
ADFC mit Auswertungen für das Jahr 2020
Fahrradklima-Test: Herne mit mäßigen Noten
Beim am Dienstag (16.3.2021) im Bundesverkehrsministerium vorgestellten ADFC-Fahrradklima-Test 2020 schaffte es Herne erneut nur ins untere Mittelfeld der fahrradfreundlichsten Städte in seiner Größe und hat sich gegenüber 2018 in der Gesamtbewertung mit Note 4,3 geringfügig verschlechtert.
223 Herner (2018: 194) haben im Herbst letzten Jahres an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Unzufrieden seien Herner Radfahrer vor allem mit Ampelschaltungen für Radfahrer, der Falschparkerkontrolle auf Radwegen und der Führung an Baustellen. Lichtblicke gab es bei den Bereichen Öffentliche Fahrräder, Wegweisung für Radfahrer und Fahrraddiebstahl. Der ADFC Herne fordert den beschleunigten Ausbau des Radwegenetzes mit Mitteln des Bundes.
Radfahren in Herne 'nicht immer sicher'
Der ADFC-Vorsitzende Michael Thomasen sagt: „Die Corona-Zeit hat viele Menschen neu auf das Rad gelockt – und wir wollen, dass sich auch die Neuaufsteiger auf dem Rad wohl und sicher fühlen. Leider ist das in Herne nicht immer der Fall: viele fühlen sich beim Radfahren nicht sicher. Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise durch konsequente Ahndung von Falschparkern auf Radwegen, mehr Fahrradstraßen, mehr Tempo 30 und fahrradfreundliche Lösungen an Baustellen. Damit Herne wirklich einladend zum Radfahren wird, brauchen wir ein durchgängiges Netz an guten Radwegen. Der Bund hat mit dem Sonderprogramm Stadt und Land dafür ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt.“
Herne liegt bundesweit auf Platz 30 von 41 (2018: 25 von 41) in der Kategorie der Städte 100.000 bis 200.000 Einwohner, im Landesvergleich auf Platz 10 von 15 (2018: 8 von 14). Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2018 hat sich Herne geringfügig verschlechtert (2018: 4,2). Im Durchschnitt geben die Herner die Note „knapp befriedigend“ für die Fahrradfreundlichkeit. Die Mehrzahl der Befragten sagt, Radfahren bedeute in der Stadt Stress und dass in jüngster Zeit zu wenig für den Radverkehr getan wurde.

Von Seiten der Stadt Herne gab es nach Anfrage der halloherne-Redaktion am Freitag (19.3.2021) eine Antwort. Darin heißt es: "Die Stadt Herne hat mit dem Ratsbeschluss zur Gesamtstrategie klimafreundlicher Mobilität die Voraussetzung geschaffen den Umweltverbund zu stärken und somit auch die kritischen Themen zum Radverkehr in Herne konstruktiv anzugehen."
In einem ersten Schritt wurde demnach eine Psychologische Motivationanalyse zum Radfahren in Herne in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Analyse werden nun die Grundlage für die Erarbeitung eines neuen Radverkehrskonzeptes bilden.
Sicherheitsbedürfnissen Rechnung tragen
"Das neue Konzept wird inhaltlich nicht nur das Radwegenetz definieren, sondern insbesondere qualitative und quantitative Ziele zum Umgang mit schwierigen Fragestellungen zur vorhandenen verkehrlichen Infrastruktur (freie Rechtsabbieger, Bevorrechtigungen an Ampeln, etc.) und zur Gewährleistung der Nutzung (Qualitätssicherung der Oberflächen, Sauberkeit, Grünrückschnitt, etc.) enthalten. Den Sicherheitsbedürfnissen der Radfahrenden in Herne (auch im Bereich von Baustellen) soll Rechnung getragen und die Kritikpunkte der letzten Fahrradklima-Tests nach Möglichkeit reduziert werden", teilte die Stadt weiter mit.
"Im urbanen Bereich lassen sich nicht alle Zwangspunkte lösen, dessen muss man sich bewusst sein. Diese Tatsache wird für die Stadt Herne allerdings kein Feigenblatt darstellen, vor dem sie sich verstecken will. Es wird eine gewisse Zeitspanne brauchen, bis sich eine positive Entwicklung in den zukünftigen Bewertungen im Rahmen weiterer Fahrradklima-Tests auch in der Benotung zeigen wird. Trotzdem ist die Stadt Herne fest entschlossen den Radverkehr zu fördern und dadurch das Radfahren auch im urbanen Bereich attraktiv zu gestalten", so die Stadt abschließend.

Insgesamt haben rund 230.000 (2018: 170.000) Radfahrer bundesweit bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 15 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.024 (2018: 683) Städte kamen insgesamt in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und ob die Stadt in Zeiten von Corona das Fahrradfahren besonders fördert.
Für fundierte Ergebnisse müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 bzw. 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 gibt es auf www.fahrradklima-test.adfc.de.