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Steingärten und plattierte Vorgärten sind schlecht fürs Klima.

Kampf den Schottergärten

'Grün statt grau'

Saftiges Grün und bunte Blumen sollen tristes Grau verdrängen: Die Stadt Herne sagt gemeinsam mit dem Verein „Wohnen in Herne“ den Schottervorgärten dieser Stadt den Kampf an. Unter dem Motto: „Schotter weg, Grün rein!“ startet nun ein Wettbewerb zur Umgestaltung von versiegelten Vorgärten. Vorgärten, an denen sich die Geister scheiden. Bei einem Pressegespräch am Mittwoch (28.9.2022) informierten Stadtrat Karlheinz Friedrichs, Daniel Wirbals, der stellvertretende Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, Ulrich Syberg und Kirsten Süßmeier vom Verein „Wohnen in Herne“, worum es geht.

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Steinwüsten erobern die Vorgärten

Stein- oder auch Schottergärten werden in Deutschland immer beliebter. Hört man das Wort „Garten“, denken viele Menschen zuerst an bunte Blumen, grünen Rasen oder sogar an einen Baum. Schottergärten bieten nichts davon.

Der Wettbewerb soll den Umbau von der Steinwüste zu lebendigem Grün fördern - eine klimatische und ökologische Aufwertung. Die Umgestaltung zu mehr Grün bedeutet mehr Artenvielfalt und ist ein wichtiger Faktor für den Klima- und Naturschutz.

Im BUND-Garten an der Vinckestraße grünt und blüht es im Juni ganz besonders schön.

Für manch einen Hausbesitzer ist ein Schottergarten gleichbedeutend mit: Pflegeleicht, unkrautfrei und topmodern. Allerdings sind diese steinwüstenähnlichen „Gärten des Grauens“ von pflegeleicht und unkrautfrei so weit entfernt wie der Kreis vom Quadrat.

Pflanzen in Schottergärten? Fehlanzeige, die gibt’s höchstens mal einzeln oder als Formgehölz. Sie werden oft angelegt, um lästige Gartenarbeit zu umgehen. Das klappt nur leider nicht – und auch vieles andere spricht gegen diese Steinwüsten.

Denn in diesen „Gärten“ finden weder Schmetterlinge, noch Bienen oder andere Insekten Nahrung. An Hitzetagen, die bei uns immer mehr werden, können sich diese Schottergärten aufheizen und Temperaturen von bis zu 70 Grad erreichen. Dass durch die Steinschicht kaum Wasser und Sauerstoff in den Boden gelangen, wodurch Pflanzen weder Lebensraum noch Nahrung haben, kommt erschwerend hinzu.

Zudem geht schon das Anlegen eines Schottergartens ordentlich ins Geld. Der Kies alleine kann schon mehrere Hundert Euro pro Tonne kosten.

'Gift für das Klima'

Steinvorgarten.

Stadtrat Karlheinz Friedrichs führt aus, dass es Mode geworden sei, die Fläche mit einer Folie und Schotter oder Natursteinbröseln zu belegen, statt mit Pflanzen und Grün die Biodiversität zu fördern: „Das ist für das Klima natürlich Gift.“ Der nun startende Wettbewerb sei eine Anreizförderung, mit dem die Menschen für die Umgestaltung belohnt werden sollen. Gleichzeitig hoffen Stadt und Verein auf Nachahmereffekte in diesem Bereich.

'Öffentlichen Raum aufwerten'

Ulrich Syberg vom Verein 'Wohnen in Herne': „Unsere Aufgabe ist es, den öffentlichen Raum aufzuwerten - in den Quartieren und auch an den Straßenrändern." Das hat sich der Verein auf die Fahne geschrieben und dazu passend Ideen gesammelt. Zudem sei ihm persönlich die Aufwertung des öffentlichen Raumes auch ein Anliegen.

Wildblumen-Wiesen werten den öffentlichen Raum auf.

Innerhalb des Vereins würde versucht, solche Schottergärten auch durch die Gestaltungssatzungen zu verhindern. Hier würde darauf geachtet, dass die Klimaresilienz möglichst hoch ist. Aber daneben gäbe es natürlich viele Altbaubestände. Der Wettbewerb soll helfen, die ersten Steine aus den Gärten zu holen. Allerdings zeigen hochauflösende Luftbilder, dass die Schottergärten nicht nur vor den Häusern zu finden sind. Syberg hofft: „Dass die Menschen, die auch einen Schottergarten hinter ihrem Haus haben, sich Gedanken machen, dies zu ändern.“

Kirsten Süßmeier vom Verein 'Wohnen in Herne': „Wir vom Verein wollen aber auch darauf hinweisen, dass wir nicht nur die Eigenheimbesitzer ansprechen wollen. Wir freuen uns auch über teilnehmende Nachbarschaftsprojekte, Eigentümergemeinschaften oder Mietergemeinschaften, die zum Beispiel den Schottergarten einer Wohnungsgesellschaft in eine Blühwiese verwandeln wollen."

Auch eine Dachbegrünung beugt dem dem Klimawandel vor.

Daniel Wirbals, der stellvertretende Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung: „Wir haben versucht, es den Menschen, die teilnehmen wollen, so einfach wie möglich zu machen, dazu sind die Formulare auf der Homepage der Stadt hinterlegt." Plakate, die im Stadtgebiet ausgehängt werden und die dazugehörigen Flyer, sollen die Menschen auf den Wettbewerb aufmerksam machen.

Teilnahmebedingung

Mit Fotos, die die Gärten in den Zuständen vorher nachher zeigen, kann man sich an dem Wettbewerb beteiligen. Der Schottergarten, der in einen naturnahen Garten umgestaltet wird, sollte eine Mindestgröße von 10 Quadratmetern haben. Eine unverbindliche Anmeldung zum Wettbewerb sollte bis spätestens 20. Dezember 2022 per E-Mail an die Klimamanagerin Jana Ermlich - jana.ermlich@herne.de - gerichtet werden. Ein Nachweis der Umsetzung mit den belegenden Unterlagen sollte bis zum 30. Juni 2023 eingehen.

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Das kann gewonnen werden

Eine Fachjury tagt und prämiert die besten Beiträge. Die Gewinner werden bei einer öffentlichen Preisverleihung geehrt. Die Gewinne werden vom Verein 'Wohnen in Herne' ausgelobt. 1. Platz: 2.000 Euro; 2. Platz: 1.000 Euro; 3. Platz: 500 Euro. Für den 4. bis 10. Platz werden Sachpreise vergeben

| Autor: Carola Quickels