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An einem Modell wird gezeigt, wie das neue Endoskop den Dünndarm auffädelt, um so auch schwer erreichbare Stellen einsehen zu können.

Im St. Anna Hospital soll es werden wie 'Autofahren durch den Darm'

Die Zukunft der Dünndarm-Endoskopie

Fast jeder Winkel des menschlichen Körpers lässt sich heutzutage mit Hilfe der modernen Medizin untersuchen. Der Dünndarm blieb jedoch lange eine Ausnahme. Durch seine Länge und die Lage im Körper ist er mit einem normalen Endoskop kaum zu erreichen. Der Blick hinein ist jedoch sehr wichtig, beispielsweise um die Ursache unklarer Blutungen im Magen-Darm-Trakt ausfindig zu machen. Neuere technische Entwicklungen der letzten Jahre brachten zwar Fortschritte, waren aber auch mit einigen Nachteilen und viel Zeitaufwand verbunden. Eine ganz neue Technologie revolutioniert jetzt das Gebiet der Dünndarm-Endoskopie – und ist geradewegs im St. Anna Hospital Herne eingezogen, teilte die St. Elisabeth-Gruppe am Donnerstag (17.9.2020) mit.

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Schwarzer Stuhl und Eisenmangel sind häufige Symptome von Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Viele Patienten kommen mit diesen Symptomen in die Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne. „In diesem Fall müssen wir erst einmal herausfinden, wo die Ursache für die Blutungen genau liegt, um diese dann behandeln zu können“, erklärt Chefarzt Dr. Viktor Rempel.

Was folgt, ist häufig eine Magenspiegelung, um die Quelle der Blutung auszumachen. Normale Endoskope reichen durch den Mund von der Speiseröhre über den Magen und den Zwölffingerdarm bis zu den ersten Zentimetern des Dünndarms. Mittels einer Darmspiegelung durch den Anus können Enddarm und Dickdarm untersucht werden. Die durchschnittlich vier Meter Dünndarm, die dazwischenliegen, können auf diese Weise jedoch nicht eingesehen werden.

Erst seit rund 20 Jahren können Mediziner mit Hilfe eines speziell für diesen Zweck entwickelten Ballon-Enteroskops in den Dünndarm vordringen. Die Methode ist jedoch langwierig und mühsam und erfordert oft mehrere Sitzungen. Zudem funktioniert sie bei einigen Patienten nicht. Eine Alternative bietet die Kapsel-Endoskopie. Dabei schluckt der Patient eine kleine Videokapsel, die Bilder aus dem gesamten Magen-Darm-Trakt aufnimmt und anschließend wieder ausgeschieden wird.

„Auf diese Weise erhält man zwar viele Aufnahmen aus dem Dünndarm, kann jedoch keine therapeutischen Maßnahmen durchführen. Ich kann eine Blutung also beispielsweise entdecken, aber nicht direkt stoppen“, so Dr. Rempel. „Daher freut es mich sehr, dass wir unseren Patienten nun eine ganz neue und sehr effektive Möglichkeit der Dünndarm-Untersuchung anbieten können. Damit hat die Zukunft der Dünndarm-Endoskopie hier bei uns in der Klinik Einzug gehalten.“

Das neue Endoskop, das erst seit etwas mehr als einem Jahr auf dem Markt ist, verfügt über einen integrierten Motor und eine weiche, spiralförmige Oberfläche. Auf dieser werden die vielen Meter Dünndarm während der Untersuchung behutsam aufgefädelt und das Endoskop bewegt sich vorwärts. Mit einem Fußschalter steuert der behandelnde Arzt die Geschwindigkeit und bestimmt, in welche Richtung sich die Spirale drehen soll. Erst rund 20 Kliniken in ganz Deutschland arbeiten damit. „Es ist ein bisschen wie Autofahren durch den Darm“, erklärt der Chefarzt.

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„Wenn ich das Fußpedal betätige, bewegt sich das Endoskop aus eigenem Antrieb fort. Bei zu viel Widerstand stoppt der Motor automatisch. Das erleichtert die Untersuchung ungemein und macht sie sehr sicher. Zum ersten Mal ist es auf diese Weise möglich, den gesamten Dünndarm zu untersuchen und das sogar in viel kürzerer Zeit. Auch lassen sich Behandlungen, wie beispielsweise die Verödung einer Blutung oder die Entnahme einer Gewebeprobe, viel präziser durchführen, da das neue Endoskop seine Position sehr stabil hält. Ich freue mich sehr, in Zukunft vielen Patienten damit helfen zu können.“

| Quelle: St. Elisabeth-Pressedienst