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Livia Leichner zeigt einen selbst genähten Mundschutz.

Mundschutz: Not macht erfinderisch

Gelebte Solidarität in Zeiten von Corona

In Zeiten wie diesen... werden nicht nur Konserven, Nudeln und Toilettenpapier von Mitmenschen gehortet - Solidarität sieht anders aus. Dabei ist doch gerade Solidarität etwas, von dem wir in den kommenden Wochen gar nicht genug aufbringen können. Denn das Corona-Virus kann jeden treffen. Das Virus bevorzugt keinen und sortiert keinen aus. Allerdings kann das Virus für ältere Menschen, und / oder für Menschen, die eine Vorerkrankung haben lebensbedrohlich sein. Darum sollten wir diesen Menschen einen besonderen Schutz zu kommen lassen, zum Beispiel einen Mundschutz. Denn auch der Mundschutz gehört zu den Artikeln, die knapp werden. Verschiedenste Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser berichteten in den letzten Tagen vom Diebstahl besagter Schutz-Artikel. Apotheken vermelden: Mundschutz ausverkauft und Zahnärzte schlagen Corona-Mundschutz-Alarm.

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Ein Beutel mit Pfeifenreinigern.

Stoff, Gummiband und Pfeifenreiniger

Auch die Essener Berufs-Feuerwehr hat einen Mundschutz-Mangel zu beklagen und rief auf ihrem Facebook-Auftritt dazu auf, Mundschutze zu nähen und lieferte auch gleich eine Anleitung samt Schnittmuster. Benötigt wird ein Baumwollstoff, der bei mindestens 60 Grad waschbar ist, Gummiband und Pfeifenreiniger für den Nasenknick, dazu ein Bügeleisen für die Falten und, ja nee is klar: eine Nähmaschine. Diesen Aufruf entdeckte die nähbegeisterte Hernerin Livia Leichner und dachte sich: „Das habe ich alles, denen kann geholfen werden.“ Und zack, saß sie an ihrer Nähmaschine und legte los. Hilfe bekommt sie demnächst von der ebenfalls nähbegeisterten Chiara Cramon.

Über ihren facebook-Auftritt hat Livia Leichner ihr Vorhaben kundgetan und die Essener Feuerwehr freut sich bald über die bunten Mundschutze. Aber nicht nur die Feuerwehr hat Interesse angemeldet. „Bei mir haben haben sich Pflegeeinrichtungen gemeldet, bei denen ein echter Mangel an den Masken besteht. Aber auch Bekannte, die zur Risikogruppe gehören, haben sich bei mir gemeldet - denen habe ich schon Masken geschenkt. Sie sagten mir, dass sie sich mit einer Maske einfach sicherer fühlen.“

Stoff, Bördelband, Pfeifenreiniger, Faden, Nähmaschine. Mehr braucht es nicht.

Der einfachste Schutz ist besser als keiner

Klar ist allen Beteiligten, dass diese Masken nicht die Richtlinien des Robert-Koch-Institus (RKI) erfüllen. Ein weitverbreiteter Irrtum ist allerdings auch, dass man sich selber mit den Masken schützt - egal ob nach RKI-Maßstäben oder selbst genäht. In Wahrheit schützt der Mundschutz den Gegenüber. Trotzdem fühlen sich viele Menschen beim Tragen eines Schutzes sicherer und alleine damit ist ihnen doch schon geholfen.

Jeder kann mit nähen

Alle können mitnähen. Grundvoraussetzung ist bei diesem Näh-Event allerdings, dass eine eigene Nähmaschine vorhanden sein muss, denn „gemeinsames Nähen geht ja im Moment nicht“, bedauert Livia Leichner. Alle Näh-Willigen sitzen also zu Hause und produzieren fleißig 'Masken der Solidarität'. Livia Leichner: „Wer Zeit und Lust hat, der möge sich gerne beteiligen. Dazu muss man auch nicht großartig nähen können, es sind ja nur gerade Nähte.

Die Nähanleitung gibt es hier:

Eine weitere Nähanleitung - für ein anderes Modell - gibt es hier:

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Stoff ist kein Problem

Wer keinen Stoff hat, dem kann geholfen werden, Livia: „Stoff ist genügend vorhanden. Ich habe ein ganzes Zimmer voll.“ Außerdem hat sie die Vermutung... „der Erich [ihr Gatte] wär' auch froh, wenn es sich etwas lichten würde.“ Nun denn, Näh-Freiwillige vor. „Im Anschluss wird gemeinsam überlegt, wie wir die fertigen Masken an die richtigen Stellen verteilen.“

Bunt, einfarbig, schrill, dezent? Egal! Das Schnittmuster ist gleich.
| Autor: Carola Quickels