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Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichspogromnacht 1938 am Dienstag (9.11.2021).

Gedenken an die Opfer der Pogromnacht und NS-Zeit

'Gegen das Vergessen'

„Vor 83 Jahren brannten auch in Herne die Synagogen. Menschen mit jüdischem Glauben wurden erniedrigt, ausgeraubt, verfolgt, gequält und ermordet“, berichtete Ulrich Kind, Initiator des Unterrichtsfaches Kohlengräberland der Erich-Fried-Gesamtschule, bei der Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am Dienstag (9.11.2021) vor dem Shoah-Mahnmal (halloherne berichtete).

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„Mehr als 400 jüdische Mitbürger, über 1.700 ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, zahlreiche politische und religiöse Nazi-Gegner, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Emigranten und Widerstandskämpfer, aber auch 1.500 Bombenopfer des von den Nazis entfachten Weltkrieges dürfen nicht vergessen werden", so Kind weiter.

Lehrer Ulrich Kind vom Unterrichtsfach

Gemeinsam als Bündnis setzten die Schüler der Erich-Fried-Gesamtschule mit der DGB-Geschichtswerkstatt, dem Projekt „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“, dem Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne e.V.“ und dem „Bündnis Herne“ ein Zeichen gegen Hass und Hetze.

'Hass und Hetze an der Tagesordnung'

„Die Ereignisse in der letzten Zeit waren sehr besorgniserregend. Die Zahl rechter Straftaten ist seit 2019 um 15 Prozent gestiegen", so Kind. „Hass und Hetze sind an der Tagesordnung, auch in den sozialen Medien."

In seiner Rede gedachte Ulrich Kind auch den Opfern jüngster rechter Gewalt. So ging er auf den Mord an Walter Lübbecke, die Anschläge auf die Synagoge von Halle sowie in Hanau am 19. Februar 2020, bei dem neun Menschen ihr Leben verloren, ein.

Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung ziehen vom Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum zum Mahnmal an der Bebelstraße.

Über 400 Menschen nahmen an der Gedenkveranstaltung und dem anschließenden Schweigemarsch zum Mahnmal an der Bebelstraße unweit des ehemaligen Polizeigefängnisses teil.

Für Toleranz und Vielfalt

Vor dem Mahnmal für die Opfer des Widerstandes an der Bebelstraße legten die Initiatoren Kränze nieder und hielten, wie auch am Shoah-Mahnmal, eine Schweigeminute ab. Drei Schüler der Erich-Fried-Gesamtschule, Merle Reichardt, Jana Hostkette und Leonard Donnert, sprachen sich in ihren kurzen Reden für Toleranz und Vielfalt aus. Es gäbe einen „Klimawandel im doppelten Sinne". Einmal der tatsächliche Klimawandel und dann der gesellschaftliche Klimawandel, der „die Kälte in der Gesellschaft" spürbar mache, so die Schüler.

„Wir sagen 'Nein' zu Hass und Gewalt. Seht hin und ergreift das Wort, wo andere schweigen", so Leonard Donnert.

Polizeigefängnis als Mahn- und Gedenkort

Auch Rolf Dymel, Vorsitzender des Förderkreises, wandte sich mit seiner ganz persönlichen Geschichte an die Teilnehmenden. Er berichtete von seinem Vater, der aufgrund seines Einsatzes in einer Herner Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten von eben diesen festgenommen und inhaftiert wurde. Zur Widerstandsgruppe gehörte auch Herners späterer Oberbürgermeister Robert Brauner. Später kam Rolf Dymels Vater ins KZ Buchenwald.

„Die Geschichte meines Vaters hat mich sehr geprägt", sagte Rolf Dymel gegenüber halloherne. Er setzt sich aktiv mit dem Förderkreis „Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne" dafür ein, aus dem ehemaligen Polizeigefängnis Herne einen Mahn-und Gedenkort zu machen.

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Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier: Gedenken am Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier:  Gedenken am Mahnmal an der Bebelstraße.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Im Bild: Lehrer Ulrich Kind vom Projekt

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier: Schülerinnen und Schüler legen am Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum Rosen nieder.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier: Gedenken am Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier:  Gedenken am Mahnmal an der Bebelstraße.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Der Zug der Teilnehmer der Gedenkveranstaltung vom Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum zum Mahnmal an der Bebelstraße spiegelt sich in einer Schaufensterscheibe.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier: Gedenken am Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum mit Vertretern des Bündnis Herne.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Teilnehmer der Gedenkveranstaltung ziehen vom Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum zum Mahnmal an der Bebelstraße.

Foto:  Stefan Kuhn

Gedenken an die Judenverfolgung und die Opfer in der Reichsprogromnacht 1938 in Herne (NW), am Dienstag (09.11.2021). Hier: Gedenken am Shoah-Mahnmal am Kulturzentrum.

Foto:  Stefan Kuhn

„Das Gefängnis soll verhökert werden, an denjenigen, der den höchsten Preis bezahlt. Wir haben Sorge um den Erhalt des Polizeigefängnisses. Wir sehen dieses wichtige Projekt als gefährdet an. Denn der jetzige Eigentümer, der Bau-und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW, hat das Gebäude, aus dem die Polizei 2022 ausziehen wird, zum Verkauf ausgeschrieben, ohne einen Hinweis auf die Initiative für den Lern-und Erinnerungsort", so Dymel weiter.

Petition gestartet

Aus diesem Grund hat der Förderkreis eine Petition gestartet, die unter anderem bereits von den Verantwortlichen der jüdischen Gemeinde, der evangelischen sowie katholischen Kirche und der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen unterschrieben wurde.

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Insgesamt war es allen Verantwortlichen wichtig, ein Zeichen für Toleranz sowie gegen Rechts zu setzen und daran zu erinnern, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf.

Gedenken am Mahnmal an der Bebelstraße.
Dienstag, 9. November 2021 | Autor: Julia Blesgen