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Insektenhotels im BUND-Garten an der Vinckestraße.

Es brummt und summt - immer weniger

Das fröhliche Brummen und Summen der unterschiedlichsten Insekten lässt nach. Insekten sterben aus - so lautet nur eine der vielen Schlagzeilen mit der Umweltschützer, Naturinteressierte und Entomologen (Insektenforscher) auf das Insektensterben in Deutschland aufmerksam machen. Der BUND warnt seit Jahren vor diesem Problem, bestätigt wird es jetzt vom Bundesumweltministerium.

Zwei Drittel unserer gesamten Tierwelt sind Insekten - die teilen sich in 33.000 unterschiedlichste Arten auf. Drei Viertel aller Nutzpflanzen sind von der Insekten-Bestäubung - zum Beispiel durch die Wildbiene - abhängig. Ohne diese natürliche Bestäubung können der Weltwirtschaft hohe Verluste im Jahr entstehen. Allerdings ist auch die Wildbiene bedroht: In Deutschland gibt es mehr als 550 Wildbienenarten, davon sind 200 gefährdet und 31 direkt vom Aussterben bedroht.

Tagpfauenauge.

Taucht heute ein Schmetterling in unserem Garten auf, begrüßen wir ihn schon fast euphorisch. Aber auch Hummeln, Bienen oder gar Libellen sind weniger zu sehen. Nach langen Autostrecken beobachten Autofahrer, dass ihre Autos immer weniger von toten Insekten bevölkert werden. Insektenforschen vom Niederrhein - der Entomologische Verein Krefeld - bestätigten in einer Studie vom Herbst 2017, den Rückgang der fliegenden Insekten. Darin zeigten die Forscher auf, dass anhand von Messdaten aus 27 Jahren, die Biomasse der fliegenden Insekten um 75 Prozent geschrumpft sei. Dazu stellten sie in diesem Zeitraum an unterschiedlichen Orten in Deutschland Insektenfallen auf. Die, in diesen Fallen verhedderten Tiere, wogen die Forscher jedes Jahr - und stellten dabei den Rückgang der Insekten fest.

Im BUND-Garten an der Vinckestraße.

Wo stehen wir und was können wir dem Sterben entgegensetzen? Wir haben mit Hiltrud Buddemeier, die Kreisgruppensprecherin des BUND Herne, im Garten an der Vinckestraße gesprochen.

Sehen Sie das Sterben auch als so dramatisch an, wie es Berichten zufolge sein soll?

Buddemeier: „Ja, das Sterben der Insekten schreitet immer weiter voran. Die Bestände an allem was krabbelt, sei es Erd- oder Wildbienen, Falter oder Käfer. Nehmen Sie Mal die Käfer. Früher (als Hiltrud noch klein war) habe ich in meinem Zimmer die unterschiedlichsten Käfer in Einmachgläser gesammelt und beobachtet. Aber heute? Man sieht doch kaum noch Käfer.“

Damit Käfer sich in einem Garten wohl fühlen, braucht es Tot-Holz-Haufen. Die finden sich aber kaum in einem"gepflegten" Garten."

Frau Buddemeier, was sind die Ursachen für das dramatische Insekten-Sterben?

Buddemeier: „Für mich sind Ursachen die in der Landwirtschaft zu suchen und nirgendwo sonst. Woher soll es sonst kommen? Diese Pestizide, die da verspritzt werden, unentwegt, dreimal oder viermal im Jahr, oder auch Herbizide. Das kann doch nicht gut gehen, bei diesem Raubbau der da betrieben wird... Aber auch die dichte Besiedelung in unseren Städte spielt eine wichtige Rolle, die kaum noch wilde Grünflächen zulässt.“

Was passiert denn, wenn die Insekten aussterben?

Buddemeier: „Nun, die Aufgabe der Insekten ist es doch Pflanzen zu bestäuben und Schädlinge zu fressen. Sie sind quasi das Fundament eines funktionierenden Ökosystems. Sterben Insekten, sterben die Vögel. Gibt es keine Insekten mehr, tja, dann gibt es auch keine natürliche Bestäubung mehr und wir haben keine Nahrungsmittel mehr. Die Landwirtschaft wäre ohne Insekten nur noch eingeschränkt und ausschließlich über eine Bestäubung durch den Wind möglich. Wir versuchen natürlich unseren Garten hier unter ökologischen Gesichtspunkten zu bewirtschaften und müssen dafür sorgen, dass das ökologische Gleichgewicht beibehalten wird. Aber auch wir müssen sehr, sehr gut aufpassen.“

Im BUND-Garten an der Vinckestraße.

Was kann man falsch machen?

Buddemeier: „Zum Beispiel wäre es falsch, in seinem Garten zu viele Honig- Bienenvölker zu beherbergen. Die würden natürlich super viel Honig produzieren, aber keine Nahrung (Nektar) mehr für andere Insekten überlassen. Die Honig-Bienen gehen an alle blühenden Pflanzen, die machen keinen Unterschied. Wohingegen die Grab-Biene oder die Erd-Wespe nur an bestimmte Pflanzen gehen - die haben sich durchweg alle spezialisiert.

Wer kann was gegen das Insekten-Sterben tun?

Buddemeier: „Wir hier, wir machen etwas, damit es den Insekten gut geht“ sagte Hildtrud Buddemeier mit einem kleinen Lächeln, um aber sofort wieder mit einer Zornesfalte weiter zu reden: „Aber die Bauern, die spritzen, die kümmern sich nicht. Schauen sie doch in den Constantiner Wald - da ist noch Leben - weil dort auch auch keiner spritzt.“

Was können Heim-Gärtner denn tun, damit sich Insekten wohlfühlen?

Viele Insektenhotels im BUND-Garten an der Vinckestraße bieten vielen Insekten Unterschlupf.

Buddemeier: „Auf keinen Fall der neuesten Masche folgen und Schottergärten anlegen. Wichtig ist natürlich die Auswahl der Pflanzen, es sollten heimische Arten sein. Die Bearbeitung des Boden ist wichtig, er sollte immer locker sein. Auf keinen Fall chemische Dünger benutzen. Man sollte nur Kompost oder auch Hornspäne verwenden. Auf jeden Fall sollte man darauf achten, dass sich auch Vögel ansiedeln können und eine Brutmöglichkeit finden. Gehölze sollten Beeren hervorbringen, die ihnen als Nahrung dienen. Möglichkeiten sich zu verstecken, sollten auch genügend vorhanden sein - vom Kleininsekt, über Kleinsäuger wie zum Beispiel Igel. Gute Hilfen für Insekten sind natürlich auch die sogenannten Insekten-Hotels. Dabei ist es wichtig, dass die Hotels, wenn sie aus Holz sind, nicht aus Nadelholz sind. Das Holz muss gut durch getrocknet sein und die Hotels müssen nach Osten oder Süden zeigen. Aber die Landwirtschaft und die Spritzerei....“

Herzlich Willkommen - im BUND-Garten an der Vinckestraße.
Dienstag, 28. August 2018 | Autor: Carola Quickels