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Friseurmeister Andreas Janik hängt das Schild an die Ladentüre.

Obermeister der Innung: 'Hätten nicht mehr geöffnet'

Friseure in der Corona-Krise

Schmunzeln konnte Andreas Janik über diverse Videos, die zuletzt im Internet und bei WhatsApp kursierten und weiter verbreitet wurden. Da waren unter anderem Friseure bei ihrer Arbeit zu beobachten, die mit einem Sicherheitsabstand von anderthalb Metern den Kunden das Wasser zum Haare waschen aus dem Eimer direkt auf den Kopf schütteten oder das Shampoo aus derselben Distanz in Richtung des Kopfes spritzten. „Das war spaßig anzusehen, aber man hätte es auch eben so machen müssen“, sagt der stellvertretende Obermeister der Friseur Innung für Herne und Castrop-Rauxel. „Wir wissen, wie eng wir mit den Kunden in Kontakt kommen.“

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Daher zeigt sich Janik nun aus persönlicher Sicht damit zufrieden, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Regierungschefs der Länder seit Montag (23.3.2020) allen Friseuren ein Berufsverbot erteilt haben und damit alle Salons geschlossen bleiben. „Ich finde das fast schon zu spät, ich habe darauf täglich gewartet“, so Janik. „Auch ohne das Verbot hätte ich meinen Laden in dieser Woche gar nicht mehr geöffnet“, führt er fort. Den Schritt der Regierung empfindet er als "begrüßenswert".

Denselben Standpunkt hat auch der Obermeister der Innung, Jörg Böhlke. „Ich hätte meine Mitarbeiter wieder nach Hause geschickt, daher finde ich das gut. Sinnvoll ist auch die Entscheidung, eine einheitliche Regelung zu treffen. Sonst hätten ein paar Läden sicher noch geöffnet, um Kunden bedienen zu können“, erläutert Böhlke. Der Zeitpunkt der generellen Umsetzung sei einer der letzten möglichen gewesen, meint der Inhaber. „Viel schlimmer wäre es aber gewesen, wenn sich einer meiner Mitarbeiter infiziert hätte. Dann hätte man sofort den Laden dicht machen müssen.“

Bleiben erstmal liegen: Schere, Kamm und Rasiermesser.

Hoffnung hat er, dass am Ende der Krise die Branche wie gewohnt weiter arbeiten kann. „Wenn“, so fügt er an, „alles wie geplant von der Landesregierung um Armin Laschet umgesetzt wird.“ Dann habe er die Hoffnung, dass eine Schwarze Null insgesamt in den Büchern stehen könnte. „Für die Mitarbeiter ist erstmal gesorgt, das ist auch gut so. Allerdings habe ich als Chef auch diverse Fixkosten wie Miete, Telefon und Strom, die weiterlaufen. Wenn die auf Dauer höher als die Einnahmen sind, stehe ich als Inhaber vor der Entscheidung, wie es weitergeht“, mahnt Jörg Böhlke. Bei Janik ist derzeit auch mögliche Kurzarbeit für die Mitarbeiter ein Thema.

Vermehrt 'Hamsterschnitte'

Andreas Janik beobachtete in den vergangenen Tagen zudem vermehrt „Hamsterschnitte“, wie er es nennt. „Viele wollten sich noch die Haare schneiden lassen. Da ich aber nur mit Terminen arbeite, konnte ich vereinzelt Kunden nicht bedienen.“ Aufgrund der nun geschlossenen Läden befürchten Janik und Böhlke beide eine erhöhte Nachfrage für Schwarzarbeit in den eigenen vier Wänden. „Bereits am Montagmorgen erhielt eine Mitarbeiterin von mir zwei Anfragen zu Hausbesuchen. Das ist aber aufgrund des Berufsverbots strikt untersagt“, betont Janik. Obermeister Böhlke ergänzt: „Das ist grausam von den Kunden. Ich habe es meinen Mitarbeitern deshalb auch verboten, diese Angebote anzunehmen. Zusätzlich würde das die Situation nur verschlimmern, da alle wieder engen Kontakt hätten.“

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Einen Blick in die Zukunft wollen beide aufgrund der äußerst spekulativen Lage nicht wagen. „Ich hoffe, dass wir alle es irgendwie überstehen. Schon momentan helfen wir Kollegen uns untereinander und halten zusammen“, sagt Andreas Janik. Und Jörg Böhlke schließt an: „Es wird für uns alle nicht einfach.“

Schon vor dem offiziellen Verbot blieb der Laden zu.
| Autor: Marcel Gruteser