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Das MiR.

Viel Neues am Gelsenkirchener Musiktheater

Faust auf Faust am MiR

Gelsenkirchen. Mit einem großen Theaterfest in beiden Häusern und auf dem Kennedyplatz startet das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier am Samstag, 7. September 2019, in die Saison 2019/2020. Bis auf den erfrischend politisch-klaren Intendanten Michael Schulz, der die Themen Fremde, Fremdsein, Fremdfühlen und Ausgrenzung in den Mittelpunkt seines Spielplans rückt, gibt es viele neue Gesichter am MiR, allen voran der Nachfolger der mit einem rauschenden Gala-Fest verabschiedeten Ballettdirektorin Bridget Breiner.

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Faust auf Faust: Nach der überaus erfolgreichen, mit zwei Faust-Auszeichnungen geadelten siebenjährigen Ära der 44-jährigen Amerikanerin, die nun am Staatstheater Karlsruhe eine ungleich größere Compagnie leitet, übernimmt nun der 35-jährige Italiener Giuseppe Spota das völlig neu formierte Ballett im Revier unter dem programmatischen Namenswechsel zu MiR Dance Compagnie. Seine erste Duftmarke im Revier setzte der in Bari geborene und seit 2009 in Deutschland als Tänzer und Choreograph lebende Spota, der 2011 den deutschen Theater-Oscar „Faust“ für „Blaubarts Geheimnis“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden erhielt, Ende Mai 2019 an der Oper Dortmund mit der begeistert aufgenommenen Inszenierung und Choreographie der Oper Echnaton von Philip Glass, einem Staunen machenden Gesamtkunstwerk aus Musik und Gesang, Tanz und Licht, Bühne und Kostümen.

v.l. Michael Schulz, Giuseppe Spota.

„Eine großartige und herrliche Erweiterung unseres Angebotes und Repertoires“, so der nicht zu Unrecht in Superlativen schwelgende, nunmehr bis 2023 verlängerte Intendant Michael Schulz, ist durch eine Neue Wege benannte Programmförderung der schwarz-gelben Düsseldorfer Landesregierung von immerhin 664.000 Euro zustandegekommen: Mit dem Puppen- und Figurentheater verfügt das MiR nun über eine zusätzliche Sparte. Nachdem in Der gestiefelte Kater im Dezember 2018 erstmals Absolventinnen der Berliner Hochschule für zeitgenössische Puppenspielkunst Ernst Busch im Kleinen Haus des MiR agierten, können nun vier Berliner Studenten im Revier Praxiserfahrungen sammeln. Erstes Projekt einer Verbindung von Oper und Figurentheater ist Jan Dvoraks Oper Frankenstein, die am Samstag, 28. September 2019, im Großen Haus Premiere feiert.

„Fremdsein bedeutet Ausgrenzung“, so Michael Schulz. „Das Gegenteil könnte Freundschaft sein, Verständnis und Zugewandtheit. Ich kann jeden als das wahrnehmen, was er ist, nämlich ein individuelles Gegenüber, welches es verdient, dass man ihm mit Respekt, Nächstenliebe und großer Offenheit begegnet. In der kommenden Spielzeit haben wir mit dem Begriff des Fremden einen wesentlichen Schwerpunkt unseres Spielplanes benannt.“ Und der beginnt wie bereits erwähnt mit Jan Dvoraks im Juni 2018 in Hamburg uraufgeführten Oper Frankenstein nach Mary Shelleys gleichnamigem Roman von 1816, inszeniert von Sebastian Schwab. Erste Premiere im Kleinen Haus ist Paul Linckes Berliner Luft-Operette Frau Luna, die am 5. Oktober 2019 in neuer MiR-Fassung von Thomas Weber-Schallauer inszeniert wird. Auch als Abschiedsgeschenk für Christa Platzer in der (Parade-) Rolle von Fritz Steppkes herrischer Tante Pusebach an der Seite u.a. von Anke Sieloff und Joachim Gabriel Maaß.

Gabriele Rech.

Weiterhin dürfen sich alle Musiktheaterfreunde des Reviers und darüberhinaus auf ein so ambitioniertes wie populäres Programm freuen: Zad Moultalas Kinderoper Drei miese, fiese Kerle bringt Carsten Kirchmeier am 23. November 2019 zur Uraufführung, der seinerzeit am MiR groß gewordene Dietrich W. Hilsdorf inszeniert Leos Janaceks Oper „Die Sache Makropulos“ mit Rasmus Baumann am Pult, Premiere ist am 7. Dezember 2019 im Großen Haus, während am 19. Januar 2020 unter musikalischer Leitung von Werner Erhardt, einem Spezialisten für historische Aufführungspraxis, Joseph Haydns Oper „Orlando Paladino“ im Großen Haus herauskommt in einer Inszenierung von Jetske Mijnssen.

Michael Schuulz inszeniert Giuseppe Verdis Die Macht des Schicksals am 22. Februar 2020 im Großen Haus, wo MiR-Rückkehrerin und Hilsdorf-Schülerin Gabriele Rech am 28. März 2020 Giacomo Puccinis Madama Butterfly herausbringt und am 9. Mai 2020 ein MiR-Auftragswerk uraufgeführt wird: Krabat, eine Oper vom Komponisten-Kollektiv Himmelfahrt Scores, dem Dramatiker Ulf Schmidt und der Gruppe Coppelius (Klein Zaches) nach Otfried Preußlers gleichnamigem Roman. Bereits am 8. März 2020 steigt im Kleinen Haus Volume 3 der Wunschkonzert-Show „Fifty-Fifty“, bevor Barbara Hauck die Strauß-Operette Der Zigeunerbaron inszeniert. Den mutigen Schlusspunkt setzt eine futuristische Oper, Sieg über die Sonne, des Kollektivs KGI aus Maria Vogt, Dominik Meder und Simon Kubusch am 26. Juni 2020 im Kleinen Haus.

Am 30. Mai 2020 feiert überdies eine Produktion des Opernstudio NRW Premiere im Kleinen Haus. Sieben internationale Postgraduierte bilden das vom MiR und den Opernhäusern in Dortmund, Essen und Wuppertal getragene Ensemble. Spielplan-Wiederaufnahmen sind Jaromir Weinbergers Oper „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ ab 31. August 2019, Christa Platzers Chanson-Abend „Paris im August“ ab 14. September 2019 sowie die Rock-Oper „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd-Webber und Tim Rice ab 18. Oktober 2019. Für die zwölf Vorstellungen bis April 2020 sollten frühzeitig Karten geordert werden. Übrigens: Der bis heute wegweisend moderne Theaterbau des Architekten Werner Ruhnau wurde am 15. Dezember 1959 eröffnet. Zum 60. Geburtstag gibt’s ein besonderes Ständchen mit verschiedenen Veranstaltungen.

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Die MiR Dance Company startet am 10. November 2019 im Großen Haus mit Les Noces und Sacre, zwei sehr unterhaltsamen Choreographien von Mauro Bigonzetti sowie Ivgi & Greben. Der neue Ballettdirektor Giuseppe Spota steuert Momo am 25. Januar 2020 und Shoot Me Into The Green Screen am 25. April 2020 jeweils im Kleinen Haus bei, bevor sich der Choreographen-Nachwuchs am 19. Juni mit Next Talent vorstellt. Noch bis zum 1. Oktober 2019 können sich interessierte Schulen bzw. Klassen und Schul-AGs bei der MiR-Projektleiterin Marika Carena melden, wenn sie beim Tanzprojekt Move!2020 mitmachen möchten. Last but not least: das Puppentheater bringt am 8. Dezember 2019 eine Produktion für Kinder und ab 21. März 2020 eine für Erwachsene jeweils im Kleinen Haus heraus. Alles weitere im Netz unter musiktheater-im-revier.de.

| Autor: Pitt Herrmann