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Till Beckmann und Jennifer Ewert in „Die Prinzessin kommt um vier“.

Finale beim KulturOpenAir an den Flottmann-Hallen

Die Prinzessin kommt um vier

Nach insgesamt 23 abwechslungsreichen Veranstaltungen verschiedenster Sparten für großes und kleines Publikum mit über einhundert Akteuren auf der Bühne hinter den Flottmann-Hallen verabschiedet sich das Herner KulturOpenAir am Samstag, 11. Juli 2020, um 16 Uhr mit Theater für alle ab vier Jahren in die Sommerpause: Jennifer Ewert und der Herner Till Beckmann spielen „Die Prinzessin kommt um vier“ nach der gleichnamigen Geschichte von Wolfdietrich Schnurre.

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Nachts im menschenleeren Zoo. Die Tiere sind endlich unter sich. Ein urgewaltiges Geschrei setzt ein, denn nur ohne zweibeinige Beobachter fühlen sich die Käfiginsassen frei. Till Beckmann hält eine Lampe auf einen ausgestopften Reiher, der vorn von der Decke hängt. Seine Flügel werfen Schatten, er scheint sich zu bewegen. Und Jennifer Ewert ahmt die Flügelbewegungen eines Vogels nach...

Der Herner Christofer Rott hat die Kurzgeschichte „Die Prinzessin kommt um vier“ von Wolfdietrich Schnurre, die mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner in einer wohlfeilen, posthum im Jahr 2.000 im Berliner Aufbau-Verlag erschienenen Ausgabe erhältlich ist, für Kindertheater adaptiert und mit einer kleinen Rahmengeschichte versehen. Isabell Zieglers Ausstattung beschränkt sich auf einen Tisch, einen Stuhl und einen etwas größeren Hocker. Die Möbel, mit wunderbar bunten Tier- und Pflanzenmotiven bemalt, könnten jedes Kinderzimmer zieren. Im Hintergrund eine mit Requisiten bestückte Rosen-Girlande sowie zwei weitere ausgestopfte Vögel. Die beiden Schauspieler erschaffen sich mit Kreidezeichnungen ihre eigene Welt, die sie gegenüber den ganz jungen Zuschauern mit Pflanzen und stilisierten Augen-Wesen einhegen – wie Gitterstäbe im Zoo.

Zebras galoppieren, Löwen majestieren, ohne sich auf die faule Haut zu legen, Eisbären würden am liebsten Fische jagen: die Tiere haben in der Nacht endlich ihr – freilich immer noch eingezäuntes – Reich ganz für sich. Jennifer Ewert und Till Beckmann wechseln sich als Darsteller und Geräuschemacher im fliegenden Wechsel ab. Erstere gibt eine Hyäne, die einfach nur 'raus will. Einmal die Welt jenseits des Zoos erkunden – und das nach Möglichkeit mit Hilfe eines ihr freundlich gesinnten Menschen. Eines Zoobesuchers wie Till Beckmann, der sich zwar auch die Nase zuhält, als die Hyäne näherkommt, dem das grimmige Gesicht mit den fletschenden Zähnen des Tieres aber keine Angst macht. Im Gegenteil: er kann sich gut vorstellen, dass aus dem hässlichen Wesen eine liebreizende Prinzessin wird, wenn er die Hyäne um vier Uhr am Nachmittag daheim zu Kaffee und Kuchen einlädt...

Jennifer Ewert und Till Beckmann belauern sich gegenseitig, nähern sich vorsichtig an. Als er sie einlädt, freut sich die Hyäne ganz euphorisch, während dem Besucher sogleich Zweifel kommen, ob er nicht ein zu großes Wagnis eingegangen ist. Doch als sie sich im wahren Wortsinn durchgebissen hat zu ihrem Rosenkavalier, beginnt ein wahres Schmatzen und Schmausen. Nur dass es mit der Verwandlung partout nicht so klappen will wie einst beim wachgeküssten Frosch: die Hyäne ist gar keine Prinzessin! Was ihm aber inzwischen gar nichts ausmacht...

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Nur eine knappe Schulstunde dauert Andrea Kramers turbulente und sehr körperbezogene Inszenierung, die dem ganz jungen Publikum nur zu Beginn die eine oder andere Schrecksekunde zumutet. Rasch sind die Kinder in die Geschichte einer ganz und gar ungewöhnlichen Freundschaft, aus der sich vielleicht gar einmal Liebe entwickeln könnte, eingebunden, fiebern mit beiden äußerlich so unterschiedlichen Figuren mit. So spielt es für sie am Ende auch keine Rolle, ob sich die Hyäne doch noch in eine Prinzessin verwandelt oder nicht: nur die inneren Werte zählen.

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  • Samstag, 11. Juli 2020, um 16 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann