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Julius Schlehecks Meister beargwöhnt Krabat (Felix Zimmermann, vorn).

„Krabat“ am Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel

Echte Liebe schlägt jede Magie

Der vierzehnjährige Waisenjunge Krabat (Felix Zimmermann) folgt am Dreikönigstag dem unheimlichen Ruf aus seinem nächtlichen Alptraum: Er wird zur Mühle im Koselbruch bestellt. Dort lehrt der Meister (Julius Schleheck) nicht nur das Handwerk des Kornmahlens, sondern auch die schwarze Magie. Krabat ist sogleich fasziniert von den Möglichkeiten der Zauberkunst, die freilich ihren Preis hat: In jeder Silvesternacht fordert der unheimliche Gevatter einen Gesellen als Opfer. Als Krabat so seinen Freund und Mentor, den Altgesellen Tonda (Adrian Kraege), verliert, beschließt er, sich nach bestandener Probezeit in der schwarzen Kunst zu üben, um im Jahr darauf dem Meister trotzen zu können. „Wer viel fragt, der viel irrt“: Während er Juro (Sabrina Sauer) und dem neuen Lehrling Lobosch (Adrian Kraege) vertraut, muss er sich vor dem Spitzel Lyschko (Edda Lina Janz) hüten, der hinter das Geheimnis seiner heimlichen Liebe zum Dorfmädchen Kantorka gekommen ist, deren Stimme Krabat am Ostersamstag verzauberte. Als er erfährt, dass nur die Liebe eines Mädchens den Bann der Mühle brechen kann, hadert Krabat mit sich selber, ob er Kantorka bitten soll, sich einer gefährlichen Probe auf Leben und Tod zu stellen...

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Eine düstere sorbische Sage diente dem, so seine eigene Charakterisierung, Geschichtenerzähler und Rosenheimer Volksschullehrer Otfried Preußler (1923 – 2013) im Jahr 1971 zur Vorlage seines erfolgreichsten Werks Krabat. Marco Kreuzpaintner hat den Roman 2008 mit prominenter Besetzung, darunter David Kross und Christian Redl, als eine faszinierende, hochdramatische Fantasy-Geschichte vom Kampf zwischen Meister und Zauberlehrling, Verführung und Widerstand, Hass und Liebe, Tod und Leben auf die Kinoleinwand gebracht. Preußler, der zu den namhaftesten und erfolgreichsten Kinderbuchautoren Deutschlands zählt, die weltweite Gesamtauflage seiner 35 Werke beläuft sich auf 50 Millionen Exemplare, stieß als Zwölfjähriger in einem Buch auf die nach dem Dreißigjährigen Krieg Mitte des 17. Jahrhunderts in der Lausitz spielende Geschichte. Sie ist jetzt am Westfälischen Landestheater für alle ab zehn Jahren für die Bühne adaptiert worden, umjubelte Premiere war am Samstag (16.2.2019) im WLT-Studio am Castroper Europaplatz.

Edda Lina Janz sieht mit dem Herzen gut.

Dramaturgin Sabrina Klose und Regisseurin Karin Eppler haben die 250seitige Vorlage nicht nur sprachlich an unsere heutige Zeit angedockt: Felix Zimmermanns Krabat ist für das Publikum eine Identifikationsfigur, die eine Miniaturkamera immer wieder in Selfie-Manier einsetzt, um sein Gesicht in Großaufnahme auf die variable Einheitsbühne zu projizieren. Ausstatter Marc Mahn verbindet mit ganz einfachen Mitteln Krabats horrible Träume mit der unheilschwangeren Atmosphäre der Schwarzen Mühle. Die 75minütige Inszenierung fokussiert auf die Titelfigur und ihre innere Wandlung von einem selbstsüchtigen zu einem empathischen jungen Mann. Sie folgt – mit notwendigen Kürzungen – ganz dem Roman, dessen 33. und letztes Kapitel Zwischen den Jahren in der WLT-Fassung ganz unter die Erkenntnis Antoine de Saint-Exuperys aus seinem Roman Der kleine Prinz gestellt wird: Man sieht nur mit dem Herzen gut.

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Genauer: Edda Lina Janz‘ Kantorka, die stimmgewaltige Vorsängerin aus Schwarzkollm, benennt trotz verbundener Augen Krabat in der Reihe stumm und unbeweglich nebeneinander ausharrender Mühlknappen in der Schwarzen Kammer hinter einem für sie undurchsichtigen Vorhang: „Ich habe gespürt, dass du Angst hattest, Angst um mich: daran habe ich dich erkannt.“ Ein ganz starkes, mit Herztönen unterlegtes emotionales Finale eines bis dahin recht konventionell inszenierten Stationendramas.

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  • Mittwoch, 20. März 2019, um 13 Uhr
  • Donnerstag, 21. März 2019, um 9:15 Uhr
  • Donnerstag, 21. März 2019, um 11:30 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann