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Startet wieder: Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda eröffnete am Freitag (3.3.2023) die 30. Herner Frauenwoche.

Eröffnung der 30. Herner Frauenwoche

'Gleichberechtigung ist kein Selbstläufer'

Zahlreiche bekannte Hernerinnen aus der Stadtgesellschaft machten sich am Freitag (3.3.2023) auf, um im Literaturhaus an der offiziellen Eröffnung der 30. Herner Frauenwoche teilzunehmen. Die Eröffnung leitet die zweiwöchige Veranstaltungsreihe ein, in der Frauen allerhand Wissenswertes zu Themen, die sie interessieren, erfahren können.

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„30 Jahre Herner Frauenwoche ist ein stattliches Jubiläum. 1993 hätte niemand gedacht, dass wir heute hier stehen würden. Begonnen haben wir mit fünf Veranstaltungen, heute sind es 60 an der Zahl“, berichtet Sabine Schirmer-Klug, Leiterin des Büros für Gleichstellung und Vielfalt der Stadt Herne während der Eröffnungsfeier.

Sie dankt ebenfalls allen Unterstützern, die die Frauenwoche schon über lange Jahre begleiten. Zu diesen Unterstützerinnen der ersten Stunde zählen das Frauenhaus Herne, die Frauen- und Mädchen Beratungsstelle Schattenlicht und die Flottmann Hallen.

Häusliche Gewalt und soziale Absicherung wichtige Themen

Man merkt den Veranstalterinnen und Besucherinnen an, dass sie sich nach fast drei Corona-Jahren freuten, endlich wieder die Eröffnung in Präsenz begehen zu können. „Die von uns angebotenen Themen haben immer noch eine gleichbleibende Wichtigkeit. Die Themen häusliche Gewalt, soziale Absicherung und auch die geringfügige Beschäftigung treiben zahlreiche Frauen immer noch um", so Schirmer-Klug.

Für die Gäste gab es viele Infomaterial.

Weiter führt sie aus: „Gleichberechtigung ist kein Selbstläufer. Werden unsere Töchter und Enkelinnen endlich die Parität erreichen? Für diese Gleichberechtigung lohnt es sich zu kämpfen, auch wenn es nur in kleinen Schritten vorangeht. Das Streben nach einer selbst bestimmten, auskömmlichen Existenz ist den Kampf wert."

Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda macht in seiner Rede deutlich, dass es noch einen weiten Weg bis zur völligen Gleichberechtigung gibt. „Der Kampf um Gleichberechtigung geht weiter. Wir merken, Themen wie feministische Außenpolitik bewegen die Menschen. Wir haben viel erreicht, aber die Baustellen sind weiterhin groß", sagt Dudda.

Care-Arbeit bleibt an Frauen hängen

Viel Beachtung fand außerdem der Auftritt der Poetry-Slammerin Eva-Lisa Finzi, die in ihrem Text auf die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit und die teilweise bitteren Erfahrungen von Frauen einging, wenn sie eine sexuelle Belästigung anzeigen. So erwähnt sie, dass 52 Prozent der Care-Arbeit immer noch von Frauen verrichtet werden. Dabei nimmt sie auch Bezug auf ihre eigene Familiengeschichte. Finzis Mutter leistete ebenfalls Care-Arbeit, während ihr Vater berufstätig war.

Die Teilnehmerinnen kamen in einen regen Austausch.

Sie berichtet augenzwinkernd, dass auch ihr Vater sich an der Hausarbeit beteiligte: „Ich erzählte stolz in der Schule, dass mein Vater Kartoffeln schälte...immerhin für sechs Personen." Diese und andere Aussagen führen zu Gelächter im Saal.

Als es allerdings zum Thema sexuelle Belästigung kommt, wird es still im Saal. Eine von sieben Frauen in Deutschland habe sexuelle Gewalt erlebt. Eindringlich schildert sie, dass Frauen schon von klein auf beigebracht wird: „Gehe nicht durch dunkle Wege, hab immer einen Schlüssel als Waffe griffbereit und verriegle immer die Tür.“

Immer noch Täter-Opfer-Umkehr

Ferner erzählt sie auch von den Erlebnissen einer jungen Frau, die einen Übergriff zur Anzeige brachte. Von der traumatischen Erfahrung des Übergriffes, aber auch von der Re-Traumatisierung durch das Rechtssystem. Wie bewegt die Teilnehmer sind, zeigte auch der nicht abbrechen-wollende Applaus für Eva-Lisa Finzi.

Eva-Lisa Finzi begeisterte mit ihrem Poetry Slam.

Im Gespräch mit halloherne zeigt sich Eva-Lisa Finzi erfreut über die positive Resonanz ihres Auftritts. „Es ist mir eine Freude, hier zu sein. Den Text habe ich extra für den Auftritt heute geschrieben. Mit dem Schreiben habe ich vor circa sechs Wochen angefangen, als das Thema feststand", so Finzi.

Antonie Brieske von der Frauen- und Mädchen Beratungsstelle Schattenlicht greift das Thema des Poetry-Slams während des Gespräches mit halloherne auf. „Wir sehen, dass die Thematik der häuslichen und sexuellen Gewalt enttabuisiert wird. Das ist gut. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Denn immer noch findet eine Täter-Opfer-Umkehr statt. Es wird leider oft immer noch Frauen eine Mitschuld an Übergriffen gegeben", berichtet Brieske.

'Es gibt immer mehr Unterstützung'

Ferner macht Cordelia Neige, stellvertretende Bereichsleiterin des Büros für Gleichstellung und Vielfalt, im Gespräch mit halloherne ebenfalls deutlich: „Die große Resonanz der Veranstaltung zeigt, dass die Themen nicht ausgehen und es immer mehr Unterstützung für unsere Arbeit gibt.“

Nach dem offiziellen Teil blieb den Teilnehmerinnen noch genügend Zeit für einen gemeinsamen Austausch. Bei Musik, leckeren Snacks und Getränken kamen die Besucherinnen noch zu einem Get-Together zusammen. Am Nachmittag ging es dann für interessierte Frauen weiter mit der Stadtfrauenkonferenz im Literaturhaus Herne-Ruhr zum Thema „Auswirkungen der Klimakrise für Frauen“.

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Hier geht es zum kompletten Programm der Frauenwoche und den Anmeldungen.

| Autor: Julia Blesgen