspannung in allen Altersklassen. Dies könne laut Creditreform an der Pandemie liegen. Hierbei können der Corona-Lockdown und die dadurch bedingte Konsumzurückhaltung eine Rolle gespielt haben. Ebenso hätten auch die immensen staatlichen Hilfsprogramme zur Stabilisierung der Wirtschaft und den Privatpersonen beigetragen.

Ausblick von Creditreform

Jedoch sei laut Creditreform davon auszugehen, dass sich die wirtschaftliche Lage eher verzögern oder verschlechtern werde. Gründe dafür seien unter anderem der Anstieg bei Benzin-, Strom- und Heizkosten. Ebenso seien ein Drittel der Haushalte von Einkommenseinbußen durch Minijobs oder Ähnliches betroffen. Außerdem sei Pandemie-bedingt auch die Langzeitarbeitslosigkeit höher.

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Insgesamt, so machen es die Verantwortlichen von Creditreform deutlich, vollziehe sich die individuelle Überschuldungsentwicklung nicht sprunghaft, sondern schleichend und daher zeitlich versetzt über mittlere Zeiträume. Durch staatliche Förderprogramme und juristische Regularien seien viele Unternehmen bislang vor der Insolvenz bewahrt worden. Die tatsächlichen Nachwirkungen werden folglich erst zeitverzögert im Nachgang zum Ende der staatlichen Hilfen eintreten. Höchstwahrscheinlich werde die Spitze der Neuüberschuldung erst nächstes oder übernächstes Jahr, sprich 2022 oder 2023, erreicht werden.

| Autor: Julia Blesgen/ Creditreform