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Zusammen mit Regisseur Oliver Meyer hat Lukas Holzhausen (Foto) das Monodram „Die Tagesordnung“ adaptiert.

Gastspiel bei den Ruhrfestspielen

'Die Tagesordnung'

20. Februar 1933. Vierundzwanzig führende Vertreter der deutschen Wirtschaft versammeln sich auf Einladung des Reichstagspräsidenten Hermann Göring in Berlin zu einem geheimen Treffen mit Adolf Hitler. BASF, Siemens, Allianz, alles, was Geld und Namen hat, findet sich zusammen, um dem frisch vereidigten Reichskanzler die Ehre zu erweisen – natürlich auch in der Hoffnung, aus dieser Begegnung Profit zu schlagen.

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Dabei sind: Gustav Krupp, Ernst Tengelmann, Wilhelm von Opel, Hjalmar Schacht, Günther Quandt und Friedrich Flick, nur um ein paar der Ausgewählten zu nennen. Nach 30 Minuten ist alles entschieden. Die mächtige deutsche Industrie stellt sich hinter Hitler, sie finanziert den bevorstehenden Wahlkampf der NSDAP. Krupp allein zahlt eine Million…

Mit dieser Heirat zwischen Industrie und Politik beginnt der 2017 veröffentlichte Roman „L’ordre du jour“ („Die Tagesordnung“) von Éric Vuillard, für den er den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis, gewann. Vuillard, 1968 in Lyon geboren, sucht Momente deutscher Geschichte, die bekannt zu sein scheinen, und lässt sie uns in neuem Licht erscheinen. Er gewährt uns einen Blick in die Hinterzimmer der deutschen Geschichte von 1933 bis 1938, seziert die Mechanismen des Aufstiegs der Nationalsozialisten und zeichnet den Weg des heraufziehenden Weltkrieges.

Lukas Holzhausen in „Die Tagesordnung“ vom Schauspiel Hannover.

Vuillard erzählt auf 120 Seiten die Geschichte, die fünf Jahre später in die Annexion Österreichs mündet, anders als wir sie aus unseren Geschichtsbüchern kennen: Er zeigt den Panzerstau an der deutschen Grenze zu Österreich, er entlarvt Kurt Schuschniggs kleinliches Festhalten als österreichischer „Bundeskanzler und Frontführer“ an der Macht, Adolf Hitlers abgründige Unberechenbarkeit und die gleichgültige Schwäche des britischen Premiers Neville Chamberlain. Mit der ihm eigenen virtuosen Eindringlichkeit und satirischem Biss seziert Vuillard die Mechanismen des Aufstiegs der Nationalsozialisten und macht deutlich: Die Deals, die an den runden Tischen der Welt geschlossen werden, sind faul - und unser Verständnis von Geschichte beruht auf Propagandabildern.

Ein erschreckend aktueller Stoff also, den der Regisseur Oliver Meyer und der Schauspieler Lukas Holzhausen für sich entdeckt und daraus einen über knapp neunzig Minuten fesselnden Monolog entwickelt haben. „Die Tagesordnung“ feierte am 15. Juni 2021 Deutschsprachige Erstaufführung im Ballhof Zwei des Schauspiels Hannover. Nun gastiert die Produktion des Niedersächsischen Staatstheaters im Rahmen der Ruhrfestspiele dreimal auf Recklinghausens Grünem Hügel: Am Montag, 23. Mai 2022, am Dienstag, 24. Mai 2022 sowie am Mittwoch, 25. Mai 2022, jeweils um 20:30 Uhr im Kleinen Haus. Karten unter ruhrfestspiele.de oder Tel 02361 – 92 180.

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  • Montag, 23. Mai 2022, von 20:30 bis 22 Uhr
  • Dienstag, 24. Mai 2022, von 20:30 bis 22 Uhr
  • Mittwoch, 25. Mai 2022, von 20:30 bis 22 Uhr
Montag, 23. Mai 2022 | Quelle: Pitt Herrmann