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(v.l.) Umweltberaterin Silke Gerstler und Daniel Wirbals, Fachbereich Umwelt und Stadtplanung, informierten was gegen die Werbeflut in den Briefkästen unternommen werden kann.

Abfallvermeidung durch weniger unerwünschte Werbung

Gemeinsam gegen den Werbemüll

Prospekte, Werbebriefe, Postwurfsendungen, der neueste Pizza-Lieferservice und Werbeträger als Umsonst-Zeitungen getarnt - der Briefkasten läuft wieder einmal über. Wer kennt das nicht. Und gerade um die Weihnachtszeit wollen alle noch schnell ihre 'Sonderangebote' den Bürgern mitteilen. Die sind darüber in der Regel nur mäßig erfreut und müssen diese unerwünschte und nicht angeforderte 'Post' auch noch entsorgen.

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Die Entsorgung ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Denn schon bei der Herstellung fängt das Dilemma an. Denn dafür werden pro Jahr bis zu 2.650 Bäume gefällt - nur für Herne. In der Regel sind das Fichten, 25 Meter hoch und gut 40 Zentimeter im Durchmesser.

Um das zu verdeutlichen und vor allem auch, um gemeinsam gegen diesen Werbemüll anzugehen, informierten am Mittwoch (24.11.2021), Silke Gerstler, die Umweltberaterin der Verbraucherzentrale NRW, und Daniel Wirbals vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung, im Foyer des Technischen Rathauses die Mitarbeitenden und Kunden darüber, was sie gegen die Werbeflut in ihren Briefkästen unternehmen können, denn wehren kann man sich gegen die unerwünschte Werbung. Oft nicht gewünscht und ungelesen wandern viele bunte Prospekte nach Erhalt direkt in die Altpapiertonnen.

Jahr für Jahr werden Fichten für unerwünschte Werbung gefällt

Wobei man auch unterscheiden muss, wie Silke Gerstler im halloherne-Gespräch erklärt: „Es kommt tatsächlich darauf an, welche Art von Werbung es ist. Hat man eine adressierte Werbung in seinem Briefkasten, dann gibt es natürlich die Möglichkeit, an den Absender zu schreiben, dass man auf das nicht möchte." Allerdings schränkt sie ein, dass diese Art von Werbung zum wiederholten Male im Kasten gewesen sein muss - mindestens zwei Mal. „Es ist nicht immer ganz einfach dagegen anzugehen“, gibt Gerstler zu bedenken. Möglich aber ist es.

Aufkleber "Werbung nein danke!"

Hat man solch einen Aufkleber auf seinem Briefkasten, und ist die Werbung nicht adressiert, zum Beispiel die Werbung eines Pizza-Lieferservice, müssen sich die Boten an den Aufkleber halten. Tun sie es nicht, sollte man dem Absender der Werbung eine Aufforderung schicken, dies zu unterlassen. Ist die Werbung hingegen adressiert und wird vom Briefträger verteilt, so ist dieser gezwungen, die adressierte Werbung durch den Schlitz zu werfen. Ein nächstes Problem stellen die Umsonst-Zeitungen mit den diversen Werbeeinlagen da. Da reicht der 'normale' Aufkleber 'Werbung nein danke' nicht aus, sondern dafür müsste es heißen: 'Bitte keine Werbung und keine Umsonst-Zeitungen'.

Eine Erhebung habe gezeigt, dass in den großen Städten mehr als die Hälfte der Haushalte diese Aufkleber auf den Briefkästen haben, im bundesweiten Durchschnitt sind es allerdings erst 28,5 Prozent und in Herne nur 16 Prozent. Da ist also noch deutlich Luft nach oben. In der Herner Verbraucherzentrale bekommt man die Aufkleber und auch Postkarten, die es den Verbrauchern recht einfach machen, gegen die Briefkastenwerbung vorzugehen. Das Anbringen der Aufkleber ist übrigens nach Auffassung der Verbraucherzentrale legitim und Vermieter könnten nichts dagegen haben, da sich der Aufkleber leicht entfernen ließe.

Was tun gegen die Werbeflut in den heimischen Briefkästen?

Wer keine personalisierte Werbung erhalten möchte, der kann sich zum Beispiel in die Robinson-Liste eintragen. Gleichzeitig verweist Gerstler auf einen Verein, der eine kostenfreie App herausgebracht hat: „Der Verein heißt Letzte Werbung. Dort kann man Firmen, die nerven, melden und der Verein kümmert sich dann darum.“ Wie man sich gegen die Werbeflut im Briefkasten wehren kann und auch, was man unternehmen kann, wenn der Hinweis „Werbung nein Danke“ missachtet wird, das findet sich auf der Homepage der Verbraucherzentrale.

Gesetzesänderung für eine aktive Zustimmung

Der oben genannte Verein 'Letzte Werbung' setzt sich für eine gesetzliche Änderung dahingehend ein, dass die Werbung nur in solche Briefkästen landen darf, die einen Aufkleber mit der Aufschrift 'Werbung, Ja bitte' haben. Solch ein Bestreben begrüßt nicht nur die Herner Verbraucherzentrale. Denn mit dieser Umkehr des bestehenden Systems würden wichtige Ressourcen und somit zu guter Letzt die Umwelt geschont. Wer sich an der Aktion zur Umkehr des bestehenden Systems beteiligen möchte, der kann das hier tun.

Nach einer aktuellen Erhebung der Universität Gießen kommen im Jahr schätzungsweise zwischen 1,3 und 1,83 Millionen Tonnen Papier für unadressierte Werbung zusammen – das sind bis zu zehn Prozent des gesamten deutschen Papierkonsums. Wie Umfragen und Beschwerden bei den Verbraucherzentralen zeigen, sind viele Verbraucher genervt von der Werbeflut, den vollen Briefkästen und kostenlosen Zeitungen, die im Hausflur landen.

Deutschland importiert 90 Prozent des Zellstoffs

„Natürlich wäre es auch schön, wenn die Hersteller ihre Werbung auf recyceltem Papier drucken würden, und nicht auf frisch gefällten Bäumen", gibt Gerstler zu bedenken. 90 Prozent des benötigten Zellstoffs würde Deutschland Jahr für Jahr importieren - aus Südamerika, Skandinavien und der Iberischen Halbinsel. Rund 219 Kilogramm Papier werden Jahr für Jahr und pro Person in Deutschland an Papier verbraucht.

Verbraucher senibilisieren

„Die Stadt Herne sieht diese Aktion nicht nur als einen wirksamen Beitrag zur Vermeidung von Abfällen durch die Sensibilisierung der Verbraucher, sondern auch als einen weiteren Schritt zur Umsetzung der Klimaschutzaktivitäten der Stadt Herne“, so Daniel Wirbals. Es würden hier gleichzeitig mehrere Themenfelder wir Abfallvermeidung, Ressourcenschutz und gesundes Klima angesprochen, die sich auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Herne wiederfinden.

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Diese konkrete Maßnahme würden dazu beitragen, dass weniger Bäume für die Papierproduktion gefällt werden, was gleichzeitig heißt, dass diese Bäume weiterhin für eine nachhaltige CO2-Reduktion sorgen und an heißen Tagen vor einer Überhitzung schützen.

| Autor: Carola Quickels